Nachhaltige Arbeitgeber sind attraktiver für junge Nachwuchskräfte. Insbesondere der sogenannten Generation Z, die derzeit in die Arbeitswelt strebt, wird nachgesagt, dass sie klimabewusstes Wirtschaften als wesentlichen Faktor bei einer Bewerbung betrachte. Ihr reiche es längst nicht mehr aus, eine Kantine mit Bio-Lebensmitteln vorzufinden oder das Deutschlandticket als Mehrwert angeboten zu bekommen. Sondern das Geschäftsmodell selbst muss hohen Ansprüchen an Nachhaltigkeit gerecht werden. Im Wettbewerb um die besten Köpfe gilt: Nur wer es schafft, für sein Geschäftsmodell beim Nachwuchs Begeisterung zu wecken, wird gutes Personal akquirieren können.
Das zeigt etwa die Online-Umfrage der Jobplattform Stepstone, für die rund 12.000 Menschen zur Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit im Job und bei der Jobsuche befragt wurden. Demnach finden es drei Viertel der Beschäftigten in Deutschland wichtig, dass das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert bei ihrem Arbeitgeber hat. Und für vier von zehn Befragten ist Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium, wenn es um die Bindung an den Arbeitgeber geht. So würden etwas mehr als 33 Prozent der Befragten eine Kündigung erwägen, wenn der Arbeitgeber sich bei einem sehr umweltschädlichen Projekt engagieren würde. Mehr als die Hälfte gab an, dass sich ein solches Engagement negativ auf ihre Jobzufriedenheit auswirken würde.
HOHER AUFKLÄRUNGSBEDARF SEITENS DER UNTERNEHMEN
Zwei Drittel der Befragten würden sich gar nicht erst nicht bei einem Unternehmen bewerben, das umweltschädliche Produkte herstellt. Gut 70 Prozent wünschen sich, sich besser über die Nachhaltigkeit von Unternehmen informieren zu können. Und über der Hälfte der Teilnehmenden ist es wichtig, direkt im Bewerbungsprozess Informationen zur Nachhaltigkeit des möglichen Arbeitgebers zu erhalten. Das hat einen Grund: 67 Prozent der Menschen finden es grundsätzlich schwierig, sich zur Nachhaltigkeit von Unternehmen zu informieren. Laut Umfrage müsste die deutsche Wirtschaft in Sachen Nachhaltigkeitskommunikation also deutlich besser werden.
Doch welche Branchen gelten als nachhaltig? Insbesondere ist das die Energie- und Wasserwirtschaft, die quasi das Fundament der Klimaschutztechnologien bildet. Zwei Drittel der dort Beschäftigten halten das eigene Unternehmen für nachhaltig. Und fast ebenso viele sagen, dass Nachhaltigkeit bei den Energie- und Wasserversorgern auch intern ein großes Thema sei. Andere Branchen fallen demgegenüber deutlich ab. Die Internetbranche halten etwa 60 Prozent der Angestellten insgesamt für nachhaltig, intern sagen das aber nur knapp 40 Prozent. Es folgen Banken, Finanzen, Versicherungen und Handwerksbetriebe. Etwas mehr die Hälfte der dort Beschäftigten hält das eigene Unternehmen für eher nachhaltig.
Was die Untersuchung ebenfalls zeigt: Die Ansprüche werden nicht allein von der jüngeren Generation gestellt. Ein Blick auf die verschiedenen Altersgruppen zeigt, dass Nachhaltigkeit für alle Generationen etwa gleichermaßen relevant ist. „Die Annahme, dass Klimaschutz für junge Menschen entscheidender ist als für ältere, hat sich nicht bestätigt“, so Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. „Tatsächlich ist das Thema Babyboomern sogar etwas wichtiger als der Generation Z – zumindest im Beruf. Ein Grund kann sein, dass ältere Menschen bereits sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie sie arbeiten wollen – während jüngere ihren Platz in der Welt der Arbeit erst noch finden müssen."
EIN DRITTEL FINDET NACHHALTIGKEIT WICHTIGER ALS GEHALT
Bei der Stellensuche spielt das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls eine Rolle: 47 Prozent gaben an, im Falle eines Jobwechsels gezielt nach Stellen bei nachhaltigen Unternehmen zu suchen – und 70 Prozent der Befragten würden sich dort auch eher bewerben. Etwa ein Drittel wäre bereit, bei einem nachhaltigen Arbeitgeber ein Gehalt unter dem Marktdurchschnitt zu akzeptieren.
Unternehmen denen Nachhaltigkeit wichtig ist, sollten schon im Bewerbungsprozess zeigen, dass sie klimabewusst handeln. Im so genannten „Green Recruiting“ sollten sie nicht nur proaktiv nach außen tragen, dass sie sich im Klima- und Umweltschutz engagieren, sondern auch beim Recruiting selbst auf Nachhaltigkeit achten. Das fängt schon damit an, dass Bewerbungsschreiben nicht mehr auf Papier, sondern online angenommen werden. Auf Ausdrucke sollte verzichtet werden. Alternativ können sie mit einer Bewerbermanagement-Software arbeiten. Um unnötige Wege und damit auch Emissionen zu vermeiden, sollten zumindest erste Vorstellungsgespräche als Videokonferenz abgehalten werden. Solche „Green-Recruiting“-Maßnahmen und alle weiteren Bemühungen sollten auf der Karriereseite kommuniziert werden und zwar als Teil der Unternehmensstrategie. Dann ist „Green Recruiting“ am glaubwürdigsten.
Welchen Stellenwert Nachhaltigkeit bei jungen „High Potentials“ hat, zeigt die „Student Survey“ von Universum, einer führenden Employer- Branding-Beratung und Teil der Stepstone-Gruppe. Universum hat mehr als 47.000 Studierende an 200 Hochschulen in Deutschland zur Relevanz bestimmter Arbeitgebereigenschaften befragt. Dabei wurde unter anderem untersucht, welche zehn Attribute am wichtigsten für das Image eines Unternehmens sind. Demnach ist über alle Studienfächer hinweg unternehmerische Verantwortung in Sachen Umwelt und Soziales, hier als Corporate Social Responsibility (CSR) betitelt, für ein Viertel der Studierenden einer der Top-3-Faktoren, wenn es um das Unternehmensimage geht. Damit wird CSR höher bewertet als Faktoren wie eine „inspirierende Führung“ oder „schnelles Wachstum“. Studentinnen (35 Prozent) finden CSR wichtiger als Studenten (15 Prozent).
JE BESSER DIE NOTE, DESTO WICHTIGER IST CSR
Aber es zeigen sich noch weitere interessante Unterschiede. Zum einen interessierten sich leistungsstärkere Studierende stärker für das verantwortungsvolle und umweltbewusste Handeln von Unternehmen als ihre schwächeren Kommiliton:innen. Denn gut 29 Prozent der Einser-Studierenden wählten CSR als eines ihrer wichtigsten Kriterien. Unter denjenigen mit einer Vier waren es fast acht Prozent weniger.