An Buzzwords, Megatrends und immer neuen Herausforderungen mangelt es Personalverantwortlichen in Unternehmen eher nicht. Um ein paar grundlegende Anpassungen kommt modernes HR-Management dennoch nicht herum. Ganz grob gezeichnet sind dies die zunehmende Digitalisierung und sich verändernde Strukturen in der Gesellschaft. Beides wird sich auf die Arbeitswelt insgesamt und Unternehmen im Konkreten auswirken.
Nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind die kommenden 10 bis 15 Jahre prägend für die Digitalisierung und die damit einhergehenden Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt. Doch was sich in konkreten Zahlen beeindruckend liest, wird das Gesamtbild kaum verändern. Was die Forscher damit meinen, sind Veränderungsprozesse, die sich in verschiedenen Berufsgruppen durchaus auch mit gewaltigem Ausmaß vollziehen, primär bei Tätigkeiten, die zu einem großen Teil automatisiert werden können.
Unterm Strich wird der Arbeitsmarkt in seiner Gesamtheit aber weitgehend stabil bleiben. So erwarten die Forscher einen Abbau von rund 1,5 Millionen Arbeitsplätzen, die aber fast vollständig kompensiert würden, beispielsweise weil in einzelnen Branchen der Bedarf an neuen Fachkräften wächst. Spannender und für Unternehmen herausfordernder ist eine andere Zahl, nämlich die Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter, die einem hohen Grad einer Substitution durch automatisierte Prozesse ausgesetzt sind. Rund ein Drittel aller Arbeitnehmer, etwa elf Millionen, ist davon besonders stark betroffen – Tendenz steigend. Entsprechend lautet das Fazit der Forscher: „Eine zunehmende Digitalisierung wird mit einer deutlichen Umgestaltung der Arbeitswelt einhergehen.“
Ansätze einer neuen Definition von Arbeit und Arbeitsplatz und die damit einhergehenden Schwächen der internen Prozesse hat bereits die Coronapandemie gezeigt. Beim Blick zurück werden die nicht klar definierten Zuständigkeiten deutlich. Wer ist eigentlich für die Digitalisierung von Arbeitsprozessen verantwortlich? Von wem sollten die Impulse kommen? Wurden die Personalverantwortlichen vom plötzlichen Homeoffice noch kalt erwischt, so könnten sie in Zukunft Treiber einer fortschreitenden Digitalisierung sein und gleichfalls für den notwendigen betriebsinternen Ausgleich sorgen.
Die Weiterentwicklung der Arbeitskultur im Unternehmen und die gezielte Entwicklung der Mitarbeiter gehören deshalb zu den beherrschenden Themen in den Personalabteilungen. Allerdings können HR-Themen momentan etwas ins Abseits geraten. Wie der aktuelle Hays HR-Report 2022 zeigt, werden in den Unternehmen vor allem Digitalisierung und Prozessoptimierung vorangetrieben, die dazugehörige Personalentwicklung genießt nicht die Top-Priorität. „In den Unternehmen geben derzeit Umsatz und Effizienz den Ton vor“, sagt Dirk Hahn, CEO der Personalberatung Hays. „Das ist verständlich, aber zu kurz gedacht.“ In den erfolgreichen Unternehmen der Zukunft stehen die Beschäftigten im Mittelpunkt. HR-Management bedeutet dann, innerhalb hybrider und digitalisierter Prozesse menschenzentrierte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Klare Zuständigkeiten und Mut zur Gestaltung müssen deshalb zum Anforderungsprofil einer HR-Strategie gehören.