Vermögen aufbauen, aber wie?

Eine Strategie verfolgen, langfristig in Aktien investieren, Anlagen breit streuen. Dann kann eigentlich kaum noch etwas schief gehen.
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
Illustrationen: Jasmin Mietaschk
J.W. Heidtmann Redaktion

Wie baut man strategisch Vermögen auf, sodass man selbst und die Familie im Alter abgesichert ist? Der Erfolg hängt nicht nur von Kenntnissen auf dem Kapitalmarkt und den richtigen Produkten ab, sondern auch vom eigenen Charakter. Wer warten kann und überlegt handelt, ist in der Regel erfolgreicher.

 

»Das große Geld liegt nicht im Kaufen und Verkaufen, sondern im Warten.« Charlie Munger

 

Was der Partner von Warren Buffett bei Berkshire Hathaway damit meint: Die meisten Menschen wollen nicht langsam ihr Vermögen mehren, sondern möglichst schnell. Und das ist ein Fehler. Denn bei kurzfristigen Erfolgen ist die Gier schnell geweckt, Anleger gehen hohe Risiken ein – Verluste drohen. Dabei zeigen etwa die so genannten „Rendite-Dreiecke” des Deutschen Aktieninstituts für den deutschen Index DAX und den EURO STOXX, dass sich mit einer breit gestreuten Aktienanlage attraktive Renditen erwirtschaften lassen und die Risiken dabei durchaus beherrschbar sind. Denn wer in einen der großen Indizes investiert, etwa mit Hilfe eines passiven Indexfonds (ETF), ist langfristig erfolgreich. Denn an den Börsen findet kein stetiges Auf und Ab statt, wie viele denken, sondern die Börsenkurse steigen langfristig immer weiter. Nach schwachen Börsenphasen oder in Zeiten wirtschaftlicher Crashes hat sich der Kapitalmarkt immer wieder erholt. Derzeit ist er stärker als je zuvor.

 

»Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.« André Kostolany

 

Der Börsen-Guru hat es auf den Punkt gebracht: Langfristig investieren, und nicht zu viel grübeln! Durchhaltevermögen ist alles. „Buy-and-Hold” lautet die Devise. Statt über diverse Asset-Klassen nachzudenken, ETFs, Aktien, Immobilien, Kryptowährungen oder Rohstoffe, sollte man für einen langfristigen Vermögensaufbau einen klaren Plan verfolgen, den man durchhält. Eine Option wäre, eine Erfolg versprechende Sparte auszusuchen, einen thematischen ETF dazu und regelmäßig einzuzahlen. Ein Beispiel wäre ein Sparplan, der 50 Euro pro Monat in einen Indexfonds investiert, der eine Palette von Unternehmen mit Zukunftstechnologien beinhaltet. Wer eine klare Vision hat, in welche Bereiche er gerne investieren möchte, kann damit nicht nur Geld verdienen, sondern auch die Geschicke der jeweiligen Branche mitprägen.

 

»Hin und Her macht Taschen leer.«Börsenweisheit

 

An einem ständigen Verkauf der Anlageprodukte und dem Kauf neuer ETFs oder Aktien verdient nur die Bank. Anleger sollten geradlinig bleiben und den einmal gewählten Ansatz verfolgen. Geduld ist eine wichtige Eigenschaft bei der Geldanlage. Erfolgreiche Investoren warten geduldig auf die erwünschte Rendite und ändern nicht ständig ihre Strategie. Wenn die Entwicklung der eigenen Anteilsscheine kurzfristig nicht nach den eigenen Vorstellungen verläuft oder die gesamtwirtschaftliche Konjunktur suboptimal ist, hilft nur Abwarten. Geduldige Investoren warten ab und profitieren langfristig von hohen Renditen.

 

»Kaufen Sie billig, verkaufen Sie nie!« Warren Buffett

 

Was der schwer reiche Fondsmanager meint: Das Naheliegendste ist nicht immer auch das Lukrativste, und jetzt ist nicht immer die beste Zeit. Es lohnt sich zu warten, bis der Markt einen  Rücksetzer erlebt, bevor man eine größere Summe investiert. Und es lohnt der Blick auf Nebenwerte. Etwa auf den MDAX. Der Index der Nebenwerte feiert Jubiläum und wird in diesem Jahr 25. Hätte man etwa 1996 einen Betrag in den Index der mittelgroßen Unternehmen in Deutschland investiert, hätte der Betrag sich inzwischen verzehnfacht. Mit 2.684 Punkten gestartet, liegt der MDAX inzwischen bei rund 31.000 Punkten. Die Vielfalt der repräsentierten Branchen und die Innovationskraft der dort vertretenen Mid Caps zeichnen den Index aus. Viele dort gelistete Unternehmen sind Weltmarktführer in lukrativen Nischenmärkten.

 

»Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.«Waren Buffett

 

Neuartige, komplexe Geschäftsmodelle ziehen oftmals einen Hype durch Anleger nach sich. Ein Klassiker war die so genannte Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre. Die ersten digitalen Unternehmen sorgten für einen unglaublichen Kaufrausch bei den Anlegern. Neue Firmen wurden gegründet, mit teils undurchsichtigen Geschäftsmodellen, machten aber nie auch nur einen Cent Gewinn. Viele verschwanden wieder vom Markt. Daher: Wer Aktien kauft, wer sich also direkt an einem Unternehmen beteiligt, sollte genau wissen, was es tut. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt Firmen aus, die schon lange erfolgreich am Markt agieren. Da gibt es vielleicht keine so schnellen und enormen Gewinnchancen, aber auch das Risiko ist entsprechend geringer. Ein solides Unternehmen verspricht über die Zeit gutes Wachstum. So eine „Value”-Strategie zahlt sich langfristig aus.

 

“Es ist gewinnbringender, einen Tag im Monat über Geld nachzudenken, als 30 Tage dafür hart zu arbeiten.” J.D. Rockefeller

 

Der erste Milliardär der Weltgeschichte wusste, worauf es ankommt. Weiterbildung ist essentiell – wenn auch nur einen Tag im Monat. Mangelnde Finanzbildung ist ein Problem in Deutschland. Eine Studie der Union Investment fand heraus, dass die Bevölkerung sich in Sachen Finanzwissen überschätzt. Demnach bewerteten 51 Prozent der Befragten ihr eigenes Wissen zum Thema Finanzen mit gut oder sehr gut. Aber nur fünf Prozent der Experten vergeben diese Noten. Dennoch gaben viele befragte Personen zu, Wissenslücken in Sachen Finanzen zu haben. Die größten Defizite bestehen nach eigenen Angaben hier zum Thema Versicherungen. 37 Prozent würden gern mehr darüber wissen. Nachholbedarf gibt es aber auch bei den Themen Altersvorsorge und Geldanlagen mit Aktien oder Fonds. „Mangelndes Wissen zum Thema Geld und Finanzen zieht sich wie ein roter Faden durch die Biografien vieler Menschen in unserem Land. In jeder Altersstufe rücken unterschiedliche Fragestellungen in den Mittelpunkt“, so Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.

 

„Jeder hat genug Hirn, um dem Aktienmarkt zu folgen.” Peter Lynch, Fondsmanager

 

Auch für Privatanleger ist es heutzutage im Internet problemlos möglich, sich fundiert über Indexfonds, also ETFs zu informieren oder Aktien nach bestimmten Kriterien zu sortieren. Wer eine Strategie von Standbein und Spielbein verfolgt, also neben seiner langfristigen Geldanlage mit überschüssigem Geld auch kurzfristig investieren möchte, sollte sich auskennen und wissen: Welche Infos sind wichtig, welchen kann ich vertrauen?

 

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