Ende Oktober vermeldete die Bundesagentur für Arbeit einen aufsehenerregenden Rekordwert: Erstmals seit der Wiedervereinigung liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland mit 4,9 Prozent unterhalb der psychologisch bedeutsamen Fünf-Prozent-Marke. Mehr als 32 Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind mehr als je zuvor.
Für den Fachkräftemarkt bedeutet der Arbeitsmarktboom jedoch keine Entspannung – im Gegenteil: 437.900 unbesetzte Stellen für Fachkräfte vermeldete die Bundesagentur im Juni 2018. Am Ende des Jahres 2017 waren es noch 410.000. Die durch den Fachkräftemangel bedingte, auf das gesamte Jahr 2018 hochgerechnete Vakanzzeit ist um fünf auf 107 Tage gestiegen. Die Liste der Mangelberufe wird immer länger. Allein in den sechs Monaten seit der Analyse im Winter 2017/18 kamen gleich mehrere Berufsgruppen neu hinzu, vor allem in der Baubranche. Ebenfalls neu auf der Liste sind Fachkräfte in der Fahrzeug- und Elektrotechnik sowie Experten für Konstruktion und Gerätebau. Dazu kommen solche aus der Ver- und Entsorgungsindustrie, Spezialisten für Softwareentwicklung, Steuerfachwirte und Sprachtherapeuten.
Dabei ist der Mangel nicht gleichmäßig über das Bundesgebiet verteilt. Je nach Branche und Region kann die Situation stark variieren. So herrscht beispielsweise in Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern ein Mangel an Fachkräften aus dem Aus- und Trockenbau, während die Lage in den östlichen Bundesländern und in Nordrhein-Westfalen entspannt ist. Fachkräfte für Energietechnik, für Klempnerei, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie für Altenpflege hingegen fehlen bundesweit.
Das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre wurde wesentlich von der EU-Binnenwanderung gestützt. Aktuelle Projektionen zeigen jedoch, dass die Einwanderung nicht ausreichen wird, um den demografisch bedingten Rückgang in der Zahl der Erwerbstätigen – und den zunehmenden Fachkräftemangel – zu kompensieren. Deshalb hat das Bundeswirtschaftsministerium das „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung“ gegründet, das kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützt, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren. Eine der wichtigsten Aufgaben wird sein, die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zu fördern und das Potenzial der Geflüchteten zu nutzen.
Stellen international zu besetzen wird also in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dabei können vor allem die Möglichkeiten des digitalen Recruitings von Nutzen sein, aber hier haben die deutschen Unternehmen noch Nachholbedarf. So zeigte beispielsweise die von meinestadt.de und der Hochschule RheinMain durchgeführte „Mobile Recruiting Studie 2017“, dass drei von vier Fachkräften für die Jobsuche das Smartphone nutzen und sich auch mobil bewerben möchten. Allerdings haben 43 Prozent der Unternehmen ihren Online-Karriere-Auftritt bislang nicht für die mobile Nutzung optimiert – und nur 45 Prozent aller Online-Bewerbungsformulare sind für das Smartphone geeignet.
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Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat gerade einen historischen Tiefstand erreicht. Das ändert jedoch nichts daran, dass flächendeckend Fachkräfte fehlen.
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