Frau Quidenus-Wahlforss, woher haben Sie den Mut genommen, bereits in ganz jungen Jahren zu gründen?
Für mich stellt sich weniger die Frag nach dem Mut, sondern wie wir mit Risiko umgehen, mit der Angst vorm Scheitern. Und da bin ich sicher durch meine Eltern geprägt. Bei uns zuhause war Scheitern mit Mut besetzt: Schau, das hat jetzt nicht funktioniert, aber Du hast Dich getraut! Du kannst etwas draus lernen! Und zwar, dass es sich lohnt, weiterzumachen. Mein kleiner Sohn ist da eine große Inspiration: Der fällt hin, steht auf, und macht weiter. Der Mensch hat in sich eine intrinsische Motivation, und das ist Neugier, die Lust, etwas Neues auszuprobieren. Irgendwann auf dem Weg ins Erwachsensein wird bei vielen Menschen die Angst vorm Scheitern aber so groß, dass sie sich nichts mehr trauen. Mir hat da geholfen, Risiken zu kalkulieren. Geht die Welt wirklich unter, wenn ein Plan fehlschlägt? Wenn die Antwort nein ist, dann gehen wir die Sache an. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der am Ende gar nicht mehr so viel Mut nötig ist, weil das Risiko kalkuliert ist. Nach diesem Motto, „Safe enough to try“, verfahren wir auch bei omni:us, wenn es um neue Ideen geht.
Wie war das, recht früh Führungsverantwortung zu übernehmen?
Auch hier geht es wieder um das Thema Angstbewältigung. Nach der erfolgreichen Finanzierung für omni:us musste ich plötzlich über Nacht 50 Leuten sagen, wie es jetzt weitergeht. Mir wurde klar dass ich Angst vor Konflikten hatte – Konflikte, etwa in Mitarbeitergesprächen, müssen Sie aber aushalten können. Ich habe dann für mich entdeckt, dass Konflikte beziehungsfördernd sind, solange sie wertschätzend bleiben. Durch diese Umwertung war auch die Angst weg – so konnte ich zur Führungskraft, zur Leitwölfin werden.