Effektiver und präziser

Der Stellenwert der Strahlentherapie in der Behandlung von Krebs steigt.

Illustration: Ivonne Schulze
Illustration: Ivonne Schulze
Mirko Heinemann Redaktion

Zum Beispiel Prostata. Die klassische Behandlung des Prostatakarzinoms ist die radikale Prostatektomie, also eine operative Entfernung des gesamten Organs. Seit 2010 ist die Bestrahlung laut den medizinischen Leitlinien bei einem Prostatakarzinom im Frühstadium zu einer gleichwertigen Option avanciert. Mit neuen Bestrahlungsgeräten kann Prostatakrebs bereits in wenigen Sitzungen effektiv behandelt werden. Während bei klassischen Bestrahlungsarten noch fünf bis acht Wochen tägliche Bestrahlung nötig waren, kommen Therapien mit modernen, MRT-gestützten Linearbeschleunigern bereits mit fünf bis sieben Sitzungen aus.

Die Bedeutung der Strahlentherapie steigt rasant mit der technischen Entwicklung. „Die Radioonkologie ist eines der medizinischen Fächer, das in den vergangenen 20 Jahren besonders von innovativen Technologien profitiert hat“, erklärte Prof. Dr. Stephanie Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar. „Ergebnis ist, dass Krebspatientinnen und -patienten zunehmend gezielter bestrahlt werden können. Das heißt: Auf den Tumor treffen hochdosierte Strahlen, das umliegende Gewebe wird aber geschont. Die Strahlentherapie belastet daher die Krebspatientinnen und -patienten weniger als andere Therapieformen.“

Die Radiotherapie, so die Fachbezeichnung, ist neben der Operation und der Chemotherapie eine der klassischen drei Säulen der Krebstherapie – entweder als singuläre Therapie oder in Kombination mit anderen Therapieformen. Die Fachbegriffe bei der Kombinationstherapie sind „neoadjuvant“, „adjuvant“ sowie „intraoperativ“. Neoadjuvante Strahlentherapien bereiten auf eine Operation vor, um den Tumor zu verkleinern und so die Operation zu erleichtern. Eine adjuvante Strahlentherapie erfolgt nach einer OP, um möglicherweise verbliebene Tumorzellen zu zerstören. Eine intraoperative Strahlentherapie findet während einer Operation statt.

Die Strahlentherapie nutzt energiereiche, ionisierende Strahlung, die geeignet ist, Tumorzellen zu zerstören. Die Strahlen schädigen dabei die Erbsubstanz der Krebszellen und hindern sie daran, sich zu teilen. Tumorzellen sterben ab und werden vom Immunsystem des Körpers beseitigt. Die Bestrahlung hat den Vorteil, dass sie keine Schmerzen verursacht. Außerdem wird sie zu 80 Prozent ambulant durchgeführt. Patientinnen und Patienten können also nach jeder Behandlung wieder nach Hause gehen.

Eine klassische Bestrahlung erfolgt perkutan, also von außen durch die Haut. Eine seltenere Alternative ist die Brachytherapie, dabei werden Strahlenquellen direkt im Körperinneren platziert, um den Tumor mit einer geringen Dosis direkt zu bestrahlen. Bei der perkutanen Bestrahlung werden Haut und im Strahlenbereich liegende Organe mitbestrahlt. Dabei können Nebenwirkungen auftreten, etwa Hautzellen und Organe geschädigt werden. Aber auch hier wurden laut Krebsinformationsdienst enorme Fortschritte erzielt: Moderne Bestrahlungsgeräte träfen Tumoren immer gezielter, die Steuerung der Strahlung sei viel präziser geworden, wodurch Nebenwirkungen seltener auftreten.
 

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