Denken in Kreisläufen

Im Garten wird immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Naturnähe gelegt. Die Philosophie lautet: mit und nicht gegen die Natur arbeiten.

Illustration: Sara Nahid Abtahi
Illustration: Sara Nahid Abtahi
Iunia Mihu Redaktion

Die Winterruhe ist vorbei – im Garten wird wieder gehackt, gesät, gepflanzt. Immer mehr im Trend liegt die Nachhaltigkeit und Naturnähe im eigenen Garten. Das ist auch gut so, denn wer umweltbewusst, aber auch insekten- und tierfreundlich gärtnert, leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Doch was zeichnet einen nachhaltigen Garten genau aus? Allen voran trägt er dazu bei, Ressourcen zu schonen und unnötigen Müll zu vermeiden. Auf den Einsatz von Chemikalien und Pestiziden wird konsequent verzichtet und es wird bewusst die Artenvielfalt gefördert.

Diversität ist nicht nur für die Gesellschaft wichtig – auch den Gartenbeeten tut Vielfalt gut. So können etwa Möhren und Zucchini versteckt zwischen Mangold oder Tomaten wachsen, dazwischen auch verschiedene Kräuter und Blumen. Mischkulturen sind ein Prinzip eines Permakultur-Gartens, ein Trend, der zunehmend wächst – das Konzept des naturnahen Gartens gibt es aber schon lange.

Das Permakultur-Konzept entwickelten Bill Mollison und David Holmgren in den 1970er-Jahren in Australien. Demnach soll die Landwirtschaft nach dem Vorbild natürlicher Ökosysteme gestaltet werden. Damit boten sie eine nachhaltige Antwort auf die industrielle Landwirtschaft, die Böden zerstört, Wasserhaushalt und Artenvielfalt schädigt. Die Philosophie dahinter lautet: mit und nicht gegen die Natur arbeiten. Das wild anmutende Durcheinander im Beet folgt eigentlich einer natürlichen Ordnung. Denn: Pflanzen, Bodenbakterien und Pilze gehen symbiotische Beziehungen ein. Und diese werden in einem Permakultur-Garten ganz bewusst unterstützt. Im Idealfall hat man auch Tiere im Garten, etwa Laufenten oder Hühner, die helfen nämlich dabei, Schädlinge in Schach zu halten.

Auch im Vorgarten tut sich etwas: Experten sehen eine Trendwende – weg von Schottergärten, in denen nichts wächst, hin zu mehr Natur vor dem Haus, etwa in Form von Stauden. Bei einem schottrigen Garten wird der Musterboden abgetragen und ein Vlies darunter gelegt. Darauf wird anschließend das steinerne Material gefüllt. Nichts wächst mehr durch – ein „toter“ Garten entsteht, der auch langfristig viele Probleme mit sich bringt: Durch die versiegelte Fläche kann Regenwasser nicht mehr richtig durchsickern, auch wird die Luft aufgeheizt – alles andere als klimafreundlich. Hinzu kommt, dass es keinerlei Biodiversität mehr gibt. Aufgrund der fehlenden Pflanzen in Schottergärten suchen Insekten und Vögel vergebens nach Nahrung.   

Wer seinen Garten als geschlossenen Kreislauf begreift und danach bewirtschaftet, leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Artenvielfalt. Denn, wenn wir dem Klimawandel begegnen wollen, müssen wir lernen, ressourcenschonender zu leben und zu verbrauchen. Im Nachfolgenden haben wir mehrere Tipps für Sie zusammengestellt, wie ein Garten nachhaltiger und natürlicher aussehen kann:
 

Illustration: Sara Nahid Abtahi
Illustration: Sara Nahid Abtahi

Tipp 1: Kompost anlegen
In einem Komposthaufen können vor allem Küchenabfälle und Laub entsorgt werden. Diese verrotten und liefern später Humus, Mulch und Dünger für verschiedene Zier-, Gemüse- und Obstpflanzen. Wichtig ist unter anderem, dass der Boden unter dem Kompost unversiegelt ist – nur so haben die Lebewesen im Boden Zugang dazu. Für den Gartenkompost eignet sich ein offenes Behältnis, das den Luft- und Wasseraustausch ermöglicht. Übrigens: Kompostieren ist auch auf dem Balkon möglich, zum Beispiel mit Wurmkiste.

Tipp 2: Wasser sparen und weiterverwenden
Stellen Sie sich stets die Frage: Wie kann ich möglichst wenig Wasser verbrauchen und verbrauchtes Wasser weiterverwenden? Beispiel: Wer seinem Salat ein Wasserbad gönnt, kann mit dem Wasser etwa die Beete im Garten oder Blumenkästen gießen. Wer kann, fängt Regenwasser auf, etwa in Regentonnen oder Zisternen.

Tipp 3: Den Boden schützen
Der Boden ist Lebensraum für Millionen von Mikroorganismen, zugleich auch Wasserspeicher und Wasserfilter sowie Klimaschützer und noch vieles mehr.  Auf den Boden im eigenen Garten hat man Einfluss – und man kann ihn schützen: Achten Sie darauf, Kompost oder frischen Mist vom Biobauer zum Düngen zu verwenden anstatt chemischer Dünger. Bei der Gartenarbeit auch an die Insekten denken: Den Rasen nicht zu kurz schneiden und Blumen stehen lassen – so laden Sie Schmetterlinge ein.

Tipp 4: Auf Plastik verzichten  
Verzichten Sie so gut es geht auf Kunststoff – das ist gar nicht so einfach, vor allem in der Gartensaison. Die Setzlinge in Garten- und Baumärkten werden überwiegend in Plastiktöpfen verkauft. Die kann man sich sparen, wenn man seine Pflanzen und die Setzlinge in Pfandboxen kauft – manche Gartencenter bieten das inzwischen an. Generell ist es nachhaltiger, im Garten und auf dem Balkon auf Töpfe aus Ton oder Weidegeflecht zu setzen statt auf Kunststoff – das sieht zudem auch schöner aus.

Tipp 5: Mehr Blüten pflanzen
Je mehr Nektar-Tankstellen Sie bereitstellen, desto mehr Nahrung bieten Sie den Bienen, Schmetterlinge und den vielen weiteren bestäubenden Insekten. Am schönsten sind standortgerechte Mischpflanzen aus Stauden, unter denen sich auch heimische Blumenarten befinden. Sie garantieren, dass etwa auch Wildbienen eine Nahrungsquelle finden. Eine gute Unterstützung sind auch Insekten- oder Bienenhotels. Von fertigen Insektenhotels aus dem Baumarkt ist eher abzuraten. Besser: selbst bauen.

Tipp 6: Garten so dunkel wie möglich halten
Die Lichtverschmutzung wird leider oft noch unterschätzt. Je heller und bunter Garten und Terrasse leuchten, desto schädlicher ist es für Insekten und andere Tiere. Vor allem Insekten leiden darunter. Wenn Sie eine Lichtquelle anbringen, darauf achten, dass die Lampe nach unten leuchtet, sodass der Weg beleuchtet ist, aber nicht die komplette Umgebung angestrahlt wird.

Tipp 7: Torffrei gärtnern
Torf gehört ins Moor, nicht ins Gartenbeet! Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass sich in den Plastiksäcken mit der Aufschrift „Erde“ größtenteils Torf befindet. Das ist der Stoff, aus dem unsere Moore bestehen. Rund zehn Millionen Kubikmeter Torf werden allein in Deutschland jedes Jahr für den Gartenbau verbraucht. So tragen viele oft unwissend dazu bei, dass unersetzliche Moorlandschaften verloren gehen. Beim Kauf von Blumenerden ist die Deklaration „torffrei“ auf der Verpackung deshalb besonders wichtig. Besser: die gekaufte Blumenerde mit selbst hergestelltem Kompost oder Gartenerde vermischen.

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