Schlanke Füße für das Haus

35 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 30 Prozent der CO2-Emissionen gehen in Deutschland auf das Konto von Gebäuden. Der große ökologische Fußabdruck kann und muss erheblich verringert werden.

Illustration: Luisa Jung
Illustration: Luisa Jung
Lars Klaaßen Redaktion

Deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst 1,5 Grad: Um mehr darf die globale Durchschnittstemperatur von der vorindustriellen Zeit bis zum Jahr 2100 nicht steigen, sonst wird sich die Lebenssituation für Menschen auf der Erde deutlich verschlechtern. Um das Schlimmste zu verhindern, müssen wir die Emission von Treibhausgasen wie CO2 konsequent reduzieren. Mit ihrem Klimaschutzplan hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, Deutschland bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu machen. Insbesondere bei Gebäuden kann und muss möglichst bald viel getan werden. Sie verursachen in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 30 Prozent der CO2-Emissionen. Sowohl ein besonders niedriger Heizenergiebedarf als auch besonders klimafreundliche Heiztechniken ermöglichen es laut Umweltbundesamt, diese Treibhausgasemissionen um bis zu 95 Prozent zu senken. Gute Dämmung und Heizsysteme, die sowohl effizient arbeiten als auch ohne fossile Energieträger wie Gas, Öl oder Kohle betrieben werden, kommen im Neubau schon seit Jahren zum Einsatz. Enormer Handlungsbedarf besteht primär im Bestand, quantitativ wie qualitativ.

Innovationen im großen Stil sind gefragt, wobei es auch auf die Details ankommt. Unterschätzt werden in der Regel etwa Wärmelecks in der Gebäudetechnik. So entweicht etwa über ein Abwasserrohr, das lediglich einen Durchmesser von rund 150 Millimeter hat, mehr Energie als über die gesamte Außenhülle eines gut gedämmten Mehrfamilienhauses. „Eine dezentrale Wärmerückgewinnung aus häuslichem Abwasser kann viel Energie und Geld sparen“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. „Außerdem erwärmen sich Städte weniger, der Ausstoß von CO2 wird vermindert.“ Hinzu kommt: Wenn das Abwasser aus Badewanne, Dusche, Handwaschbecken sowie Wasch- und Geschirrspülmaschinen noch gereinigt und für die Toilettenspülung genutzt wird, kann erheblich Trinkwasser eingespart werden. Bonde: „Angesichts des Klimawandels und der dadurch verursachten Trockenperioden müssen diese Potenziale verstärkt genutzt werden.“

Eine wichtige Rolle beim ökologischen Umbau des Gebäudesektors spielen Wärmepumpen, die herkömmliche Öl- und Gasheizungen ersetzen können. Sie nutzen Umgebungswärme aus unterschiedlichen Quellen – zum Beispiel Boden, Grundwasser oder Luft – und werden mit Strom betrieben. „Großer Nachholbedarf besteht damit kostengünstige Module, die zu kompletten Fassaden zusammengesetzt werden können – an einem Neubau oder bei einer Sanierung im Bestand. „Die alte Fassade wird künftig durch neue industriell vorgefertigte Module mit integrierter Anlagentechnik ersetzt, was sie somit multifunktional macht und an die neuen Energiestandards anpasst“, erläutert Jan Kaiser, Projektleiter und Wissenschaftler am Fraunhofer IEE. „Die gesamte Heiz-, Kühl- und Lüftungstechnik für den dahinterliegenden Büroraum wird in die Fassade integriert.“

Prinzipiell können auch Mieter zu Erzeugern von Solarstrom werden, indem sie auf dem Dach ihres Hauses eine Photovoltaik-Anlage anbringen. Damit direkt versorgt, lassen sich die eigenen Stromkosten deutlich senken. Wie dies rechtlich ermöglicht und finanziell gefördert werden kann, wird derzeit diskutiert. „Mit den richtigen Rahmenbedingungen hat Mieterstrom das Potenzial, Hunderttausende Menschen auch ohne Wohneigentum und große finanzielle Investitionskraft an der Energiewende zu beteiligen“, sagt Maximilian Weiß, Politikreferent beim Ökostromanbieter Green Planet Energy. Zudem könne Mieterstrom dazu beitragen, die Energiewende mit Tempo in urbane Räume zu tragen und durch den massiven Ausbau von Solar-Dachanlagen Deutschlands Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern weiter zu reduzieren.

Enormes Potenzial schlummert auch unter unseren Häusern in Form von Geothermie: Die in der Erdkruste gespeicherte Wärme kann zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung eingesetzt werden. In Deutschland steigt die Temperatur in der Erdkruste im Schnitt um drei Kelvin pro 100 Meter an. Oberflächennah, in bis zu 400 Meter Tiefe, muss diese Energie auf ein nutzbares Temperaturniveau gehoben werden. Wärmepumpen können Gebäude mit oberflächennaher Geothermie heizen. Je tiefer man bohrt, desto größer die Erträge. Hierfür sind dann aber Geothermiekraftwerke gefordert, die ganze Quartiere mit Wärme versorgen.
 

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Dorothee B. Salchow ist Juristin, Mediatorin und Coachin, Zertifizierte Anwenderin und Trainerin für Positive Psychologie.
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