Innovationen für das Auge

Von der Makuladegeneration bis zur Fehlsichtigkeit: Die Möglichkeiten, Augenleiden minimalinvasiv und unter Einbezug von Lasertechnik zu behandeln, haben sich rapide verbessert.
Illustration_Augenheilkunde
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Jürgen W. Heidtmann Redaktion

Je älter die Bevölkerung im Zuge des demografischen Wandels wird, desto stärker nehmen auch die Augenleiden zu. Dabei entwickelt sich besonders die Lasertechnik zu deren Behandlung rapide weiter. Mit Laser werden grauer und grüner Star behandelt, Alterssichtigkeit und Glaskörpertrübungen, die so genannten „Fliegenden Mücken“. Netzhaut-, Makula- und diabetesbedingten Augenerkrankungen rückt man mit dem Nanosekundenlaser zu Leibe, sogar bei Hornhautverpflanzungen spielt der Laser eine immer größere Rolle.
Zum Beispiel die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD). In Deutschland leiden geschätzt mehr als vier Millionen Menschen an einer Makuladegeneration oder einer Vorstufe davon. Sterben Zellen im Areal der Macula lutea oder „Gelber Fleck“ der Netzhaut ab, verliert das Auge stark an Sehkraft. Die Folgen: Sehbehinderung bis hin zur Blindheit. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Arten dieser Erkrankung: die so genannte trockene und die feuchte Makuladegeneration. Gegen die recht häufige trockene Makuladegeneration gibt es bisher keine Therapie. Patienten erhalten in der Regel hoch dosierte Präparate eines Carotins, um den Verlauf der trockenen Makuladegeneration zu stoppen oder zu verlangsamen.
Unter der aggressiveren, feuchten Form der Erkrankung leiden etwa 500.000 Patienten. Bei ihnen wuchern krankhaft Blutgefäße unter der Netzhaut. Die neu gebildeten Gefäße neigen dazu zu bluten, Narben entstehen, die Sehkraft verschlechtert sich. Behandelt wird diese Form in der Regel mit regelmäßigen Injektionen von Medikamenten direkt in das betroffene Auge. Dabei werden Hemmstoffe gegen das krankhafte Gefäßwachstum injiziert. Diese Injektionen sind oft in kurzen Abständen und lebenslang nötig, um die Erkrankung unter Kontrolle zu halten.
Neue lasergestützte Behandlungsverfahren geben Hoffnung, jedenfalls im Frühstadium einer Makuladegeneration. Etwa die sogenannte „retinale Regenerationstherapie“. Sie wird ambulant mit einem speziellen Nanosekundenlaser durchgeführt und ist nichtinvasiv und schmerzfrei. Die Lasertherapie zielt darauf ab, den natürlichen Regenerationsprozess des retinalen Pigmentepithels an der Makula anzuregen. 50 Prozent der so behandelten Patienten berichten von einer Verbesserung ihrer Sehkraft.
Klassiker unter den Laserbehandlungen ist natürlich die so genannte „refraktive Chirurgie“: Fehlsichtigkeiten, die operativ und minimalinvasiv korrigiert werden können. Speziell ausgebildete Augenärzte führen in Deutschland solche Sehschwäche-Korrekturen durch. Mitte der 1980er Jahre erstmals angewandt, sind die Methoden heute ausgereift und werden weltweit millionenfach eingesetzt. Wichtig zu wissen: Kurz- oder Weitsichtigkeit, die durch eine Verkrümmung der Hornhaut verursacht wird, erfordert eine andere Behandlung als etwa die Alterssichtigkeit. Die angewandten Methoden und die eingesetzte Technik können sich von Fall zu Fall unterscheiden.
Grundsätzlich unterscheidet man in Verfahren, welche die Hornhautoberfläche behandeln und Verfahren, bei denen die oberste Schicht der Hornhaut abgetrennt und darunter gelasert wird. Letztere verfolgt das so genannte „Lasik“-Verfahren, die Abkürzung steht für „Laser in situ Keratomileusis“. Bei diesem computergesteuerten Verfahren trennt eine feine Klinge die oberste Schicht der Hornhaut ab und klappt sie auf. Ein so genannter Excimer-Laser fräst darunter die Hornhaut auf einer Fläche von sieben Millimetern ab.
Durch die winzige Veränderung der Wölbung wird eine Korrektur der Fehlsichtigkeit erreicht. Dann wird das Hornhautscheibchen wieder zurückgeklappt. Das Verfahren kann nur angewandt werden, wenn die Hornhaut in der Mitte mindestens 0,5 Millimeter dick ist. Die so genannte Femto-Lasik arbeitet nach demselben Verfahren, nur wird hier das Hornhautscheibchen mit dem Laser statt mit der Klinge abgehoben.
Die Oberfläche der Hornhaut bearbeiten Verfahren wie PRK, die Photorefraktive Keratektomie, und Lasek. Bei beiden wird die Oberfläche der Hornhaut mit dem Laser abgeschliffen. Bei PRK wird die oberste Zellschicht der Hornhaut entfernt, bei Lasek wie ein Vorhang zur Seite geschoben. Dann wird die Hornhaut gelasert. Bei der Epi-Lasik wiederum wird nur die oberste Zellschicht der Hornhaut abgeschnitten und zur Seite geklappt, danach darunter gelasert. Welche diese Verfahren für welchen Patienten geeignet sind, lässt sich nur im Rahmen einer Beratung klären.
Bei der Alterssichtigkeit liegt der Fall anders: Hier kann keine der oben beschriebenen Methoden Abhilfe schaffen. Die Ursache der Alterssichtigkeit ist keine Hornhautverkrümmung. Die Augenlinse verliert etwa ab dem 40. Lebensjahr an Elastizität. Sie verliert die Fähigkeit, sich automatisch auf unterschiedliche Entfernungen scharfstellen zu können. Vor allem im Nahbereich nimmt die Schärfe ab. Es entsteht eine Altersweitsichtigkeit.
Dennoch: Wer auf die Lesebrille verzichten möchte, kann auf operative Verfahren zurückgreifen. Erste innovative Versuche wie etwa das Weichlasern der Linse befinden sich noch im Entwicklungsstadium. Stattdessen ist das derzeit übliche Verfahren eine Implantation von Multifokallinsen, die statt der natürlichen Augenlinse eingesetzt werden. Dieser so genannte Linsentausch oder Prelex (für: „Presbyopic Lens Exchange“) basiert auf Techniken, die seit Jahrzehnten bei der Behandlung des Grauen Stars angewendet werden.
Nach Entfernung der körpereigenen Linse wird ein Implantat in den leeren Kapselsack eingefügt. Dieses Implantat ist eine aus mehreren Ringen mit unterschiedlicher Brechkraft aufgebaute Kunstlinse, die zwei Brennpunkte im Auge erzeugt – einen für die Ferne und einen für die Nähe. Im Gegensatz zu einer Gleitsichtbrille etwa, bei der man zwischen dem oberen Brillenteil für die Fernsicht und dem unteren für die Nahsicht wechseln muss, werden hier Nah- und Fernteil in allen Bereichen abgebildet.
Inwzischen übernimmt auch hier der Laser wesentliche Schritte, die bisher von Hand durchgeführt wurden. So wird der Kern der Augenlinse nicht mehr mit Ultraschall, sondern mit dem Femtosekundenlaser verflüssigt, die vordere Kapsel der Augenlinse kreisrund eröffnet. Auch die als Zugang zum Auge benötigten kleinen Schnitte am Hornhautrand werden mit dem Lasers durchgeführt. Liegt eine Hornhautverkrümmung vor, kann sie durch bogenförmige Laserschnitte in der Hornhaut verringert oder sogar ganz ausgeglichen werden.

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