Medizin von Morgen

Redaktioneller Beitrag
Illustration: Xinwei Zhang
Klaus Lüber Redaktion

AUGMENTED REALITY
In Zukunft könnten operierende Ärzte mit einer Datenbrille ausgestattet sein, über die alle relevanten Informationen zum Patienten und Eingriff direkt in ihr Blickfeld eingeblendet werden. Ein solcher Augmented-Reality-Layer ist bei Ingenieuren schon üblich. Bereits im Studium wären die Brillen hilfreich, etwa um virtuell erste Schnitte setzen zu können. Ob sich die Technik tatsächlich in den OPs durchsetzen wird, ist unklar. Bereits jetzt sind Operationssäle hoch technisiert und nicht jeder Arzt mag Einblendungen in seinem Gesichtsfeld.
 

CRISPR/CAS9
Das sperrige Kürzel steht für ein noch relativ neues Verfahren, das es möglich macht, Gensequenzen einfach und präzise zu manipulieren. Die auch als „Gen-Schere“ bezeichnete Technologie verspricht vor allem neue Therapieoptionen gegen Aids, Krebs und andere Krankheiten. Erst kürzlich konnten Forscher das Erbgut von Moskitos, die Malaria übertragen, so manipulieren, dass sie aufgrund von unfruchtbaren Weibchen aussterben. Gerade aufgrund seines hohen Potenzials hat CRISPR/Cas9 aber auch eine Debatte über Ethik ausgelöst. Sollen Eltern in Zukunft beispielsweise über die Gene ihrer ungeborenen Kinder entscheiden dürfen?
 

3-D-DRUCK
In der Industrie wird 3-D-Druck bereits erfolgreich eingesetzt, auch in der Medizin beginnt sich die Technologie durchzusetzen. Bereits heute werden neun von zehn Hörhilfen gedruckt, Prothesen sind immer häufiger gedruckte Maßanfertigungen. Bei Hautgewebe, Blutgefäßen oder ganzen Organen macht die Forschung Fortschritte, eine Herausforderung stellt im Augenblick noch das feingliedrige System der menschlichen Durchblutung dar. Trotzdem werden bereits im kommenden Jahrzehnt erste gedruckte Nieren auf dem Massenmarkt erwartet – vor allem deshalb, weil ihre Funktionsweise nicht ganz so komplex ist, wie die anderer Organe.
 

EXOSKELETTE
Maschinelle Stützapparate leisten bereits heute schon Unterstützung in einigen Arbeitsfeldern: Industriearbeiter und Pfleger tragen Kraftanzüge, also am Körper angelegte Gerüste mit Elektromotoren, die beim Heben die Hauptlast abfedern und so den Rücken entlasten. Schlaganfall-Patienten oder Menschen mit Rückenmarkschädigungen nutzen das Hilfsmittel, um sonst unmögliche Bewegungen durchzuführen oder wieder zu erlernen. Damit sich die Geräte auf dem Massenmarkt durchsetzen können, müssten allerdings die Preise noch deutlich sinken.
 

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Bereits heute kann lernende Software Unterstützung bei der Analyse von Röntgenbildern bieten, in Zukunft werden Algorithmen zur Unterstützung bei der Diagnose und der Auswertung von Medizindaten selbstverständlich sein. Es ist davon auszugehen, dass viele Menschen KI-Systeme dazu einsetzen werden, in Echtzeit Werte wie Herzfrequenz, Blutdruck, Blutzucker oder Atemfrequenz zu analysieren, um Krankheiten schon im Vorfeld erkennen zu können. Wie sinnvoll und nützlich ein solches granulares Überwachen der Gesundheit wirklich ist, wird sich allerdings noch zeigen müssen.
 

NANOMEDIKAMENTE
Einige Medikamente der Zukunft könnten mit Partikeln im Nanobereich arbeiten. Die winzigen Körner können über Oberflächen, die an die Rezeptoren angepasst sind, Wirkstoffe direkter als bislang in Zellen einschleusen und die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Das Resultat: neue Anwendungen, eine bessere Wirkung und weniger Nebenwirkungen. In der Onkologie werden erste Versuche zur Tumor-Behandlung getestet, allerdings bedarf es zur Analyse möglicher Nebenwirkungen als auch der idealen Wirkstoff-Kombination noch weiterer Forschung.

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