Herr Schmid, wie steht es um die digitale Transformation im Mittelstand – vor allem beim Vertrieb?
Bei der Produktion sind wir in Deutschland schon sehr weit – Stichwort Industrie 4.0. Unsere Kunden zeigen mir vor Ort – zu Recht! – stolz ihre volldigitalisierten Produktionsanlagen. Dann aber verfrachten sie ihre Maschinen einmal im Jahr auf eine Messe und hoffen, dass Kunden vorbeikommen. Das ist Vertrieb wie vor hundert Jahren, größtenteils offline. Und das in einer digitalisierten Welt.
Welche Möglichkeiten bieten digitale Kanäle für Vertrieb und Einkauf?
Digitale Kanäle bieten Deutsch-land als Exportland enorme Potenziale, die bisher kaum ausgeschöpft wurden. Mittelständler können für ein überschaubares Investment von zuhause aus den Weltmarkt erschließen. Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Krise ist eine Verbreiterung der Absatzmärkte wichtig. Und auch Lücken in der Lieferkette lassen sich online viel leichter und schneller schließen. Digitaler Vertrieb ver-bessert die Resilienz von KMU.
Was bieten Ihre Plattformen euro-pages und wlw Vertrieb und Einkauf konkret?
wlw ist die führende B2B-Plattform der DACH-Region. Dort bieten wir nicht nur eine Firmen-suche, sondern auch eine präzise Produktsuche mit vielen Sortier- und Filtermöglichkeiten. Das Filtern nach Qualitätskriterien wie etwa ISO-Zertifizierungen wird auch immer wichtiger, um im Zuge des Lieferkettengesetzes die Einhaltung vorgeschriebener Stan-dards nachzuweisen. Über unseren Service „wlw Angebotsanfragen“ können Einkäufer zudem sehr spezifische Anfragen in Auftrag geben, die von unserem Rechercheteam KI-unterstützt bearbeitet werden. Das spart sehr viel Zeit. europages ist stark international ausgerichtet und in 26 Sprachversionen verfügbar. Das heißt, Einkäufer aus aller Welt können auch auf Arabisch oder Chinesisch den besten Anbieter in Europa finden. Europa wird als Zulieferregion immer wichtiger. Gut ein Drittel der Anfragen auf europages kommt von außerhalb Europas, auf wlw haben sich die Anfragen aus den USA im vergangenen Jahr nahezu verzehnfacht. Noch ein-
mal: Das Potenzial für den deutschen, aber auch europäischen Mittelstand ist riesig.
Wie geht es weiter mit europages und wlw?
Ich habe 1999 AutoScout24 mitaufgebaut, als die Gebrauchtwagensuche noch fast komplett über Autohäuser vor Ort und Anzeigen in der Zeitung lief. Heute werden quasi alle Autos online gefunden. In der mittelständischen Industrie wird dasselbe passieren. Der B2C-Bereich ist schon stark digitalisiert. B2B holt das jetzt nach und wird B2C überholen. Kongresse und Branchentreffs bleiben wichtig, Verkaufsmessen werden an Bedeutung verlieren oder teilweise verschwinden. Corona hat dies beschleunigt. Aber es gibt auch ökologische Gründe: Klimatechnisch ist es Unsinn, eine Druckmaschine aus Brasilien für wenige Tage auf eine Messe nach Deutschland zu transportieren. Bei dieser gesunden Entwicklung wird Visable mit seinen B2B-Plattformen euro-pages und wlw ein wichtiger Treiber und weiter ganz vorne mit dabei sein.
www.visable.com | www.wlw.de