Tierschutzdetektivin im Interview

Jana Hoger geht dorthin, wo es weh tut: Als Tierschutzdetektivin deckt sie für die Tierschutzorganisation PETA und den Fernsehsender Vox Tierquälerei und illegalen Handel mit Tieren auf.

Illustration: Hanna Kaps
Illustration: Hanna Kaps
Helen Weber Redaktion

Frau Hoger, wo sind Sie in Ihrem Leben das erste Mal mit Tierleid und kriminellen Machenschaften zulasten von Tieren in Berührung gekommen? 

Seit Kindesbeinen setze ich mich für Tiere in Not ein. Vor einigen Jahren habe ich eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten absolviert und in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Damals bin ich das erste Mal mit sehr kranken und viel zu jungen Hunden in Berührung gekommen, die aus dem kriminellen Welpenhandel stammten. Sie landeten bei uns in der Praxis auf dem Behandlungstisch: verwurmt, unterernährt, viel zu klein, um von der Mutter getrennt zu sein, und oft mit lebensgefährlichen Viruserkrankungen infiziert. Es hat mich schockiert und die Tiere haben mir unglaublich leid getan. Dabei wäre es so einfach, dieses Leid zu verhindern. Denn das Angebot bestimmt die Nachfrage und damit auch – man muss es leider so sagen – die „Produktion“, also die rücksichtslose Vermehrung von Tieren unter schlimmsten Bedingungen. Es gibt leider immer noch viel zu viele Menschen, die Katzen- oder Hundewelpen aus dem Internet kaufen.
 

Wie darf man sich Ihre Arbeit als Tierschutzdetektivin gegen den illegalen Handel mit Tieren vorstellen?

Bei meinem Job geht es nicht nur um sogenannte Haustiere, sondern um alle Lebewesen in Not, auch um Exoten. Ich recherchiere zum Beispiel auch bei Verkaufsangeboten von Affen. Die Meldungen kommen fast immer über Privatleute, entweder über meinen Instagramkanal oder über PETA. Bei PETA bekommen wir jährlich über 4000 Whistleblower-Meldungen, nicht nur zum illegalen Handel, sondern zu allen Arten von Tierquälerei. In meinem Job als Tierschutzdetektivin prüfe ich einzelne Fälle, dokumentiere die Tierhaltung und das Leid der Tiere oder den Handel mit ihnen. Sobald ich ausreichend Beweise in der Hand habe, ziehe ich die zuständigen Veterinärämter und Polizeibehörden hinzu. Ohne Dokumentation geht nichts – es braucht immer Fotos, Videos, Zeugenaussagen. Doch selbst dann ist nicht gesagt, dass wir den Tieren immer helfen können.
 

Viele Veterinärämter seien nach eigenen Aussagen überlastet, die Tierheime sind voll – wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Arbeit nicht erfolgreich ist, wenn Sie in einem Fall nicht helfen können?

Das ist in der Tat der schwierigste Teil an meinem Job. Wenn ich weiß, ein oder mehrere Tiere leiden oder sind in Lebensgefahr – und wir scheitern, die Behörden reagieren nicht oder zu spät, oder die Täter verschwinden mit den Tieren. Gerade bei illegalem Handel stecken ja wirklich Kriminelle dahinter, die Mittel und Wege kennen, sich behördlichen Überprüfungen zu entziehen. Dennoch ist es unheimlich wichtig, dranzubleiben, wenn man weiß, dass einem Tier unrecht geschieht oder Gewalt angetan wird. Da kann ich nur an jeden einzelnen appellieren: Immer wieder den Mund aufzumachen für die Tiere, Tierquäler oder schlechte Haltung anzeigen und dann auch nachfragen, was daraus geworden ist. Auch hier ist Dokumentation alles: Ohne Beweise nützt keine Anzeige etwas. Und es ist ein fantastisches Gefühl, wenn man ein Tier befreien konnte und es danach in Sicherheit und bei tierliebenden Menschen lebt. 

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