Lungenkrebspatienten wieder aufbauen

Multimodale Therapien bei Lungen- und Bronchialkarzinomen belasten den Körper. Mit gezielter Prehabilitation oder Anschlussheilbehandlung kann den Patienten nachhaltig geholfen werden.

Dr. med. Hristo Boyadzhiev, Chefarzt Onkologie an der Habichtswald Reha-Klinik in Kassel, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie, Palliativmediziner.Dr. med. Hristo Boyadzhiev, Chefarzt Onkologie an der Habichtswald Reha-Klinik in Kassel, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie, Palliativmediziner.
Dr. med. Hristo Boyadzhiev, Chefarzt Onkologie an der Habichtswald Reha-Klinik in Kassel, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie, Palliativmediziner.
Habichtswald Reha Klinik Beitrag

Der Diagnose Lungenkrebs folgt oft keine gute Prognose für die Patienten, woran liegt das? Das ist leider richtig, die Fünf-Jahre-Überlebensrate beträgt bei beiden Geschlechtern nur etwa 23 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass Lungen- und Bronchialkarzinome oft sehr spät diagnostiziert werden und dann nicht mehr operabel sind.

 

Spielt auch deshalb die Prehabilitation, also der gezielte Aufbau von Kraft und Fitness vor der OP oder Therapie, für diese Patienten eine wichtige Rolle?

Ganz genau. In der Regel ist die Therapie bei Lungen- und Bronchialkarzinomen komplex und mit Zytostatika, Chirurgie, Strahlen- und Immuntherapie zwar wirkungsvoll, aber eben auch belastend für den Körper. Daher bieten wir die Prehabilitation an, bei der wir mit einem gezielten körperlichen Training und Optimierung des Ernährungszustandes die Belastung einer solch multimodalen Therapie reduzieren und damit die Rekonvaleszenz fördern.

 

Benötigen die Patienten, die auch dank der guten Vorbereitung bei Ihnen im Haus die Therapie erfolgreich meistern, dennoch Unterstützung in Form einer Anschlussheilbehandlung?

In der Regel ja, denn gerade nach operativen Maßnahmen leiden viele Patienten unter eingeschränkter Lungenfunktion und körperlicher Fitness, die oft mit strukturellen Lungenerkrankungen wie COPD und Emphysem assoziiert sind. Die begleitenden Symptome wie Atemnot, Husten, Auswurf oder natürlich auch postoperative Schmerzen wirken sich erheblich auf die körperliche und vor allem seelische Gesundheit aus. Der Kampf gegen Krebs zehrt an den Kräften der Patienten. Alleine deshalb ist eine Anschlussheilbehandlung wichtig, um auch langfristig die Lebensqualität zu erhöhen.

 

Wo setzen Sie mit Ihren Reha-Maßnahmen an?

Die Antwort hängt vor allem davon ab, ob wir über eine klassische Anschlussheilbehandlung, die Prehabilitation oder auch eine Rehamaßnahme unter Fortsetzung einer Chemooder Immuntherapie mit begleitenden Maßnahmen sprechen.

Wir bieten darüber hinaus auch aufgrund unserer fachmedizinischen Kompetenz die Fortsetzung der notwendigen Tumortherapie und Nebenwirkungsmanagement im Rahmen der Rehabilitation an.


Lassen Sie uns gerne über die Anschlussheilbehandlung sprechen, die sicherlich mit Blick auf das Angebot an Maßnahmen, besonders breit aufgestellt ist …

Da haben Sie recht. Hier bieten wir speziell für Patienten mit Lungentumoren natürlich ein besonders breites Spektrum an atemtherapeutischen Maßnahmen an. Aber auch unser innovatives Sport- und Bewegungskonzept steht im Fokus, um die Lungenfunktion und die Kondition deutlich zu stärken. Begleitet werden solche Maßnahmen bei uns selbstverständlich durch psychoonkologische Gespräche, die aus unserer Sicht sehr wichtig sind oder Entspannungsverfahren wie Thai Chi, Yoga und verschiedene Meditationstechniken. Hier haben wir in den letzten Jahren ebenfalls sehr gute Erfahrungen machen können.

 

Begleiten Sie Ihre Patienten außerdem auch auf dem Weg zu einem gesünderen Lebenswandel? Rauchen ist ja sicherlich immer noch ein signifikanter Auslöser für Lungenkarzinome … 

In der Tat gehört die Unterstützung bei der Nikotinentwöhnung genauso zu unserem Angebot wie gesunde und stoffwechselzuträgliche Ernährung, die wir unseren Patienten mit Blick auf eine bessere Lebensqualität mit auf den Weg geben möchten. Es stimmt außerdem, dass Nikotinkonsum nach wie vor einer der Hauptrisikofaktoren für Lungen- und Bronchialkarzinome ist. Allerdings behandeln wir auch berufsgenossenschaftliche Fälle hier bei uns im Haus die in ihrem Arbeitsumfeld mit nachweislich krebserregenden Stoffen, wie beispielsweise Asbest in Berührung gekommen sind. Das Stigma, dass Lungenkrebs immer auch Raucher betrifft, ist demnach nicht immer richtig.

 

www.habichtswald-reha-klinik.de

 

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