Glücklich und zufrieden im Alter

Wir erklären, warum dafür Verbundenheit, Sinn und passende Aktivitäten so wichtig sind – und liefern praktische Tipps für mehr Beschäftigung im Alltag gleich mit.

Illustrationen: Laura Neuhäuser
Illustrationen: Laura Neuhäuser
Petra Lahnstein Redaktion

Wenn Menschen älter werden, wenn Gelenke schmerzen und körperliche Beeinträchtigungen dazu führen, dass manche geliebte Aktivität nicht mehr ausgeübt werden kann – kann man da noch glücklich sein? Und ob! Prof. Dr. Tobias Esch, Leiter des Instituts für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke beschreibt sogar das Phänomen, dass Menschen im Alter in der Regel glücklicher sind als Personen mittleren Alters, die sich in einem stressigen Arbeits- und Familienleben befinden. 

Dann heißt es ab 50: Einfach abwarten? Mitnichten! Denn die eigene Zufriedenheit im Alltag kann jeder selbst beeinflussen. „Glück ist nicht nur in Teilen lernbar, es ist auch in großen Teilen eine Entscheidung“, bringt es Esch auf den Punkt und ruft dazu auf, bewusst mehr Glück in den Alltag zu bringen. Neben Klassikern wie Bewegung, Ernährung und ausreichendem Schlaf können auch Achtsamkeit, Meditation und Dankbarkeit wichtige Quellen für mehr Glücksempfinden sein. Bewusst genießen, loslassen lernen sowie anderen gerne und bewusst etwas geben – das alles kann ebenfalls das Empfinden von Glück steigern. 

Die Königsdisziplin, so Esch, ist jedoch die Verbundenheit und die Beziehung zu Menschen. Dabei kommt es nicht auf die Menge der Menschen und Begegnungen, sondern auf die Qualität der Beziehungen an. Eine weitere wichtige Dimension ist nach Esch „die Bedeutsamkeit im Tun und zu wissen, wofür man aufsteht.“ Wer nicht mehr berufstätig ist, kann diesem Bedürfnis beispielsweise dadurch begegnen, sich sozial, politisch oder ehrenamtlich zu engagieren oder eigenes (berufliches) Wissen an andere weiterzugeben. 

Denn eine sinnvolle Aufgabe zu haben und Neues zu erleben, ist für die eigene Zufriedenheit unabdingbar. Wie Studien zeigen, bleibt unser Gehirn bis ins hohe Alter lernfähig (Stichwort: Neuroplastizität). Es fordert neue Reize. Wenn wir nichts Neues mehr erlernen oder erleben, arbeitet das Gehirn auf Sparflamme, es ist unterfordert, was sich wie innere Langeweile oder Antriebslosigkeit anfühlen kann. Weil sich die Motive für das Empfinden von Glück und Zufriedenheit jedoch über die Lebenszeit hinweg ändern, benötigt man im Alter zwar weniger große abenteuerliche Projekte. Aber es ist wichtig, dass die Aktivität für die Person von Bedeutung ist, dass sie sich gut anfühlt und stimmig ist, einen Sinn für die Person ergibt und frei gewählt ist. Wer also Brettspiele noch nie mochte, wird auch im Alter keinen großen Gefallen daran finden, schon gar nicht, wenn ein Spielenachmittag zur Pflichtveranstaltung wird.
 

EMPFEHLUNGEN FÜR MEHR GLÜCK IM ALLTAG

1. Beschäftigen Sie sich nicht mit irgendetwas. Sondern mit Dingen, die wirklich gut zu Ihnen passen. 
Das können Dinge sein, die Sie schon immer gerne gemacht haben, oder Sachen, die Sie schon immer mal ausprobieren wollten. Dinge, bei denen Sie alles um sich herum vergessen, Aktivitäten, bei denen Sie schmunzeln müssen oder die ein warmes und angenehmes Gefühl in Ihnen auslösen. Egal, ob Sie künstlerisch tätig werden, ein Instrument spielen, etwas mit Gleichaltrigen oder mit Kindern unternehmen.

Illustrationen: Laura Neuhäuser
Illustrationen: Laura Neuhäuser

2. Sie haben körperliche Einschränkungen und es fällt Ihnen schwer, auf frühere Aktivitäten zu verzichten?
Dann geben Sie es nicht komplett auf, sondern finden Sie einen neuen Weg im Rahmen des Möglichen. Früher haben Sie Fernreisen geliebt? Vielleicht spüren Sie heute Ihr inneres Glück, wenn Sie kürzere Reisen oder Tagesausflüge planen oder eine filmische Abenteuerreise in ein unbekanntes Land mithilfe einer Dokumentation machen? Früher sind Sie als Kunstliebhaber oft stundenlang durch Ausstellungen und Museen spaziert? Wie wäre es heute mit einem Online-Rundgang, den viele Museen inzwischen anbieten? Für solche Aktivitäten sind mittlerweile gesteigertes Glückserleben und verbesserte Gesundheit ebenfalls belegt, so Tobias Esch.

3. Sie fühlen sich einsam und möchten neue Bekanntschaften für gemeinsame Aktivitäten finden?
Menschen mit ähnlichen Interessen für persönliche Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten finden Sie in regionalen Vereinen, über die Volkshochschulen (vhs.de) und lassen sich bequem online finden, zum Beispiel auf der Plattform feierabend.de, einem Online-Netzwerk speziell für die Generation 50Plus, seniorentreff.de oder auf meet5.de oder nebenan.de.

4. Sie haben schon immer gerne vorgelesen? Machen Sie es doch weiterhin!
Wie wäre es mit einem freiwilligen Engagement als Lese-„Oma“ bzw. -„Opa“? Fragen Sie in Ihren örtlichen Büchereien, im Rahmen der Nachmittagsbetreuung an Grundschulen oder in Seniorenheimen nach, ob daran Interesse besteht, oder lassen Sie sich bei der Stiftung Lesung (stiftunglesen.de) als Lesepate registrieren.

5. Sie wissen, wie man einen Staubsauger oder ein Fahrrad repariert? Zeigen Sie es. 
Wie wäre es, wenn Sie Ihr Wissen an Jüngere weitergeben? Auf der Seite repaircafe.org können Sie sich als Helfer eintragen lassen oder ein eigenes Repair-Café veranstalten.

6. Sie möchten Ihrem Leben einen (neuen) Sinn geben und sich ehrenamtlich engagieren?
Egal ob Fahrdiensthelfer, Besuchsdienst, Berufswahlpate oder Unterstützung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Wenn Sie sich ehrenamtlich für Menschen und Vereine engagieren wollen, finden Sie auf diesen Seiten passende, regionale Möglichkeiten: aktion-mensch.de/was-du-tun-kannst, caritas-ehrenamtsportal.de, diakonie.de/engagieren, malteser.de/ehrenamtlich-helfen.

7. Sie haben noch viel Energie und Lust, etwas dazuzuverdienen? 
Viele Menschen spüren gerade nach dem offiziellen Rentenbeginn noch Freude an ihrem Beruf: sei es, weil ihnen der Austausch mit Kolleg:innen, Kund:innen oder Patient:innen guttut oder weil sie ihr Wissen weiterhin weitergeben möchten. Mit der geplanten Aktivrente sollen ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die das gesetzliche Rentenalter erreicht haben, ab 2026 bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen können.

Worauf warten Sie noch? Entscheiden Sie sich ganz bewusst für Ihr persönliches, stimmiges und aktives Glück!

 

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