»Liebe Steuerberater, ihr müsst fortschrittlicher werden.«

Als erster Banking-Anbieter vertritt Kontist mit der neu gegründeten Kontist Steuerberatung seine Kunden jetzt vor dem Finanzamt. Wie CEO Christopher Plantener so das gesamte System verbessern will.
Christopher Plantener, CEO, Kontist GmbH
Christopher Plantener, CEO, Kontist GmbH
Kontist Beitrag

Herr Plantener, wenn wir jetzt über Steuern reden, wollen viele Leser sicherlich lieber gleich weiterblättern. Warum sollten sie das nicht tun?
Ich hasse die Steuererklärung auch zutiefst. Buchhaltung war mein schlechtestes Fach in der Uni. Nur... bloß, weil wir es schrecklich finden, bleibt es uns ja nicht erspart! Steuern und Abgaben sind die Einzelausgaben mit dem größten Einfluss auf unser jährliches Einkommen. Und ich meine, man sollte die größten Probleme zuerst angehen. Aber eigentlich will ich gar nicht, dass der Selbstständige sich mit Steuern auseinandersetzt...

 

Sondern?
Unser Angebot von Kontist heißt ja: Nutze unser Geschäftskonto und die Bankkarte – und wenn du das ausschließlich tust, dann musst du keine Buchhaltung mehr machen. Das Konto wickelt alles von alleine ab und weiß, wie viel Umsatz- und   Einkommensteuer beiseite gelegt werden muss. Das nimmt dem Freelancer einen echten Stressfaktor. Am Ende des Monats weiß er, genau wie ein Angestellter, wie viel er netto wirklich eingenommen hat. Und noch dazu hat er jede Menge Aufwand gespart.

 

Kontist vertritt seine Kunden seit August dieses Jahres mit der neu gegründeten Kontist Steuerberatung auch vor dem Finanzamt. Wie profitieren die Freelancer davon?
Durch mehr Sicherheit und Convenience und weniger Stress. Freelancer brauchen keine unerwarteten Zahlungsaufforderungen vom Finanzamt mehr zu fürchten. Denn bei uns sehen sie nicht nur ihre Banktransaktionen, sondern auch ihre kalkulierten Steuern in Echzeit. Das ist möglich, weil wir die allermeisten Prozesse von der Umsatzsteuer-Voranmeldung über die Einnahme-Überschuss-Rechnung bis hin zur Einkommensteuererklärung auf Basis der Banktransaktionen automatisiert haben.

 

Was hat Sie inmitten der Corona-Pandemie zu diesem Schritt bewegt?
Uns ist schon lange klar, dass wir an das wahre Schmerzthema heranmüssen, die Steuern. Corona hat diesen Prozess nur noch beschleunigt. Freelancer, die typische One-Man-Show, liegen mir sehr am Herzen. Ich möchte das Leben dieser Menschen einfacher machen. Mit unserer Kontist Stiftung haben wir versucht, die aktuell massivsten Probleme abzufedern, durch eine kostenlose Rechtshotline, Live-Webinare und einen Service zu Corona-Hilfen. Das fällt eigentlich auch in den Zuständigkeitsbereich von Steuerberatern! Und dann haben wir gesehen: Die Nachfrage ist riesig. Doch die Steuerberater mögen Selbstständige und diese Themen nicht. Sie machen viel Arbeit, bringen aber nicht viel Umsatz.

 

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was ist Ihr großes, haariges und verwegenes Ziel?
Tja, warum muss ich eigentlich Software-Lösungen für Selbstständige bauen? Weil unser Steuersystem ein Monster ist. Kurzfristig können wir ihm Software entgegensetzen, langfristig ist es nur auf der politischen Arena zu besiegen. Ich will das gesamte System verbessern. 80 Prozent der Verwaltungs- und Steuergesetze sowie Auflagen für Selbstständige würde ich streichen, um die One-Man-Show zu entlasten. Branchen, die nicht mit der Zeit gehen, müssen wir über die stärkere Digitalisierung aufbrechen.

 

Wie beliebt macht sie das in der Branche?
Das werden wir sehen. Sie hat eine starke Lobby, die sich dafür einsetzt, das alles so bleibt, wie es ist. Es ist David gegen Goliath, und das meine ich nicht als Kampfansage. Mir geht es nicht darum, die Steuerberater abzuschaffen. Im Gegenteil. Ich will, dass sie sich wieder der Aufgabe widmen können, für die ihr Name steht – die Beratung! Vor lauter Steuererklärungen und Buchhaltung kommt ja heute keiner mehr dazu, die wirklich spannenden strategischen Fragen für den Mandanten anzugehen. Ich will sagen: Liebe Steuerberater, ihr müsst fortschrittlicher werden.

 

www.kontist.com

 

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