Wie Best Ager reisen

Die ältere Generation reist viel und gern. Ihre Ansprüche an die Destination sind aber höher als bei Jüngeren.

Illustration: Anastasija Kretzschmar
Illustration: Anastasija Kretzschmar
Olaf Strohm Redaktion

Corona – war da was? Vergessen scheinen die Jahre, in denen wiederkehrende Lockdowns die Bewegungsfreiheit stark einschränkten. Die Lust der Deutschen auf Reisen ist in dieser Zeit nicht abgeebbt – im Gegenteil: Nach Corona hat sich das Reiseverhalten der Deutschen wieder normalisiert. Dennoch ist nicht alles wie vorher, resümiert die ADAC Tourismusstudie 2023: „Drei Krisenjahre haben Spuren hinterlassen.“ 

Zwar entwickelte sich das Reiseverhalten wieder in Richtung Vorkrisenniveau, auch der Anteil der Auslandsreisen stieg 2022 wieder an. Aber ein Trend hat sich ausgeprägt: Deutschland ist als Urlaubsziel beliebter geworden. Mit einem Anteil von 45 Prozent bleibt es rund 10 Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau. Daten der ADAC-Studie sprechen dafür, dass dieser Effekt nachhaltig sein könnte: 42 Prozent der Befragten geben an, dass Urlaub in Deutschland angesichts der aktuellen Herausforderungen weiter an Bedeutung gewinnt. 32 Prozent haben Deutschland als Urlaubsziel während der Pandemie schätzen gelernt und möchten auch künftig dort Urlaub machen.

Für Senioren gilt das in besonderem Maß: Es gibt immer mehr ältere Menschen, die reisen wollen. Aber sie wollen sicher reisen. Dahinter stehen die Bedrohungen durch internationale Konflikte, den Krieg in der Ukraine, den Klimawandel, die Urlaub im eigenen Land besonders attraktiv erscheinen lassen. Spanien, das Auslandsreiseziel Nummer Eins der Deutschen, leidet unter massiver Dürre. Neben möglicher Einschränkungen bei der Wasserversorgung, Rekordhitze und unter dem Eindruck von Protesten Einheimischer gegen „Overtourism“ entscheiden sich immer mehr für einen Urlauber in heimischen Gefilden. Dazu kommen soziale Phänomene wie die „Flugscham“ – immer mehr Urlauber wollen eine klimaschädliche Flugreise vermeiden, um ein Zeichen gegen die Klimakrise zu setzen. 

Bei den Entscheidungsfaktoren für eine Buchung ist allen voran eine unkomplizierte und störungsfreie An- und Abreise für mehr als zwei Drittel der Befragten sehr wichtig. Auch die politische Stabilität am Urlaubsort – etwa demokratische Standards und Distanz zu Konfliktherden – hat für jeden Zweiten eine hohe Bedeutung. Der demografische Wandel stellt die Reiseanbieter vor ganz neue Herausforderungen. Der Großteil der Best Ager will das Leben genießen, auf Urlaub in Europa und Fernreisen die Welt erkunden und Neues entdecken. Insbesondere die Aussicht auf das Rentenalter weckt die Lust, das Mehr an Freizeit voll auszukosten. 60 Prozent der Generation 65 plus möchten sich laut einer GfK-Studie den Wunsch erfüllen, auf Reisen zu gehen. 

Das Klischee von einer organisierten Busreise inklusive eintönigem Touristenprogramm für Rentner ist dabei wenig realitätsnah. Über-50-Jährige setzen vermehrt auf Individualreisen, laut einer Statista-Studie bevorzugt mit dem Partner oder der Partnerin. Nur zwei Prozent der über 50-Jährigen reisen in organisierten Gruppen. Wie also sieht er aus, der perfekte Urlaub für die Generation ab 50? Klar ist: Best Ager planen ihre Reisen anders als Weltenbummler in ihren Zwanzigern. Mit den Interessen verschieben sich auch die Prioritäten. Vorstellungen und Ansprüche an die Wunschdestination verändern sich, was in der Regel bedeutet: Sie steigen! Immer mehr Reiseanbieter, darunter etwa die TUI Group, setzen daher auf eigene Segmente und Bewertungskriterien für Best Ager. 

Dazu passt auch die Entwicklung der Verkehrsmittel laut ADAC-Sttudie: Das für Reisen innerhalb Deutschlands besonders relevante Auto ist häufigstes Hauptverkehrsmittel für die Anreise, das Flugzeug (27 Prozent) hat hingegen acht Prozentpunkte Anteil verloren. Die Bahn hat ihren Anteil um drei Prozentpunkte gesteigert. Bus, Schiff und Wohnmobil blieben nahezu gleich.

Es werden auch wieder häufiger Pauschalreisen für den Haupturlaub unternommen (27 Prozent 2022 gegenüber 19 Prozent 2020). In der Pandemie gewannen Individualreisen an Beliebtheit, der Trend scheint sich fortzusetzen: Diese Reiseform macht mit 71 Prozent nach wie vor den Löwenanteil aus und bleibt über Vorkrisenniveau (2019: 65 Prozent). Die Anteile der Urlaubsarten pendeln sich auf die Werte früherer Jahre ein, Badeurlaub ist mit 33 Prozent nach wie vor am beliebtesten.

Dazu passt, dass eine intakte Natur vor Ort laut ADAC Studie einer der wichtigsten Buchungsfaktoren ist: Für 60 Prozent der Befragten gilt dies. Nachhaltigkeit wird von den Reisenden zwar gewünscht und geschätzt, ist aber laut Studie kein Treiber im Buchungsverhalten. Die nachhaltige Entwicklung des Angebots werde deshalb in absehbarer Zeit nicht über eine breite Nachfrage gesteuert.

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