Wenn Menschen älter werden, wenn Gelenke schmerzen und körperliche Beeinträchtigungen dazu führen, dass manche geliebte Aktivität nicht mehr ausgeübt werden kann – kann man da noch glücklich sein? Und ob! Prof. Dr. Tobias Esch, Leiter des Instituts für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke beschreibt sogar das Phänomen, dass Menschen im Alter in der Regel glücklicher sind als Personen mittleren Alters, die sich in einem stressigen Arbeits- und Familienleben befinden.
Dann heißt es ab 50: Einfach abwarten? Mitnichten! Denn die eigene Zufriedenheit im Alltag kann jeder selbst beeinflussen. „Glück ist nicht nur in Teilen lernbar, es ist auch in großen Teilen eine Entscheidung“, bringt es Esch auf den Punkt und ruft dazu auf, bewusst mehr Glück in den Alltag zu bringen. Neben Klassikern wie Bewegung, Ernährung und ausreichendem Schlaf können auch Achtsamkeit, Meditation und Dankbarkeit wichtige Quellen für mehr Glücksempfinden sein. Bewusst genießen, loslassen lernen sowie anderen gerne und bewusst etwas geben – das alles kann ebenfalls das Empfinden von Glück steigern.
Die Königsdisziplin, so Esch, ist jedoch die Verbundenheit und die Beziehung zu Menschen. Dabei kommt es nicht auf die Menge der Menschen und Begegnungen, sondern auf die Qualität der Beziehungen an. Eine weitere wichtige Dimension ist nach Esch „die Bedeutsamkeit im Tun und zu wissen, wofür man aufsteht.“ Wer nicht mehr berufstätig ist, kann diesem Bedürfnis beispielsweise dadurch begegnen, sich sozial, politisch oder ehrenamtlich zu engagieren oder eigenes (berufliches) Wissen an andere weiterzugeben.
Denn eine sinnvolle Aufgabe zu haben und Neues zu erleben, ist für die eigene Zufriedenheit unabdingbar. Wie Studien zeigen, bleibt unser Gehirn bis ins hohe Alter lernfähig (Stichwort: Neuroplastizität). Es fordert neue Reize. Wenn wir nichts Neues mehr erlernen oder erleben, arbeitet das Gehirn auf Sparflamme, es ist unterfordert, was sich wie innere Langeweile oder Antriebslosigkeit anfühlen kann. Weil sich die Motive für das Empfinden von Glück und Zufriedenheit jedoch über die Lebenszeit hinweg ändern, benötigt man im Alter zwar weniger große abenteuerliche Projekte. Aber es ist wichtig, dass die Aktivität für die Person von Bedeutung ist, dass sie sich gut anfühlt und stimmig ist, einen Sinn für die Person ergibt und frei gewählt ist. Wer also Brettspiele noch nie mochte, wird auch im Alter keinen großen Gefallen daran finden, schon gar nicht, wenn ein Spielenachmittag zur Pflichtveranstaltung wird.
EMPFEHLUNGEN FÜR MEHR GLÜCK IM ALLTAG
1. Beschäftigen Sie sich nicht mit irgendetwas. Sondern mit Dingen, die wirklich gut zu Ihnen passen.
Das können Dinge sein, die Sie schon immer gerne gemacht haben, oder Sachen, die Sie schon immer mal ausprobieren wollten. Dinge, bei denen Sie alles um sich herum vergessen, Aktivitäten, bei denen Sie schmunzeln müssen oder die ein warmes und angenehmes Gefühl in Ihnen auslösen. Egal, ob Sie künstlerisch tätig werden, ein Instrument spielen, etwas mit Gleichaltrigen oder mit Kindern unternehmen.