Die Finanz-Diplomaten

Mit den Klischees aus dem Krimi hat das professionelle Forderungsmanagement nichts zu tun.
Illustration: Mario Parra
Illustration: Mario Parra
Juliane Moghimi Redaktion

„Anstatt den wirklichen Alltag von Inkassounternehmen zu zeigen, wurde den Zuschauern eine unglaubwürdige Räuberpistole aufgetischt, gedreht wie eine schlechte Agentenstory, in der alle Akteure nur Vor-, aber keine Nachnamen haben, die Kamera schummerige Wackelbilder liefert und Laiendarsteller auswendig gelernte Sätze aufsagen.“ So machte der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) seinem Ärger Luft, nachdem in der Sendung „Galileo“ ein Beitrag gezeigt wurde, in dem angebliche Inkasso-Außendienstmitarbeiter den Schuldner persönlich aufsuchen, ihn erst täuschen, dann einschüchtern. All das unter den Augen der Polizei.
 

Risiken bewerten

Doch professionelles Forderungsmanagement beginnt in der Regel mit vorgerichtlichen Maßnahmen, das heißt dem schriftlichen und dem telefonischen Inkasso. Ziel ist, den Kunden doch noch zur Zahlung zu bewegen – mit diplomatischen Mitteln und handelsüblichen Finanzierungsinstrumenten, wohlgemerkt. Je nach Situation und Bonität können etwa alternative Zahlungsweisen wie Ratenzahlungen vereinbart werden. Führt all das nicht zum Erfolg, leitet das Inkasso-Unternehmen in Absprache mit dem Gläubiger ein gerichtliches Mahnverfahren ein. Für den Schuldner bedeutet das: Mahnbescheid, Vollstreckungsbescheid und Zwangsvollstreckung.

Interessant ist, dass bestimmte Branchen von Zahlungsausfällen in besonderem Maße betroffen sind. Die Wirtschaftsauskunftei CRIF Bürgel aus München hat im Dezember 2017 ausführlich analysiert, wo in Deutschland das Risiko für Zahlungsausfälle besonders hoch ist. Untersucht wurde, wie hoch jeweils der Anteil an Unternehmen ist, die ein erhöhtes Zahlungsausfallrisiko aufweisen.

Dabei führen die Logistiker, die Gastronomen und das Baugewerbe die Branchenliste an: Hier ist eins von neun Unternehmen gefährdet. Auch die Region spielt eine Rolle. Deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 8,9 Prozent liegen demnach die Unternehmen in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Bei der Rechtsform fallen vor allem die haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaften auf, von denen jede Achte ein erhöhtes Risiko aufweist.

Wer als Gläubiger von vornherein auf Nummer Sicher gehen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten: Er kann gegen Vorkasse oder mit Akkreditiv arbeiten oder sich gegen Forderungsausfälle versichern. Allerdings sind diese Maßnahmen nicht in jedem Fall realisierbar oder sinnvoll. Manchmal bleibt nichts anderes, als dem Kunden zu vertrauen.

Die dritte Mahnung

Kommt es zum Zahlungsausfall, wird zunächst einmal gemahnt, denn rechtlich gesehen gerät der Kunde erst nach der ersten Mahnung in Verzug – es sei denn, er verweigert die Zahlung explizit. Spätestens nach der dritten erfolglosen Mahnung empfiehlt es sich dann, ein Inkasso-Unternehmen hinzuzuziehen. Theoretisch kann der Gläubiger zwar auch selbst ein gerichtliches Mahnverfahren anstrengen – aber beim Inkasso-Verfahren stehen die Chancen im Allgemeinen deutlich besser, dass die Kosten dem Schuldner als Verzugskosten in Rechnung gestellt werden können.

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