Child Penalty – bestraft wird, wer Kinder hat?

Am TUM Campus Heilbronn forschen ProfessorInnen unter anderem zu Managementthemen im Mittelstand. Die Herausforderung, Familie und Beruf zu vereinen, die Frage nach Kindern und/oder Karriere bleibt brisant. Werden Kinder zum Wiedereinstiegsrisiko?

TUM Campus Heilbronn am  Bildungscampus
TUM Campus Heilbronn am Bildungscampus
Campus Heilbronn Beitrag

Gerade in unserer Leistungsgesellschaft erkennt Prof. Philipp Lergetporer vom Global Center for Family Enterprise (GCFE) am TUM Campus Heilbronn Nachteile für Frauen am Arbeitsmarkt, die Einfluss auf die Entscheidungen von Arbeitgebern haben können: „Mütter leisten im Vergleich zu Vätern deutlich mehr Kinderbetreuung, was ihren beruflichen Wiedereinstieg erschwert. Selbst wenn Mütter wieder arbeiten, können ihre Kinderbetreuungspflichten Arbeitsabläufe im Unternehmen beeinträchtigen kann.“ Während fast alle Väter in Vollzeit arbeiten, sorgen besonders fehlende Betreuungsangebote dafür, dass zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter auf Teilzeitoptionen zurückgreifen.

Teilzeitstellen können für Unternehmen unattraktiv sein. Wenn eine Vollzeitstelle auf zwei Teilzeitstellen aufgeteilt wird, entstehen doppelte Lohnnebenkosten.Zudem entsteht ein Mehraufwand, die Arbeit der beiden Stellen zu koordinieren um einen reibungslosen Workflow sicherzustellen. Häufig fehlt es noch an Betreuungsangeboten am Nachmittag.

Prof. Philipp Lergetporer, Global Center for Family Enterprise (GCFE), TUM Campus Heilbronn
Prof. Philipp Lergetporer, Global Center for Family Enterprise (GCFE), TUM Campus Heilbronn

„Die gesellschaftliche Norm, dass eher die Mütter im Arbeitsleben zurückstecken sollten, ist kurzfristig leider kaum zu ändern”, meint Prof. Lergetporer. Doch für Unternehmen, die flexible Angebote schaffen, bietet sichdie Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen und sich im Werben um neue Arbeitskräfte Vorteile zu verschaffen. Denn für junge Menschen sind familienfreundliche Rahmenbedingungen bei der Auswahl ihres Arbeitgebers enorm wichtig. Unternehmen müssen sich vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels fragen: Wie können wir Eltern helfen, den Spagat zwischen Familie und Arbeit zu meistern? Für Prof. Lergetporer liegt neben neuen Arbeitszeitmodellen der Schlüssel im Ausbau der Betreuungsangebote: „Ein wichtiger Schritt ist es, mehr Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen.“ Dabei sei es wichtig, vor allem Familien aus mittleren und unteren Einkommensgruppen die Kita-Teilnahme zu ermöglichen, die in Kitas bislang unterrepräsentiert sind. Gute Ansätze auf Unternehmensseite sind zu erkennen, doch das Grundproblem zu geringer Erwerbsbeteiligung von Müttern wird uns noch lange beschäftigen. Das schlägt sich in den Statistiken nieder. Immerhin arbeiten in Deutschland 66 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit, aber nur sieben Prozent der Väter. Der TUM Campus Heilbronn möchte dazu beitragen, beide Seiten für die Thematik zu sensibilisieren – damit die „Child Penalty” für berufstätige Mütter bald der Vergangenheit angehört.

www.mgt.tum.de/campuses/heilbronn/explore-the-campus

 

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