Mehr Geld fürs Herz

Experten fordern größere Anstrengungen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden und besser zu behandeln. Prävention bei Kindern und Jugendlichen und mehr Geld für Forschung seien unbedingt notwendig

Illustration: Maria-Isabel Werner
Illustration: Maria-Isabel Werner
Andrea Hessler Redaktion

Die koronare Herzkrankheit, kurz KHK, ist neben Bluthochdruck eine der Hauptursachen für Herzschwäche. In zirka 80 Prozent der rund 65.000 Fälle eines plötzlichen Herztods in Deutschland liegt eine KHK vor. „Verbesserte Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten – medikamentös, interventionell und chirurgisch – haben zwar dazu beigetragen, die Zahl an KHK-Neuerkrankungen und KHK-Todesfällen in den vergangenen Jahren zu senken“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Aber für eine weitere Senkung der Todeszahlen seien differenzierte Präventionsstrategien bereits im Kindes- und Jugendalter nötig, ebenso wie ein Ausbau der ambulanten kardiologischen Versorgung und mehr Investitionen in die kardiovaskuläre Forschung.

Das Herz ist ein empfindliches Organ und kann durch verschiedenste Einflüsse geschädigt werden. So haben Forscher in der Schweiz und in den USA inzwischen herausgefunden, dass bestimmte Bakterienstämme im Mund sowie Infektionen und Entzündungen im Körper zu Plaque in den Arterien, Bluthochdruck, einem Herzinfarkt oder einem anderen schädlichen kardiovaskulären Ereignis führen können. Trotzdem herrscht laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) die öffentliche Meinung vor, wer am Herzen erkranke, sei selbst schuld, ernähre sich falsch, bewege sich zu wenig und habe womöglich noch ein Laster wie Rauchen. Das müssten die Betroffenen selbst verantworten. Doch die DGK gibt zu bedenken, derartige Risikofaktoren seien für längst nicht alle Erkrankungen an den Herzkranzgefäßen verantwortlich. Gleiches gelte für Herzmuskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen. Viele Patient*innen hätten durch eine Änderung des Lebenswandels also gar keine Chance, ihren Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
 

Nationale Herz-Kreislauf-Strategie gefordert

 

Für die Verbesserung von Versorgung und Forschung fordern die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) gemeinsam mit der Patientenvertretung Deutsche Herzstiftung eine nationale Herz-Kreislauf-Strategie. „In Anbetracht der unverändert hohen Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen für unsere Patient*innen vergleichbar große Anstrengungen unternommen werden wie beispielsweise im Bereich der Krebsforschung und -behandlung“, betont Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der DGK. „Die Bundesregierung unterstützt das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung gerade einmal mit 13 Prozent des Betrages, der dem Deutschen Krebsforschungszentrum zur Verfügung steht.“

Ein Versäumnis, das letztlich viel Geld kostet. Laut einer aktuellen Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR verlieren Patient*innen, die an einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung versterben, im Durchschnitt fast zehn Lebensjahre durch ihre Erkrankung. Zudem fielen sozioökonomische Kosten von über einer Milliarde Euro pro Jahr an durch Produktivitätsverluste, Hospitalisierungen und Reha-Aufenthalte. Ziel müsse es daher unbedingt sein, den Herzpatienten ihre zehn Verlustjahre zurückzugeben.
 

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