Kaum sind die Koffer ausgepackt, atmen alle erleichtert auf. Die Erwachsenen freuen sich auf ruhige Stunden am Strand, die Kinder hingegen drängen zum nächsten Abenteuer, wollen eine Sandburg bauen oder eine Schatzsuche veranstalten. Vielleicht noch ein Eis, ein Besuch auf dem Spielplatz – am besten alles gleichzeitig. Kein Wunder, dass bei so unterschiedlichen Erwartungen der Urlaub rasch zur Herausforderung wird. „Berücksichtigen Sie bei der Planung die Bedürfnisse der Kinder“, sagt deshalb die Psychologin Doris Wolf in einem Ratgebertext des PAL-Verlags: „Ein schreiendes, nörgelndes Kind kann Ihnen jeden tollen Urlaubsort verderben. Stundenlanges Sonnenbaden, Shopping, Essen im edlen Restaurant – das sind nicht die Interessen der Kinder.“
MIT GUTER PLANUNG ENTSPANNT ANS ZIEL
Viele Kinder mögen zudem keine langen Fahrten. Deshalb war Anna auch nervös, als sie mit ihrem fünfjährigen Sohn und der achtjährigen Tochter im Zug von Köln in die Schweiz reiste – rund sieben Stunden Fahrzeit lag vor ihnen. „Ich hatte ein bisschen Bammel, denn so lange stillzusitzen ist nicht gerade das Hobby meiner Kinder“, erzählt Anna. „Aber mit guter Vorbereitung war es erstaunlich entspannt.“
Besonders wichtig war ihr ein Sitzplatz mit Tisch – so konnten die beiden bequem malen, kleine Rätselhefte bearbeiten oder spielen. Für Abwechslung sorgte Anna durch Hörspiele auf dem Tablet, dazu gab es abwechselnd Gummibärchen, Müsliriegel und Obststücke aus der Brotdose. Dank dieser kleinen Maßnahmen kam die Familie gut gelaunt im Berner Oberland an – und der Urlaub konnte beginnen.
Je kürzer die Anreise, desto seltener fällt die Frage: „Sind wir endlich da?“ Kein Wunder also, dass Deutschland laut einer Umfrage der Hotelkette Novotel zu den beliebtesten Reisezielen für Familien zählt. Außerdem hat die Bundesrepublik viel zu bieten. Die Ostseeküste mit flachen Stränden ist ideal für kleine Kinder. Wer lieber in die Berge möchte, findet am Bodensee oder im Allgäu zahlreiche Angebote, bei denen sowohl Naturbegeisterte als auch besonders Bewegungsfreudige auf ihre Kosten kommen. Selbst Städte wie Hamburg begeistern Familien – etwa mit dem Miniatur Wunderland, einer Hafenrundfahrt oder dem Besuch im Tierpark. Viele Orte bieten zudem familienfreundliche Unterkünfte, in denen Spielplätze, Kinderbuffets oder sogar betreute Programme zum Standard gehören.
FRISCHE PERSPEKTIVEN DURCH ROLLENTAUSCH
Kommt es doch einmal zu Stress, hilft es, den Erwartungsdruck herauszunehmen und gelegentlich ein Auge zuzudrücken. Denn die schönsten Erinnerungen entstehen nicht durch Perfektion, sondern die Bereitschaft, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen: Ein Abendessen im Schlafanzug auf dem Hotelbalkon oder ein Picknick auf dem Bett – solche Momente bleiben im Gedächtnis. „Lassen Sie Ihren Kindern im Urlaub die Freiheit, die sie sich wünschen“, rät Psychologin Doris Wolf. „Führen Sie zum Beispiel ‚Bestimmertage‘ ein, in denen abwechselnd ein Familienmitglied über die Tagesgestaltung bestimmen kann.“ So wird der Familienurlaub garantiert zu einem unvergesslichen Abenteuer.