Herr Doepke, die Arbeitswelt der Zukunft ist flexibel. Immer mehr Menschen arbeiten an wechselnden Orten und zu verschiedenen Zeiten. Das klassische Beschäftigungsverhältnis ist nicht mehr die Regel. Wie reagiert die gesetzliche Unfallversicherung darauf?
Arbeiten 4.0 ist ein großes Thema für uns. Zum einen überlegen wir, wie auch all die Menschen, die neue Arbeitsformen wählen, abgesichert werden können gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Zum anderen sehen wir die Herausforderung, unsere Prävention an die sich verändernden Arbeitsbedingungen anzupassen. Kommmitmensch, die neue Präventionskampagne der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, bietet da einen innovativen Ansatz.
Worum geht es denn bei kommmitmensch?
In den vergangenen Jahrzehnten ist das Unfallrisiko in den Betrieben und öffentlichen Einrichtungen zwar gesunken, aber dieser Trend hat sich in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt. Ein „Weiter so“ im Arbeitsschutz reicht also nicht mehr aus. Wie die zukünftige Arbeitswelt aussehen wird, hängt sehr stark davon ab, wie wertvoll unserer Gesellschaft und jedem einzelnen Menschen die Ressourcen Sicherheit und Gesundheit sind.
Mit der Kampagne setzen wir uns deshalb für die Etablierung einer Kultur der Prävention in den Unternehmen ein. Damit meinen wir einen ganzheitlichen Zugang zu Sicherheit und Gesundheit. Um die Kultur der Prävention auf betrieblicher Ebene fassbar zu machen, haben wir das Thema in sechs Handlungsfelder gegliedert: Führung, Kommunikation, Beteiligung, Fehlerkultur, Betriebsklima, Sicherheit und Gesundheit. Für diese Themen wollen wir sensibilisieren und zeigen, wie man eine Kultur der Prävention im Betrieb aufbauen kann.
Warum beginnt die Kampagne mit dem Thema Führung?
Das Handlungsfeld Führung ist die Basis für viele andere Themen wie Fehlerkultur oder Betriebsklima. Man kann sagen: Ohne gute Führung ist alles nichts. Wenn an der Spitze einer Organisation ein Mensch steht, der beim Thema Sicherheit nachlässig ist, der nachlässig mit seiner eigenen Gesundheit umgeht, dann färbt das negativ auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Führung macht im Arbeitsalltag den Unterschied.
Was kann ein Unternehmen tun, um kommmitmensch zu werden? Können Sie ein Beispiel geben?
Das ist gar nicht so schwer: Ein mittelständischer Familienbetrieb aus Burgwedel, die Rosenhagen Metallbau GmbH, hat zum Beispiel durch eine einzelne Maßnahme viel verändert. Das Unternehmerehepaar wollte die Kommunikation mit den Mitarbeitern verbessern. Es war aber zunächst schwer, ein Feedback zu bekommen. Erst als die beiden einen so genannten Morgenkreis einführten, hat es geklappt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen früh zusammen, sprechen über Aufgaben, Erfahrungen, aber auch Pannen und Fehler, die passiert sind. Ärger muss dabei niemand befürchten. Der Kreis schafft Vertrauen und hilft dabei, dass alle besser zusammenarbeiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich beteiligen. Das trägt zu einem guten Arbeitsklima und damit auch zu gutem, gesundem Arbeiten bei. Die Rosenhagens sind deshalb schon kommmitmenschen.
www.kommmitmensch.de
»Ohne gute Führung ist alles nichts«
Interview mit Gregor Doepke von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
Karriere
März 2024
Redaktion
Innovativ, visionär, grün
Wie steht es um die Start-ups in Deutschland? Eine Bestandsaufnahme.
Karriere
März 2024
Beitrag
Die digitale Workforce will ihr eigener Chef sein
Ein Beitrag von freelancermap
Karriere
April 2024
Beitrag
So wird KI das Personalwesen komplett umkrempeln
Warum HR-Abteilungen jetzt nicht den Anschluss verpassen dürfen