Eines muss man US-Präsident Donald Trump lassen, Chaos verbreiten kann er wie kein Zweiter. Denn während frühere Krisen und Abstürze an den Börsen zwar durchaus mit dem Verhalten Einzelner zusammenhingen – Dick Fuld als letzter Chef der US-Investmentbank Lehman Brothers und Mitauslöser der Finanzkrise 2008 sei hier einmal stellvertretend genannt –, waren doch immer auch strukturelle oder systemische Risiken für den Kurssturz mitverantwortlich. Derartige Helfer braucht Trump nicht. Er schafft es ganz alleine, mit seinem Zollwahnsinn Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt zu schicken, nur um dann kurze Zeit später mit einem klassischen „One-Eighty“ doch noch ein Fünkchen Hoffnung zu schüren. In jedem Fall haben seine bisherigen Kapriolen Anfang April an den vier wichtigsten Aktienmärkten in Europa, Japan, den USA und China binnen eines einzigen Tages rund 1,8 Billionen Euro vernichtet – und nein, das ist kein Fehler, es handelt sich sage und schreibe um eine 13-stellige Zahl.
Ob dieser Wahnsinn System hat, darüber scheiden sich aktuell die Geister. In jedem Fall nehmen die Spekulationen zu, dass Trump die Wirtschaft mit seiner Zollpolitik und der Kommunikation drum herum absichtlich bremst. Das, so die Theorie, könnte den Druck auf die US-Notenbank Federal Reserve erhöhen, die Zinsen zu senken. In der Wirtschaftstheorie wäre das eine sogenannte „J-Kurve“ – ein schneller, kurzer Absturz mit einem anschließenden rasanten Aufwärtstrend. Auch „Insider-Trading“ wird dieser Tage immer wieder als Beweggrund in Umlauf gebracht. Denn Börsencrashs werden von professionellen Anlegern gerne als Kaufgelegenheit genutzt.
Letztendlich ist der Versuch, die Beweggründe eines Donald Trump verstehen zu wollen, aber wohl müßig. Fakt ist letztendlich nur, dass sich Anleger mit Trump an der Spitze der USA vor allem auf deutlich mehr Unsicherheiten einstellen und ihre Portfolios darauf ausrichten müssen – und zwar langfristig.
TIPP NUMMER EINS: KEINE PANIK
Auch deshalb raten Anlageexperten dieser Tage fast schon unisono vor allem eines: Ruhe bewahren! „Das Wichtigste während eines Markteinbruchs ist, nicht die Nerven zu verlieren. Aktienanlagen sind langfristige Investments. Während der Anlage werden Krisen und Crashs unweigerlich kommen und gehen – wer aber aus Angst verkauft, realisiert Verluste anstelle der langfristig möglichen positiven Renditen“, sagt beispielsweise Dr. Daniel Grabowski vom Investment Research der Targobank. Das sieht auch sein Kollege Jens Klatt, Marktanalyst beim Onlinebroker XTB, so. Er sagt über die ersten Reaktionen auf Trumps Zollpolitik: „Das, was wir gerade zu sehen bekommen, ist nackte Panik. Und in solch einem extremen Umfeld Positionen abzustoßen, besonders langfristige Investment-Positionen, ist nicht selten in der Vergangenheit eine ganz schlechte Entscheidung gewesen.“ Einen Beleg für diese Einschätzung liefert Klatt gleich mit. Er rechnet vor, dass die Renditen des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 seit 1990 in der Folge solch panischer Abstürze in den kommenden ein bis fünf folgenden Jahre durchweg positiv waren – und zwar nicht nur leicht positiv, sondern sehr. Mehr als 100 Prozent positive Rendite nach fünf Jahren waren für jene Anleger drin, die in der Krise einen kühlen Kopf bewahrt und an ihren Positionen festgehalten haben.
TIPP NUMMER ZWEI: LANGFRISTIG DENKEN
Solche historischen Vergleiche sind natürlich kein Garant für die Zukunft. Oder wie es in den Disclaimern der Fondsgesellschaften immer so schön heißt: Vergangene Performance ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Dennoch muss Anlegern, die einen Teil ihres Kapitals in verhältnismäßig risikoreiche Assets investieren, klar sein, dass sie einen längerfristigen Zeithorizont benötigen, damit sich ihr Engagement amortisiert. Als Oldie but Goldie veranschaulicht diese Tatsache vor allem das Renditedreieck des deutschen Aktieninstituts. Denn das ist bis auf wenige Ausnahmen immer grün, ergo liefern Aktien fast ausschließlich eine positive Rendite. Nur wer kurz vor oder in einer Krise gekauft und dann relativ schnell wieder verkauft hat, musste einen Verlust hinnehmen.
Das gilt im Übrigen auch für andere risikobehaftete Anlagen wie Krypto-Währungen, betont Johanna Belitz vom Krypto-ETP-Pionier Valour: „In Zeiten wie diesen ist die wichtigste Maßnahme oft, keine zu ergreifen. Es ist entscheidend, an der eigenen Strategie festzuhalten und sich nicht von kurzfristiger Panik zu langfristigen Fehlentscheidungen verleiten zu lassen. Volatilität kann unangenehm sein, ist aber Teil des Spiels – besonders bei risikobehafteten Anlagen wie Krypto.“ Belitz glaubt sogar, dass sich die Geduld der Anleger mit ihren Krypto-Assets auszahlen könnte. Denn auf die Anlageklasse wirken die Zölle nicht, und wenn die Schwankungen an den traditionellen Märkten zunehmen, könnten Anleger in der unkorrelierten Krypto-Welt eine echte Alternative finden. Belitz geht sogar noch einen Schritt weiter: „Das übergeordnete Narrativ, dass die USA sich als erste ‚Krypto-Nation‘ der Welt positionieren, bleibt bestehen – und das dürfte Start-ups und Tech-Unternehmen anziehen, was wiederum die Innovationslandschaft in den USA stärkt.“
Letztendlich ist es also eine Abwägung zwischen Chancen und Risiko. Die Quintessenz muss demnach lauten, dass Anleger nur so viel Geld in risikoreiche Anlageklassen investieren, wie sie wirklich auch langfristig entbehren können. Alles andere Kapital, auf das kurzfristiger zugegriffen werden muss, gehört in deutlich sicherere Anlageklassen oder vielleicht sogar aufs Tagesgeldkonto.