Wenn das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) einen langjährigen steigenden Trend verkündet, ist das in der Regel ein Grund zur Freude – nicht aber, wenn es sich dabei um die Zahl der Krankheitstage von Arbeitnehmern in Deutschland handelt. Doch auch die aktuellsten Zahlen aus 2016 belegen: Der Krankenstand steigt an. Besonders besorgniserregend: Mehr als die Hälfte aller Ausfallzeiten geht dabei auf das Konto von schwerwiegenderen Krankheitsfällen, die mindestens vier Wochen dauern. Zwar entfielen rund 25 Prozent der Krankheitstage nach wie vor auf Muskel- und Skeletterkrankungen, auf Platz zwei folgen aber schon psychische Störungen mit etwa 16 Prozent. Für Unternehmen wird das laut dem IW immer teurer: 2017 wurden schätzungsweise 53 Milliarden Euro an Gehältern für kranke Mitarbeiter gezahlt, 2007 waren es nur rund 30 Milliarden Euro.
Deshalb ist es für Jennifer Frenkel, Personal und Business Coach sowie Mediatorin, auch unverständlich, dass viele Unternehmen gerade die steigende Anzahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen nicht proaktiver adressieren: „Besonders beim Thema Burn-out sind viele Unternehmen immer noch nicht gut genug über die Ursachen informiert und können so gefährdete Mitarbeiter gar nicht frühzeitig erkennen. Es ist schlicht noch immer ein Tabuthema.“
Dabei könnten Unternehmen innerhalb des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) eine Menge Angebote bereitstellen, unterstreicht Frenkel: „Stressmanagement, Burn-out-Prävention, Mediation zur Konfliktlösung oder auch Persönlichkeitsentwicklung für Führungskräfte – die Liste der Möglichkeiten ist lang.“
Auch mit Blick auf den demografischen Wandel sind Unternehmen gut beraten, ihr Angebot weiter auszubauen. Zum einen wird die Belegschaft immer älter, was laut dem IW einer der Gründe für die steigende Tendenz bei den Arbeitsausfällen ist. Auf der anderen Seite startet gerade die sogenannte Generation Z in die Berufswelt, die Nachfolger der Millennials, und für die ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance noch wichtiger, betont Frenkel: „Auch mit Blick auf das Recruiting sind Unternehmen gut beraten, sich aktiv um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern, um nicht den Anschluss zu verlieren. Unternehmen müssen Mitarbeitern bereits heute mehr bieten, um sie für sich zu gewinnen.“
Sogar vom Staat gibt es einen Ansporn für jene Unternehmen, die die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern. Bis zu 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter kann eine Firma steuerfrei in freiwillige Zusatzleistungen, sogenannte Fringe Benefits, wie die Gesundheitsvorsorge investieren. Und solche Zusatzleistungen sind auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten, in denen Gehälter vielleicht nicht erhöht werden können, eine attraktive Möglichkeit Talente zu binden. Wichtig ist hier nur, sich am Bedarf der Mitarbeiter zu orientieren. Daher sollte regelmäßig überprüft werden, wie gut Zusatzleistungen angenommen werden. Und auch die Kommunikation mit der Belegschaft ist wichtig: Nur wer weiß, was sein Arbeitgeber investiert, kann diesen Aufwand auch wertschätzen.
Gesundheit als Zusatzleistung
Unternehmen müssen Mitarbeitern heute ohnehin einiges bieten. Mit zusätzlichen Gesundheits- vorsorgeleistungen gewinnen alle.
Karriere
April 2024
Redaktion
Netzwerken der Zukunft
Netzwerken wird oft als oberflächlich, anstrengend und nur für Extrovertierte angesehen
Karriere
März 2024
Beitrag
Unternehmen, die etwas bewegen
Ein Beitrag von Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte
Karriere
Dezember 2024
Beitrag
Mentale Gesundheit: Erfolgsfaktor für Unternehmen
Eine Arbeitswelt, die den Herausforderungen der Zukunft standhält.