Tourismus kann zum Natur- und Artenschutz beitragen, davon ist man bei Wilderness überzeugt, Afrikas größtem Unternehmen für Ökotourismus und Naturschutz. Vor 40 Jahren ist Wilderness mit zwei Foto-Safari-Guides, einem Land Rover und ein paar Zelten im Okavango-Delta von Botswana gestartet. Inzwischen arbeiten mehr als 3.000 Menschen für das Unternehmen mit Sitz im südafrikanischen Johannisburg. „Die Wilderness-Geschichte erzählt von der großen Leidenschaft für Naturschutz und von einem unbändigen Engagement von Menschen, die ihrer außerordentlichen Berufung folgen, unseren Planeten und seine wilden Gebiete durch hochwertigen Naturschutztourismus zu retten“, erzählt Keith Vincent, CEO von Wilderness.
Auch Hotels, Reiseveranstalter und ganze Länder in Asien und Südamerika werben inzwischen
mit aktivem Umweltschutz und sozialem Engagement. So produziert etwa das beliebte Urlaubsland Costa Rica mehr als 90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien und hat ein Drittel seiner Fläche zum Naturschutzgebiet erklärt. In Thailand ist sogenannter sanfter Tourismus der Hit, bei dem nicht nur Reisende in Achtsamkeits-Retreats verwöhnt werden, sondern auch viele Hotels als Green Hotels zertifiziert sind. Ob in Europa oder weltweit, Urlauber können an jeder Destination selbst zum Umweltschutz beitragen. In China und Südostasien kann man zum Beispiel auf die allgegenwärtigen Plastiktaschen verzichten und stattdessen bunte Tote Bags aus besticktem Stoff verwenden, die vor Ort produziert werden. Ebenfalls wichtig: der Verzicht auf den täglichen Wechsel von Bettwäsche und Handtüchern sowie auf den Betrieb stromfressender Klimaanlagen.
Bei Reisen zu exotischen Zielen spielt neben Ökologie auch der Schutz von Kindern und indigenen Gemeinschaften eine wachsende Rolle. NGOs bieten verschiedene Möglichkeiten, zu melden, wenn Erwachsene in Verdacht stehen, mit lokalen Kindern unangemessene Beziehungen zu pflegen. Ein Besuch indigener Gemeinschaften kann nur bei echtem Interesse der Gäste erfolgreich verlaufen. Wissen vermitteln und Verständnis schaffen ist das Ziel. „Das klappt natürlich nur, wenn die Indigenen vor Ort ihre Gäste aus freien Stücken willkommen heißen und die Reisen in ihr Gebiet selbst anbieten“, erklärt Dr. Eliane Fernandes, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Três Unidos, ein Dorf der indigenen Kambeba, die an der Grenze zwischen Brasilien und den Andenländern leben, ist ein positives Beispiel. Die Gemeinde der Kambeba empfängt Touristen und bewirtet sie im Gemeinschaftsrestaurant Sumimi, das von indigenen Frauen geführt wird; sie verkaufen auch Kunsthandwerk, vor allem traditionelle Kambeba-Kleidung. Doch man sollte immer im Kopf haben, dass eine Flugreise die Umwelt stark belastet. Etwas das Gewissen entlasten kann man über die Kompensation bei atmosfair. Die gemeinnützige GmbH finanziert zum Ausgleich Klimaschutzprojekte, die nachweislich dauerhaft CO2 einsparen. Die Kompensation lässt sich sogar als Spende steuerlich geltend machen.
Noch nachhaltiger ist es sicherlich, statt einer Fernreise Ferien im eigenen Land zu machen. So lassen sich am ehesten die eigenen Wünsche nach Erholung einerseits und Umwelt- sowie Sozialverträglichkeit andererseits kombinieren. Im vergangenen Jahr hat der aktuelle Nachfragemonitor zur Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen jedenfalls einen Höchstwert beim Wunsch nach umwelt- und sozialverträglichen Reisen ergeben. Bei der ersten Erhebung 2013/2014 hat nur rund die Hälfte der Befragten diesen Wunsch geäußert. Im Jahr 2021/2022 waren es bereits zwei Drittel der Befragten. Zu diesem Ergebnis kommt der vom Bundesumweltministerium geförderte Monitoringbericht der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Der Bericht zeigt, dass das Reiseverhalten der Bundesbürger positive Entwicklungen nimmt, lässt aber noch Luft nach oben. Es würden mehr CO2-Kompensationen getätigt und mehr Angebote mit einem Umweltzeichen gebucht als bei der letzten Erhebung 2018/2019, jedoch auf immer noch niedrigem Niveau; das liegt aktuell bei zirka 17 Prozent. Dazu bemerkt Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke: „Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen umwelt- und sozialverträglich reisen. Tourismus im Einklang mit der Natur und Landschaft spricht Menschen an und stärkt die Wirtschaft vor Ort.“ Dafür spricht unter anderem, dass Deutschland immer noch das von den Bundesbürgern favorisierte Reiseland ist. Nachhaltige Angebote gibt es viele. Zu den begehrten Zielen hierzulande zählen nicht nur zahlreiche kunsthistorische Highlights wie die Schlösser Neuschwanstein und Sanssouci und mittelalterliche Stadtkerne wie in Rothenburg ob der Tauber. Deutschland hat mehr als 140 Naturlandschaften (Biosphärenreservate, Naturparks und Wildnisgebiete), die etwa ein Drittel der Landesfläche einnehmen und einen hohen Erholungs- und Freizeitwert bieten. Untersuchungen der Universität Würzburg belegen, dass jährlich etwa 53 Millionen Touristinnen und Touristen die 16 Nationalparks und 17 Millionen die 17 deutschen UNESCO-Biosphärenreservate besuchen. Der sanfte Tourismus in den Schutzgebieten bringt zirka sechs Milliarden Euro Bruttoumsatz pro Jahr und insgesamt mehr als 150.000 Arbeitsplätze in den jeweiligen Regionen.
Auch diese umweltverträglichen Besuche in Schutzgebieten, per Pedes und mit mitgebrachtem Proviant, geführt von erfahrenen Wander- und Naturführern, etwa vom Naturschutzbund NABU, können jedoch in punkto Umweltverträglichkeit noch getoppt werden. Was könnte einfacher sein als der kurze Weg in die heimische Badewanne mit nahezu null Emissionen und Ressourcenverbrauch? Daher macht der Deutsche Heilbrunnen Verband den Vorschlag, im eigenen Bad zu relaxen. Ein Kilo Meersalz mit in der Badewanne auflösen, warmes Wasser einfüllen, mit aromatischem, naturreinem Öl veredeln und dann in der duftenden Sole entspannen – wer es mal ausprobiert hat, weiß, dass dies eines der preisgünstigsten und effizientesten Wellnesserlebnisse schlechthin sein kann.