Krebstherapie mit dendritischen Zellen

Das Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle bei Entstehung und Verlauf einer Krebserkrankung. Ein Gespräch mit Dr. Thomas Neßelhut, Leiter des Therapiezentrums Zelltherapie Duderstadt GmbH.

Dr. Neßelhut
Dr. Neßelhut
Praxisgemeinschaft für Zelltherapie Duderstadt GmbH & Co. KG Redaktion

Herr Dr. Neßelhut, wie wirkt die dendritische Zelltherapie?

Wir nutzen die natürliche Fähigkeit des Körpers, gegen den Krebs zu kämpfen. Wenn unser Immunsystem die Armee ist, die den Körper ständig nach Angreifern oder Anzeichen von Problemen absucht, sind die dendritischen Zellen die Offiziere, die den Befehl geben, Eindringlinge zu töten. Wir entnehmen dem Patienten eine Blutprobe, isolieren daraus Monozyten – Teile der weißen Blutkörperchen – die dann in der Zellkultur zu dendritischen Zellen generiert und gegen den Tumor programmiert werden. Zurückgeführt in den Körper, aktivieren sie die Anti-Tumor-Immunantwort. Im Gegensatz zu anderen Behandlungen wie Chemo- oder Radiotherapie werden gesunde Zellen nicht angegriffen.

 

Wann wird die Immuntherapie angewendet?

Eine Therapie wird individuell für jeden Patienten entwickelt. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn die Impfung gleich am Anfang der Erkrankung eingesetzt wird. Nach drei bis vier Impfungen können wir bereits zum Teil sehr gute Ergebnisse erzielen. Natürlich kommt dies immer auf Umfang und Aggressivität der Tumore an. Ist nach der initialen Therapie ein Therapieansprechen zu verzeichnen, empfehlen wir regelmäßige Booster-Impfungen, durch die das Immunsystem trainiert wird, um Krebszellen auch langfristig schneller zu erkennen und zu bekämpfen.


Bei welchen Krebsarten ist die dentritische Zellimmuntherapie eine gute Wahl?

Grundsätzlich ist sie für die meisten Arte von Tumoren geeignet, mit Ausnahme von Blutkrebs, also Leukämie. Ein Tumor kann vielfältige Mechanismen entwickeln, sich dem Angriff durch das Immunsystem zu entziehen. Die Kontrolle der Immunantwort erfolgt an immunologischen Checkpoints. Zusätzlich können daher Begleittherapien eingesetzt werden, wie die sogenannten Checkpoint-Blocker, die die dentritischen Zellen dabei unterstützen, noch wirksamer und besser Tumorzellen zu zerstören. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch anti-entzündliche Behandlungen. Denn chronische Entzündungen können im Körper die Entstehung von Krebszellen begünstigen und gleichzeitig die Abwehrkraft des Immunsystems gegen Krebs herunterregulieren.

Reinraumlabor für die Zelltherapie
Reinraumlabor für die Zelltherapie

"Fakt ist aber, dass ein Großteil unserer Patienten länger lebt bzw. gelebt hat, als es nach der alleinigen Behandlung mit Standardtherapien prognostiziert wurde."

 

Ist die Wirksamkeit in Studien belegt? Welche Erfolge konnten Sie erzielen?

Weltweit zeigen über 500 Studien die Wirksamkeit. Es wurden mehrere Tausend Patienten mit unterschiedlichen Tumoren behandelt. Insbesondere beim Glioblastom, dem bösartigsten Hirntumor mit einer nach wie vor sehr schlechten Prognose, konnte gezeigt werden, dass die dendritische Zelltherapie zu einer deutlichen Verlängerung des Gesamtüberlebens – basierend auf eigenen Erfahrungen und einer publizierten Phase-III Studie – geführt hat. Wir versprechen keine Wunder. Fakt ist aber, dass ein Großteil unserer Patienten länger lebt oder gelebt hat, als es nach der alleinigen Behandlung mit Standardtherapien prognostiziert wurde.

 

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