Während es an den Börsen turbulent zugeht, kennt der Goldpreis derzeit vor allem eine Richtung: aufwärts. Alleine in diesem Jahr legte das Edelmetall um mehr als 20 Prozent zu, was natürlich auch mit Trumps Zollchaos zusammenhängt. Allerdings haben die Zentralbanken seit Jahresbeginn ebenfalls Gold zugekauft, weil sie eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Federal Reserve antizipieren. Und Gold gilt in Zeiten mit hoher Inflation – womit vor allem in den USA derzeit gerechnet werden muss – als Absicherung. In jedem Fall sind die zum Teil über 3.200 US-Dollar pro Unze Gold ein neuer Rekord für den Rohstoff.
Nun ist es für Anleger in der Regel nicht ratsam, bei Rekordpreisen einzusteigen, wohl aber, Gold und andere Rohstoffe zur Diversifikation im Portfolio zu haben. Ob es für einen Einstieg in Gold möglicherweise schon zu spät ist, darüber streiten sich Experten. Allerdings ist auch der Goldpreis Schwankungen ausgesetzt, fiel zwischenzeitlich wieder unter die 3.000-US-Dollar-Marke pro Unze, was dann durchaus eine Kaufgelegenheit sein könnte.
WIE VIEL GOLD SOLL ES SEIN?
Bleibt die Frage nach dem Portfolioanteil von Gold. Der ETF-Anbieter WisdomTree hat 2023 eine sogenannte Monte-Carlo-Simulation gefahren, um diese Frage zu beantworten. Das ist ein Verfahren aus der Wahrscheinlichkeitstheorie, bei dem wiederholt Zufallsstichproben gezogen werden. Die Beobachtung der Experten: Gold hat sich in Krisenzeiten für die Aktienmärkte traditionell immer gut entwickelt. In den 15 der 20 schlechtesten Quartalen des US-Aktienindex S&P 500 hat Gold eine positive Performance erzielt. Bei WisdomTree hat man daher ausgerechnet, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren ein Goldanteil zwischen 16 und 19 Prozent am Gesamtportfolio das beste Ergebnis – gemessen an der risikoadjustierten Rendite – geliefert hätte. Risikoadjustiert meint hier das Verhältnis zwischen Performance und Schwankung.
IN SCHAUFELN INVESTIEREN
Wem der aktuelle Goldpreis für einen derart großen Anteil am Portfolio dennoch zu hoch ist, könnte im aktuellen Marktgeschehen eine Börsenweisheit von Anlegerlegende André Kostolany berücksichtigen: „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in die Schaufeln.“ Zwar werden für den aktuellen Goldrausch keine Schaufeln benötigt, wohl aber sehr viele Rohstoffe für andere große Trends an den Märkten. Stichwort: Big Tech. Neue Technologien brauchen immens viele Rohstoffe. KI-Chips benötigen beispielsweise Silizium, seltene Erden, Kupfer, Kobalt, Zinn, die Batterien der Elektroautos Lithium, Kobalt oder Grafit. Auch hier kann für Anleger jede Menge „Musik“ drinstecken.
Allerdings muss man sich als Anleger hierfür etwas tiefer in die Ausgestaltung jener Finanzprodukte einarbeiten, die ein Engagement in Rohstoffe erlauben. In der Regel sind das sogenannte Exchange Traded Commodities (ETC), eine Sonderform von Zertifikaten, Rohstoff-Zertifikate oder CFD, sogenannte Differenzkontrakte, über die Investoren vereinfacht ausgedrückt an den Preisbewegungen des jeweiligen Rohstoffs partizipieren können. Oder aber man legt sich eben doch den kleinen Goldbarren in den heimischen Tresor.