Möbel aus dem Getränkekarton

Recycelbare Getränkekartons sind nachhaltig, weiß doch jeder – eben nicht, sagt Caroline Babendererde, Head of Sustainability bei Tetra Pak®: Bildung sei nötig. 

Caroline Babendererde, Head of Sustainability DACH-Region, Tetra Pak
Caroline Babendererde, Head of Sustainability DACH-Region, Tetra Pak
TETRA PAK Beitrag

Frau Babendererde, im November haben Sie als Vortragende am Kongress zum 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag teilgenommen. Dabei wurde wieder der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen – welche Prämierten haben Sie besonders beeindruckt?  

Ich bewundere, was das Sozialunternehmen Acker macht, das im Bereich Aus- und Weiterbildung gewonnen hat. Die Initiator:innen haben Bildungsprogramme angeschoben, bei denen Kinder aus Kitas und Schulen Obst und Gemüse anpflanzen und ernten, sie lernen in der Praxis, wo und wie Lebensmittel entstehen. Bildung ist die Grundlage, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, dass wir Kindern und Jugendlichen besser zeigen, wie Verpackungen hergestellt werden, warum wir sie richtig entsorgen müssen, welchen Sinn Recycling hat und wie es funktioniert. Das kann ganz spielerisch ablaufen, so haben wir vor ein paar Jahren einen Film für „Die Sendung mit der Maus“ unterstützt, in dem Armin Maiwald das erklärt. Aber vielen jungen Menschen fehlt dieses Wissen. Wenn ich einen Tag lang Bildungsministerin sein dürfte, würde ich ein Programm ins Leben rufen, das daran etwas ändert.
 

Wie kann man Erwachsene abholen, denen die rechte Überzeugung fehlt, dass Recycling etwas bringt?

Bei der formalen Umsetzung geht Tetra Pak viele Wege, am effektivsten funktionieren niedrigschwellige Ansätze wie Plakate am Bahnhof oder der Aufdruck auf einem Getränkekarton, inklusive Link zu mehr Informationen oder einem Quiz, das machen wir in Abstimmung mit unseren Kunden. Wenn die Milch- oder Saftpackung beim Frühstück ohnehin auf dem Tisch steht, beschäftigen sich die Konsumenten wie nebenbei mit der Botschaft. 

Tetra Pak

Welche Inhalte ziehen dabei?

Fakten. Transparenz. Wir legen sowieso überall offen, was wir unter Nachhaltigkeit verstehen und dafür tun, unter ökolo-
gischen, ökonomischen und sozialen Aspekten, auf der gesamten Wertschöpfungskette. Tetra Pak kontrolliert die Herkunft seiner Rohstoffe, verpflichtet seine Lieferanten schon seit Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit, wir sind zertifiziert nach den Labels FSC für Holz und Bonsucro für Zuckerrohr, die Aluminium Stewardship Initiative ASI haben wir mitgegründet, wir erfüllen die strengen Anforderungen des CO2-Fußabdruck-Labels Carbon Trust, wir können die Bilanz eines Getränkekartons über den gesamten Lebenszyklus durchdeklinieren. Tetra Pak entwickelt neue Methoden und betreibt innovative Anlagen für das Recycling von Papierfasern, Polyethylen- und Aluminiumfolie sowie Hartplastikverschlüssen. Allein hier investieren wir im Jahr rund 40 Millionen Euro weltweit. Wir fördern Märkte für innovative Produkte aus gebrauchten Getränkekartons, etwa Möbel oder Paletten – alles dokumentiert und nachvollziehbar. Ich wünschte, alle Akteure auf dem Markt der Lebensmittelverpackungen handelten ähnlich transparent. 
 

Wie meinen Sie das?

Die Mehrwegsysteme, etwa für Getränke in Glasflaschen, legen ihre Daten nicht in dem gleichen Maße offen. Beispielsweise zur Ökobilanz des nötigen Spülens, zum Wasserverbrauch. So wird die Beurteilung durch die Gesellschaft und die Politik, welche Ansätze unserem Planeten nachhaltig helfen, oft eine Bauchentscheidung. Die aktuellste offizielle Ökobilanz zu Getränkeverpackungen in Deutschland stammt aus dem Jahr 2002! Das widerstrebt mir. Als Geografin und Landschaftsökologin habe ich immer einen holistischen Blick auf die Umweltauswirkungen eines Produkts, und wir erhalten die Erde nur, wenn die wichtigen Entscheidungen auf nachvollziehbaren Fakten basieren.

www.tetrapak.de

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