Alarmfall Sanierungsstau: ein Tool im Einsatz

Unzählige öffentliche Gebäude harren der Sanierung – wie sich ihr Zustand erfassen lässt, erklären Thorsten Harig und Hendrik Seibel, Geschäftsführer von PLAN4.

Hendrik Seibel, Co-Gründer und Geschäftsführer von PLAN4 Software.
Hendrik Seibel, Co-Gründer und Geschäftsführer von PLAN4 Software.
PLAN 4 Beitrag

Herr Harig, Herr Seibel, welche Lösungen bietet PLAN4?

Hendrik Seidel: Unser Produkt GebäudeCheck ist eine Software zur Bewertung von Bestandsimmobilien, die es dem Anwender ermöglicht, standardisiert und in kürzester Zeit seine Gebäudebestände zu bewerten.
 

Was genau leistet die Anwendung?

HS: GebäudeCheck setzt digital um, wofür man früher Klemmbrett, Papier, Stift und Kamera gebraucht hat. Der Kunde lädt die App auf das Tablet, erfasst damit das Gebäude innen und außen, woraus ein digitaler Zwilling entsteht. Je nach Zustand schlägt das Programm Sanierungsmaßnahmen vor und gibt eine Einschätzung der wahrscheinlichen Kosten. Die Abweichung vom tatsächlichen Endpreis beträgt in der Regel maximal zehn Prozent – mit herkömmlichen Methoden sind bis zu 30 Prozent Schwankung üblich, was Investitionsentscheidungen sehr schwierig macht. GebäudeCheck ist unter anderem so genau, weil der in der Software hinterlegte Maßnahmenkatalog auf der DIN-Norm 276 beruht, die verbindliche Sanierungskosten für öffentliche Gebäude festlegt.
 

Heißt das, Privatpersonen zählen nicht zu Ihrer Zielgruppe?

Thorsten Harig: Richtig. Ursprünglich haben wir GebäudeCheck für Architektur- und Planungsbüros entwickelt, dann aber schnell gemerkt, dass der Bedarf vor allen im öffentlichen Sektor riesig ist. Daher sind unsere Kunden fast ausschließlich Kommunen – und kirchliche Institutionen, denn beide Zielgruppen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Ihr enormer Immobilienbestand leidet unter einem großen Sanierungsstau. Sie brauchen so schnell wie möglich harte Fakten, bevor sie aktiv werden, schließlich geht es um eine Menge Geld. Das fehlt insbesondere den Kirchen, denen durch den Mitgliederschwund massiv Steuereinnahmen wegbrechen. Da lautet die Frage oft sogar: Sollen wir die Immobile sanieren – oder gleich verkaufen?

Thorsten Harig, Co-Gründer und Geschäftsführer von PLAN4 Software.
Thorsten Harig, Co-Gründer und Geschäftsführer von PLAN4 Software.

Sind Sie mit Ihrem Konzept erfolgreich?

HS: Bundesweit haben wir bereits rund 300 Kunden aus dem öffentlichen Bereich gewonnen. Wir kooperieren mit vielen Städte- und Gemeindetagen, die genau wissen, wer wo welchen Bedarf hat. Zwei Beispiele: Die hessische Gemeinde Groß-Umstadt hat die PLAN4-Software erfolgreich für die wirtschaftliche und energieeffiziente Sanierung ihres Gebäudebestands genutzt, im Fischereihafen Bremerhaven läuft die Bestandserfassung jetzt digital und strukturiert ab. Und bei fast allen Kunden steht die Frage im Raum, welche Maßnahmen am meisten Energie einsparen und den CO2-Fußadruck verkleinern – dafür haben wir GebäudeCheck um das Feature „Energetisch Sanieren“ erweitert.
 

Ist der Markt in ihrem Bereich umkämpft?

TH: Viele Softwareanbieter konzentrieren sich auf die übergeordnete Ebene des Portfoliomanagements. Wir dagegen sind von der Richtigkeit des Weges überzeugt, den bislang nur PLAN4 geht: Wer Entscheidungen für das Gesamtportfolio treffen will, muss jede einzelne Immobile für sich betrachten – mit einem Tool wie GebäudeCheck, das wir komplett eigenständig entwickelt haben und permanent verbessern, wobei wir immer wieder Anregungen und Wünsche unserer Kunden berücksichtigen.
 

Planen Sie, GebäudeCheck künftig auch im Ausland anzubieten?

TH: Grundsätzlich ist das vorstellbar, wir haben schon Anfragen aus Österreich, den Niederlanden und Luxemburg. Aber aktuell konzentrieren wir uns auf Deutschland – immerhin gibt es hier rund 11.000 Kommunen als potenzielle Kunden.

www.plan4software.de
 

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