»Man spürt ehrliche Trauer«

Immer mehr Tierhalter:innen wollen sich von ihrem Haustier in Würde verabschieden,
erklärt Sandra Lutz vom Tierkrematorium dank & treu. 

Sandra Lutz, Geschäftsführerin Tierkrematorium dank & treu
Sandra Lutz, Geschäftsführerin Tierkrematorium dank & treu
Tierkrematorium dank & treu GmbH & Co. KG Beitrag

Frau Lutz, Sie betreiben in Schwäbisch Hall ein Haustier- und Pferdekrematorium und ein Pferdekrematorium nahe Verden in Niedersachsen. Was bieten Sie an?
Jeder darf mit mit seinem verstorbenen Haustier kommen und bei uns seinen Liebling einäschern lassen. Wir übernehmen aber auch die Überführung der Tiere aus der Praxis oder Klinik, wo sie verstorben sind. Viele wenden sich auch an uns, wenn ihr Haustier zuhause verstirbt. Einen 70 Kilo schweren Hund etwa können oder wollen viele Besitzer nicht selbst transportieren. Für Pferde gilt das natürlich in besonderem Maße. Ein verstorbenes Pferd darf ausschließlich von einem zugelassenen Transporteur ins Krematorium überführt werden. Dafür sind wir da.

Zu einer würdevollen Bestattung gehört eine Zeremonie. Wie läuft sie ab?
Es gibt die Möglichkeit, in unseren Abschiedsräumen von seinem Tier Abschied zu nehmen, so wie man es auch vom Menschen kennt. Das Tier wird in einem Sarg aus Karton aufgebahrt; Holzsärge sind nicht erlaubt. Wer möchte, kann Blumen, Fotos oder Briefe dazu legen. Wir spielen auf Wunsch auch Musik ab, entweder unsere eigene oder die der Besitzerinnen und Besitzer. Wir gehen selbstverständlich auch auf individuelle Wünsche ein.

Wie verabschieden sich Menschen von ihrem Tier?
Es sind häufig nur die engsten Angehörigen anwesend, manchmal sind es zwei, manchmal fünf oder sechs. Man spürt ehrliche Trauer. Das zeigt die besondere Stellung als Familienmitglied, die das Haustier hatte. Ein Tier ist nicht wie eine entfernte Tante, die man nur selten sieht. Es ist rund um die Uhr bei seinem Besitzer, der vielleicht seinen gesamten Tagesablauf auf das Tier abgestimmt hat. Da ist es kein Wunder, dass die emotionale Bindung sehr stark ist.

Welche Beisetzungsmöglichkeiten gibt es? Darf man die Urne mit nach Hause nehmen?
Wir haben auf unserem Grundstück ein schön gestaltetes Gemeinschaftsgrab. Aber viele Menschen möchten die Urne zu sich nehmen, was im Gegensatz zu Urnen verstorbener Menschen auch erlaubt ist. Man darf die Urne unter Beachtung der geltenden Gesetze im eigenen Garten bestatten oder die Asche verstreuen. Was im Übrigen bei Pferden nicht wenig ist: 20 bis 25 Kilogramm Asche kommen da zusammen.

Tierkrematorium dank & treu GmbH & Co.KG

Gibt es ein Trauerritual, das Sie empfehlen würden?
Nein, das kann man pauschal nicht sagen. Das muss ganz individuell entschieden werden. Manchen ist wichtig, dass sie den gesamten letzten Weg ihres Tieres mitgehen. Sie wollen viel Zeit mit ihm verbringen, vom Transport bis zur Ein-
äscherung. Andere wollen das nicht. Obwohl ich diese Arbeit schon seit vielen Jahren mache, kann ich mir selbst persönlich nicht vorstellen, wie das aussehen wird, wenn unser Familienhund Leo eines Tages von uns gehen wird. Es wird sich dann zeigen.

Sollte man sich dann am besten lieber gar nicht mit dem Gedanken an den Tod auseinandersetzen, bis es soweit ist?
Das wiederum sollte man tun. Man sollte sich früh informieren, was im Fall des Ablebens nötig und möglich ist und sich vielleicht schon einmal ein Tierkrematorium ansehen. Viele sind überrascht, wie freundlich es dort ist. Wenn der Tag dann kommt, sind viele in einer emotionalen Ausnahmesituation und mit praktischen Fragen überfordert. Wir stehen da als kompetente Berater an ihrer Seite, so, wie man das vom Bestatter beim Menschen kennt.

Am 8. und 9. Oktober findet im Pferdekrematorium in
Blender bei Verden ein Tag der offenen Tür statt.


www.dankundtreu.de

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