Nachhaltig und effizient

 Der Gebäudesektor ist für ein Drittel der deutschen CO₂ -Emissionen verantwortlich. Privathaushalte haben viele Möglichkeiten, nachhaltig und effizient zu heizen und zu beleuchten. Moderne Technik macht das Eigenheim fit für die Zukunft.

Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher
Axel Novak Redaktion

Glückliches Unterhaching: Die Gemeinde südlich von München liegt auf einem unterirdischen See aus 122 Grad heißem Wasser. Mittlerweile können 13.000 Haushalte damit geheizt werden. Das heiße Wasser wird aus der Erde gefördert, die Wärme abgeschöpft und über Fernwärmerohre in die Haushalte geleitet, in denen die Unterhachinger den winterlichen Minusgraden trotzen. Und zwar klimafreundlich.

Das ist auch nötig, denn der Gebäudesektor ist für ein Drittel der deutschen CO2 Emissionen verantwortlich. Weil sich das ändern soll, müssen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ihre vier Wände fit für die Zukunft machen. Zum Glück gibt es dafür viel moderne Technik. 

Eine Lösung in Ballungsräumen sind Nah- und Fernwärmenetze. Als effiziente, umweltschonende und wirtschaftliche Alternative zu Einzelheizungen werden sie in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Deshalb erweitert zum Beispiel Unterhaching sein Leitungsnetz zu den Nachbargemeinden um weitere 16,5 Kilometer. Es entsteht der „größte Geothermie-Verbund auf dem Kontinent“, wie die Süddeutsche Zeitung kürzlich titelte.
 

PV-ANLAGEN LOHNEN SICH OFT


Doch auch Hausbesitzer abseits der Städte nutzen schon längst umweltfreundliche Technik. Mit einer Photovoltaikanlage zapfen sie die Sonne als Energiequelle an: Eigener Strom, geringere Energiekosten und im Zweifel Geld für den eingespeisten Strom sind die Vorteile. Eine Faustregel der Finanztipp-Berater lautet: Eine Solaranlage, die weniger als 1.600 Euro pro Kilowatt-Peak kostet, lohnt sich fast immer. Die Bundesregierung hat zudem Gesetze verabschiedet, die es Privatleuten erleichtern, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Wer kein eigenes Dach hat, kann ein Balkonkraftwerk nutzen, eine Mini-Solaranlage für Balkon und Gärtchen. 
 

Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher

Mit einem Batteriespeicher zu Hause kann der Strom auch dann genutzt werden, wenn die Sonne nicht scheint. Mit einem Speicher kann der Haushalt bis zu 70 Prozent autark werden. Im Idealfall lohnen sich PV-Anlage und Speicher für diejenigen, die viel Strom verbrauchen, also zum Beispiel ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe haben. 

Wärmepumpen gelten als die Heizung der Zukunft. Skandinavien mit seinem hohen Anteil an dezentralen Wärmepumpen zeigt, dass die Technik auch bei klirrender Kälte funktioniert. Wärme aus Luft, Erde oder Grundwasser kann dank hoher Wirkungsgrade für Heizung und Warmwasser genutzt werden. Besonders effizient sind Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaikanlagen, da der Strom für die Wärmepumpen kostengünstig vor Ort erzeugt wird.

Eine weitere Möglichkeit, die Kraft der Sonne zu nutzen, ist die Solarthermie. Spezielle thermische Kollektoren können bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs für Warmwasser im Haushalt decken. Vor allem in der Übergangszeit unterstützen die technisch oft einfachen Anlagen die Heizung. 

Nur unter besonderen Bedingungen eignen sich kleine Windkraftanlagen als Stromerzeuger. Auf Booten oder in abgelegenen Gebäuden funktionieren sie oft gut. Vom Einsatz im Garten oder auf dem Dach von Wohngebäuden raten Fachleute aus Kostengründen eher ab.
 

KLIMAFREUNDLICHE BRENNSTOFFE


Neben nachhaltig erzeugten Energieträgern sind auch klimaschonende Verbrennungsverfahren eine Möglichkeit, das Haus zu beheizen: Biomasseheizungen verbrennen Holzpellets, Hackschnitzel oder Scheitholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Wasserstoff als vielversprechender Energieträger kann in Brennstoffzellen oder sogar in Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) für Strom und Wärme sorgen. In speziellen Brennwertkesseln könnte Wasserstoff künftig anstelle von Erdgas verbrannt werden. Theoretisch eine ideale Übergangslösung, um die Gasheizung weiter zu nutzen. Der Nachteil: Wasserstoff wird oft aus fossilen Brennstoffen gewonnen, ist also nicht grün. Grüner Wasserstoff könnte zwar irgendwann mit überschüssigem Ökostrom erzeugt werden, ist aber derzeit noch viel zu teuer. Nachhaltigkeit im Haus bedeutet übrigens auch: Die kostbare Ressource Wasser wird durch intelligente Nutzungskonzepte sparsamer eingesetzt. Regenwassernutzungsanlagen beispielsweise nutzen Niederschlagswasser für die Toilettenspülung, die Gartenbewässerung oder auch die Waschmaschine.
 

AUCH DIE STEUERUNG ZÄHLT


Voraussetzung für die Effizienz von Wohngebäuden ist ein intelligentes Informations- und Energieflussmanagement. Smarte Thermostate, automatische Gebäudesteuerungen und vernetzte Geräte bringen die Energie dorthin, wo sie wirklich gebraucht wird. Solche Steuerungen verknüpfen Energiequellen zu einem effizienten Hausnetz und senken zudem die Kosten, weil sie sparsamer mit Ressourcen umgehen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Gebäude hält, was es verspricht: Die energetische Sanierung von Altbauten ist daher wichtig für ihre Zukunftssicherheit. Viele Einzelmaßnahmen - wie die Dämmung der Gebäudehülle - reduzieren Wärmeverluste und den Energieaufwand. Auch hier ist Unterhaching übrigens in einer besonders glücklichen Lage. Das Wasser aus der Erde kommt mit bis zu 110 Grad kochend heiß bei den Kunden an. „Diese relativ hohen Temperaturen sind wichtig, weil wir hier viel wenig gedämmte Bausubstanz aus den 60er- und 70er-Jahren haben“, erläutert Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer des Geothermie-Betriebs, im Gespräch mit dem Merkur. Herkömmliche Wärmepumpen könnten diese Gebäude nicht beheizen. 
 

HILFE VOM STAAT


Technik ist teuer – clevere Technik umso mehr: Intelligentes und nachhaltiges Wohnen muss man sich leisten können. Bund, Länder und Kommunen helfen dabei - ein bisschen. · Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) fördert Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, zum Beispiel Wärmepumpen oder Solaranlagen zur Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung. · Auch Photovoltaikanlagen und Stromspeicher werden in einigen Bundesländern gefördert. Der Bund fördert, indem er die Technik von der Mehrwertsteuer befreit. Außerdem gibt es günstige Kredite und eine Einspeisevergütung. · Da die Höhe der Förderung aber immer vom konkreten Projekt und der politischen Entwicklung abhängt, ist es ratsam, sich vorab umfassend zu informieren und eine Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Kleiner Trost am Rande: Auch das wird gefördert.

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