Fair investieren

Wie sinnvoll sind ethische und nachhaltige Geldanlagen?
Illustration: Dorothea Pluta
Illustration: Dorothea Pluta
Lars Klaaßen Redaktion

Wie die große Mehrheit der Deutschen fragte auch Iris Strehlau bis vor kurzem nicht danach, was die Bank mit ihrem Geld macht, das sie dort anlegte: welche Unternehmen damit finanziert werden und welche Auswirkungen das hat. Herkömmliche Geldinstitute finanzieren auch Projekte von Konzernen, die Regenwälder abholzen oder auf anderen Wegen Raubbau betreiben, wenn das Rendite verspricht. „Mir wurde klar, dass ich mit meinem Geld darüber mitentscheide, ob die Welt nachhaltiger und umweltfreundlicher wird – indem ich ganz konkrete Projekte unterstütze“, sagt die 48-jährige Therapeutin aus Berlin.

Doch bei Beteiligungen und direkten Investitionen in bestimmte Unternehmen oder Projekte ist Vorsicht geboten. Eine Holzplantage, ein Wind- oder Solarpark kann scheitern, geht solch ein Vorhaben oder das Unternehmen pleite, droht ein Totalverlust. „Anleger verlieren durch Umweltinvestments jedes Jahr mehrere Milliarden Euro“, warnt die Verbraucherzentrale Bremen. Abgesehen von diesem Risiko handele es sich bei den versprochenen Renditen meist um unverbindliche Prognosen. Sie sind in der Regel ertragsabhängig und können geringer ausfallen als geplant.

„Legen Sie nur Geld in langjährige geschlossene Ökofonds, wenn Sie vermögend sind“, rät daher die Stiftung Warentest: „Wegen der hohen Risiken sollten Sie nicht mehr als fünf Prozent Ihres Vermögens in Ökofonds stecken.“ Beteiligungen seien ab meist 10.000 Euro plus fünf Prozent Abschlussgebühr möglich. „Eine gute Chance, mit Wind-, Solar- oder Biogasanlagen Geld zu verdienen, bieten Bürgerbeteiligungen in der Nähe Ihres Wohnorts“, so Stiftung Warentest: „Da sich alle Beteiligten kennen und die Ziele des Projekts gemeinsam planen, wird hier meist vorsichtiger geplant.“ Hohe Kosten, die Banken und Vermittler für den Vertrieb der Fonds kassieren, fallen nicht an. Da alle Anleger Mitspracherechte haben, können sie Fehlentwicklungen leichter erkennen. „Risikolos“, schränkt Stiftung Warentest ein, „sind aber auch Bürgerbeteiligungen nicht.“

Eine Alternative bieten offene Fonds. Ob diese ethisch oder ökologisch sind, lässt sich an konkreten Kriterien prüfen. „Öko“-Fonds können auch Aktien aus der Automobilindustrie und der Luftfahrt beinhalten. Dazu gehören etwa die Dow Jones Sustainability Indizes der SAM Group aus Zürich. Als Kriterium dienen dort die Nachhaltigkeitsindizes von Unternehmen, die in ihrer Branche eine Vorreiterrolle spielen. So laste die Lufthansa ihre Maschinen besser aus als andere Fluggesellschaften und Toyota habe das erste serienmäßig verkaufte Hybridauto auf den Markt gebracht. Viele Fonds schließen besonders umweltschädliche oder unsoziale Branchen von vornherein aus. Das können einerseits die Atombranche und die Ölindustrie sein, anderseits Kinderarbeit oder Rüstungsindustrie.

Eine differenziertere Betrachtung als solche Schwarz-Weiß-Schemen ermöglichen Positivmerkmale: Es gibt Punkte für vorbildliche Umweltleistungen und Punktabzüge für umweltschädliche Praktiken. Das Endergebnis liefert ein detaillierteres Bild. Laien, die wie Iris Strehlau, finanziell nicht versiert sind, können sich bei den Verbraucherzentralen, Öko- oder Stiftung Warentest informieren. Auf ethische und ökologische Investments spezialisiert haben sich Institute wie die GLS, Triodos, die Ethik- und auch die Umweltbank.

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