Mobilität und Globalisierung, zwei Begriffe, die aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind. Beides wäre allerdings kaum möglich, ohne den modernen Luftverkehr. Flugzeuge befördern jährlich Außenhandelswaren im Wert von über 200 Milliarden Euro von und nach Deutschland und allein 2016 über 220 Millionen Passagiere. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Flugverkehr hierzulande beinahe verdreifacht. Und aktuelle Prognosen gehen von einer weiteren Steigerung aus.
Dabei ist eines klar: Je mehr Maschinen sich gleichzeitig im deutschen Luftraum befinden, desto größer der Koordinationsbedarf. Dass Deutschland einen der sichersten Lufträume der Welt hat, dafür sorgen die rund 2.000 Fluglotsen der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH. Sie koordinieren 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche bis zu 10.000 Flugbewegungen täglich. Jeder Pilot, der sich im deutschen Luftraum befindet, ist immer auch im Kontakt mit den Lotsen – egal, ob er in Hamburg startet, in München landet oder Deutschland nur passiert, Flughöhe, Geschwindigkeit oder Start- und Landeerlaubnisse legen die deutschen Fluglotsen fest.
An dieser Stelle wird deutlich, welche Verantwortung der Job mit sich bringt. Deshalb müssen geeignete Kandidaten in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen und schnell zu handeln. Das erfordert natürlich eine hohe Konzentrationsfähigkeit, ein gutes Gedächtnis sowie eine hohe Belastungsfähigkeit. Räumliches Vorstellungsvermögen wird ebenso benötigt wie eine hohe Teamfähigkeit. Denn gearbeitet wird bei der Flugsicherung immer gemeinsam.
Weil die Anforderungen und auch die Belastungen hoch sind, werden Fluglotsen sehr gut bezahlt – schon während der Ausbildung. Jedes Jahr gibt es rund 100 Ausbildungsplätze. Am Anfang durchlaufen Bewerber einen Online-Test mit rund 100 Fragen zum Lebenslauf und zur Motivation. Anschließend folgt der Eignungstest, bei dem die Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft werden, denn am Ende muss man der Verantwortung, die der Job mit sich bringt, gewachsen sein. Hat man hier bestanden, geht es in die rund dreijährige Ausbildung – zunächst in die Flugsicherungsakademie nach Langen. Dort spiegelt die Ausbildung die realistische Vielfalt des Berufs wider: Navigation, Flugwetterkunde, Luftfahrt-Englisch, Luftfahrtkunde, Not- und Sprechfunkverfahren. Wirklichkeitsnah laufen auch die Übungen an den Simulatoren ab, an denen die angehenden Lotsen das Lotsen erlernen. 12 bis 16 Monate dauert die Theoriephase, abhängig davon, ob es sich um eine Ausbildung für Tower- oder Centerlotsen handelt. Richtig praktisch wird es dann im On-the-Job-Training: Das dauert für Towerlotsen acht bis 15 Monate, für Centerlotsen zwölf bis 18 Monate. Wie im richtigen (Lotsen-)Leben werden die Azubis dabei natürlich nicht alleingelassen, sondern arbeiten im Team mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Am Ende steht eine praktische Prüfung und dann, nach insgesamt nur drei Ausbildungsjahren, ist es offiziell: Aus den Auszubildenden sind fertige Fluglotsen geworden. Oder auch Fluglotsinnen – denn deren Anteil liegt mittlerweile bei einem Drittel.