Heizen ohne Öl und Gas?

Wer seine Heizung nicht mit fossilen Energieträgern betreiben möchte, steht vor einem Dilemma. Dabei lässt sich Wärme für Heizung und Wasser auch anders erzeugen.

Illustration von Carina Crenshaw
Illustration von Carina Crenshaw
Mirko Heinemann Redaktion

Olaf Sattler tut es, Matthias Rathensen tut es auch. Sie leben in einem Dorf in Mecklenburg, heißen in Wirklichkeit anders, aber beide haben in ihren Häusern jeweils Systeme mit einer nachhaltigen, autarken Versorgung mit Wärme für Heizung und Warmwasser installiert. Der eine mit Strom, der andere mit Holz.

Olaf Sattler hat in seinem Fußboden eine elektrische Flächenheizung installiert. Sie besteht aus Matten, die mit feinen Drähte durchzogen sind. Sie heizen sich auf, sobald elektrischer Strom hindurchfließt, ähnlich wie bei der beheizten Heckscheibe im Auto. Sein Wasser erhitzt er mit einem gut isolierten Elektroboiler. Wenn er die Heizung voll aufdreht oder viel warmes Wasser verbraucht, zieht die Anlage ziemlich viel Strom. Der stammt vom Ökoanbieter, ist aber mit rund 30 Cent pro Kilowattstunde auch recht teuer. Da aber Olaf Sattler außerdem eine ziemlich große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert hat, für die er eine attraktive Einspeisevergütung erhält, relativieren sich die Kosten. Als Vorteile zählt er auf: Er hat so gut wie keine Wartungskosten und zahlt keine Schornsteinfegergebühren. Die Heizung kann er über das Internet per Smartphone steuern.

Sein Nachbar Matthias Rathensen hat ein Waldstück gepachtet. Ein, zwei Mal im Jahr fährt er hinein und schmeißt die Kettensäge an. Rathensen heizt sein Zuhause mit einem wasserführenden Holzofen. Der Ofen erhitzt das Wasser, das über einen Pufferspeicher sowohl seine Fußbodenheizung als auch Warmwasser bereit stellt. Der Nachteil: Im Winter kann er nicht weg. Sein Ofen muss täglich mit Scheitholz gefüttert werden, sonst friert sein Haus ein. Dafür sind seine Heizkosten minimal: Pacht für den Wald, Benzin für die Kettensäge und die Gebühren für den Schornsteinfeger. Viel mehr ist es nicht.

Was tun, wenn man keine Öl- oder Gasheizung möchte, aber auch keinen eigenen Wald nebst Kettensäge besitzt, kein Solardach, keinen Holzofen? Und vielleicht auch nicht so ländlich lebt wie die beiden Herren? Bleibt der moderne Klassiker fürs klimaneutrale Heizen: die mit erneuerbarem Strom betriebene Wärmepumpe als Heizung und zur Warmwasseraufbereitung. Die funktioniert wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt, indem sie nämlich kalte Luft komprimiert, so dass sie sich erwärmt. Dabei arbeitet sie effizienter als eine klassische Stromheizung. Noch effizienter arbeitet sie, wenn sie im Winter nicht die eiskalte Luft aus der Umgebung komprimiert, sondern wärmere. Dies wird möglich, indem die Wärmepumpe ihre Grundwärme aus den Tiefen der Erde gewinnt, dem Grundwasser oder einem Wärmetauschersystem, das unter der Grasnarbe im Garten vergraben ist (Flächengeothermie).  

Das alles nützt aber nichts, wenn das Haus nicht effizient gedämmt ist. Denn Wärmepumpen arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen. Würde man sie erhöhen, würde der Effizienzvorteil verloren gehen. Aus der Wärmepumpe würde dann eine kostenintensive Stromheizung. Daher: Vorsicht mit Wärmepumpen in schlecht gedämmten Altbauten, sie können zur Kostenfalle werden. Alternative wäre eine Holzpelletheizung, kombiniert mit solarthermischen Kollektoren, die Sonnenwärme direkt vom Dach in Wärme wandeln. Solche Systeme, wie auch die Installation einer Wärmepumpe, werden vom Staat gefördert. Eine Übersicht über die Förderung von erneuerbarer Wärme bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).

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