Weltweit sind etwa drei Milliarden Menschen von Übergewicht betroffen, haben also einen Body Mass Index (BMI) von über 25. Laut Prognose der World Obesity Federation könnten im Jahr 2035 bereits mehr als vier Milliarden Menschen betroffen sein. In Deutschland leben mehr als die Hälfte der Erwachsenen mit Übergewicht, rund ein Fünftel hat Adipositas. Schon heute belasten Adipositas und damit verbundene Folgeerkrankungen hierzulande das Sozialsystem mit rund 63 Milliarden Euro pro Jahr. Die OECD prognostiziert, dass bis zum Jahr 2050 etwa acht Prozent der Gesundheitsausgaben in den OECD-Ländern auf Behandlungen von Krankheiten entfallen werden, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen. Das zeigt: Es besteht dringend Handlungsbedarf. Doch zum Glück bieten neue medizinische Ansätze Hoffnung und Perspektiven für eine effektive Behandlung.
DIE GESUNDHEITLICHEN RISIKEN VON ADIPOSITAS
Adipositas ist nicht nur eine Frage des Gewichts, sondern hat erhebliche gesundheitliche Konsequenzen. Sie erhöht unter anderem das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar Krebs. Dabei kann schon eine vermeintlich geringe Gewichtsreduktion erhebliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben: So senkt bereits eine Abnahme des Körpergewichts von nur fünf Prozent den Blutdruck und eine Gewichtsabnahme um 10 Prozent verringert das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Bei 15 Prozent weniger Körpergewicht ist sogar mit einem positiven Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzschwäche zu rechnen. Dies erfordert allerdings ein lebenslanges Gewichtsmanagement, das über einfache Lebensstiländerungen weit hinausgeht.
ADIPOSITAS HAT VIELE URSACHEN
Adipositas, oft missverstanden als bloßes Resultat von falschen Lebensstilentscheidungen und mangelnder Willensstärke, ist in Wirklichkeit eine chronische Krankheit mit komplexen, multifaktoriellen Ursachen. Diese können genetische Veranlagungen, Störungen im Fettstoffwechsel, hormonelle Einflüsse und Faktoren wie Schlafmangel, Stress und Depression umfassen. Der enorme gesellschaftliche Druck und die Stigmatisierung, die viele Betroffene erleben, verdeutlichen die Dringlichkeit, Adipositas als eine ernsthafte Krankheit anzuerkennen, die einer umfassenden medizinischen Behandlung bedarf.
DIE GRENZEN VON DIÄTEN
Viele Menschen mit Adipositas haben unzählige Diätversuche hinter sich, oft ohne langfristigen Erfolg. Neben frustrierenden Gefühlen des persönlichen Scheiterns, fehlender Perspektive und zunehmender Mutlosigkeit müssen sie auch noch weitreichende Diskriminierungserfahrungen erleben. Diese Stigmatisierung verkennt die biologischen Mechanismen, die einen nachhaltigen Gewichtsverlust erschweren. Tatsächlich können Betroffene die Ursachen ihrer Krankheit willentlich oft nur schwer beeinflussen. Zwar können eine Ernährungsumstellung sowie ein integriertes Bewegungsprogramm Maßnahmen in diese Richtung gut unterstützen. Doch langfristige Erfolge bleiben aus. Im Gegenteil: Die bereits erwähnten, der Adipositas zugrunde liegenden, biologischen Ursachen können nicht nur das Abnehmen erschweren, sondern auch noch den sogenannten „Jojo-Effekt“ begünstigen, bei dem das Gewicht nach einer Diät schnell wieder ansteigt.
INNOVATIVE THERAPIEN UND DIE ROLLE DER DARMHORMONE
Die medizinische Forschung hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte in der Behandlung von Adipositas gemacht. Besonders vielversprechend sind neue medikamentöse Therapien, die auf bestimmte Darmhormone abzielen. Diese Hormone können den Hormon- und Fettstoffwechsel regulieren, das Sättigungsgefühl im Gehirn fördern und so den Appetit reduzieren. Solche Therapien bieten eine neue Hoffnung für Menschen mit Adipositas, um nicht nur Gewicht zu verlieren, sondern es auch langfristig zu halten.
ADIPOSITAS GEHÖRT IN ÄRZTLICHE HÄNDE
Als chronische Krankheit erfordert Adipositas eine kontinuierliche, zielgerichtete Therapie. Regelmäßige Gespräche mit einer Ärztin oder einem Arzt sind entscheidend, um die besten Behandlungsoptionen zu finden und dabei zu bleiben. Eine medikamentöse Behandlung kann langfristig wirksam sein, muss jedoch kontinuierlich überprüft und angepasst werden, ähnlich wie bei anderen chronischen Krankheiten. Die Anerkennung von Adipositas als chronische und behandlungsbedürftige Krankheit mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) im Jahr 2020 war der erste Schritt, um Betroffene von Schuld und Scham zu befreien und ihnen den Weg zu einer effektiven medizinischen Behandlung zu ebnen. Mit den Fortschritten in der Medizin eröffnen sich neue Perspektiven für eine erfolgreiche und nachhaltige Therapie. Es ist an der Zeit, Adipositas als das zu behandeln, was es ist: eine komplexe Erkrankung, die eine umfassende medizinische Betreuung erfordert.
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