Vom Wollen zum endlich Machen

Wer das eigene Heim auf erneuerbare Energien umstellen möchte, braucht ein bisschen Hilfe – eine kleine Handreichung zu den Optionen und Folgen.   

Illustration: Nicole Pfeiffer
Illustration: Nicole Pfeiffer
Leo Hoffacker Redaktion

Erneuerbare Energien sind gut fürs Klima und unter Umständen auch fürs Konto – wer so denkt, will vielleicht schon bald einen Weg einschlagen, um regenerative Energieerzeugung zu Hause in die Tat umzusetzen. Aber: Der Geist ist willig, doch das Wissen knapp. Die wenigsten Menschen, die ihr Haus auf erneuerbare Energien umstellen wollen, sind selbst Experte genug, um die nötigen Schritte zu kennen und wie sie zu gehen seien – Beratung tut not.

Bei der Wahl eines Beratungsangebots sollten sich Hilfesuchende zunächst darüber klarwerden, was sie eigentlich wollen: Grundsätzliche Aufklärung über die Möglichkeiten, das Eigenheim auf erneuerbare Energien umzustellen? Oder gibt es bereits konkrete Vorstellungen zu einzelnen Maßnahmen, und es geht nur noch um den Weg dorthin? Je gezielter die Fragen sind und je besser vorbereitet der Interessent ist, desto effektiver kann ein Berater antworten. 

»Hilfesuchende sollten zunächst einmal wissen, was Sie wollen.«

Eine der ersten neutralen und kostenlosen Anlaufstellen für Beratung in Sachen erneuerbare Energien zu Hause ist die Verbraucherzentrale (www.verbraucherzentrale-energieberatung.de). Die Beratung in einer der Beratungsstellen vor Ort, telefonisch oder per Video-Chat ist gratis, beim Besuch eines Energieberaters zu Hause werden maximal 30 Euro fällig. Nicht ganz so günstig, aber zurzeit noch förderbar, ist die Beratung durch einen privaten Energieberater – seriöse und qualifizierte Personen finden sich beispielsweise auf der Energieeffizienz-Expertenliste der Deutschen Energie-Agentur dena (www.energie-effizienz-experten.de). Die Beratung auf Basis eines Checks der Immobile auf Herz und Nieren kostet für Ein- und Zweifamilienhäuser rund 1.600 bis 2.000 Euro, maximal 80 Prozent davon übernehmen auf Antrag das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (www.bafa.de) oder die KfW (www.kfw.de).

Um zwei wesentliche Elemente wird es in der Beratung immer gehen: Heizung und Strom. Für beide Bereiche gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf klimaschonende und voraussichtlich kostengünstige Alternativen umzustellen.

Beim Heizen hat die Wärmepumpe im vergangenen Jahr einen starken Boom erlebt, mittlerweile sinken die Auftragszahlen wieder, aber die Vorteile der Geräte bleiben: Eine Wärmepumpe heizt nachhaltig, wenn der Strom für ihren Betrieb aus erneuerbaren Energiequellen stammt – sei es grüne elektrische Energie aus dem öffentlichen Netz, deren Anteil an der Stromerzeugung zwar aktuell erst bei rund 20 Prozent liegt, aber kontinuierlich wachsen soll, oder Strom aus der eigenen PV-Anlage. Wenn die Versorgung des Geräts komplett mit selbsterzeugtem Strom bestritten wird, ist eine Wärmepumpe CO2-neutral. Die Anschaffungs- plus Installationskosten liegen zwischen rund 16.000 und 27.000 Euro – den Preisunterschied machen die verschiedenen Wärmequellen aus: Luft-Wärmepumpen sind am billigsten, haben aber mit rund 1.200 Euro pro Jahr die höchsten Betriebskosten, Wasser-Wärmepumpen sind am teuersten und kosten dafür jährlich nur rund 670 Euro, Erd-Wärmepumpen liegen bei beiden Faktoren dazwischen. Attraktiv ist die Förderung, die der Bund anbietet: Sie liegt bei mindestes 30 Prozent der Investitionskosten, eventuell werden es ab dem 1. Januar 2024 sogar 75 Prozent sein – eine Entscheidung hat Berlin allerdings noch nicht getroffen. 

Auch Holzpellet-Kessel, die das Wasser im Heizungskreislauf erhitzen und für warmes Brauchwasser sorgen, sind nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz eine nachhaltige Heizungsalternative und werden dementsprechend bezuschusst. Der Preis für eine Anlage im Ein- bis Zweifamilienhaus variiert zwischen ungefähr 19.000 und 30.000 Euro, je nach Leistungsfähigkeit und zusätzlichen Komponenten. Sinnvoll ist die Kombination mit einer Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung, die es ermöglicht, den Pelletkessel im Sommer auszuschalten – sehr große Solarthermieanlagen können sogar einen Teil zum Heizen des Hauses beitragen. 

Was Strom aus erneuerbaren Energien angeht, sind Photovoltaikanlagen zu Hause das Maß aller Dinge. Vor der Entscheidung für eine Anlage sollten Interessenten unbedingt ihren aktuellen Stromverbrauch kennen und einschätzen, wie hoch er in Zukunft sein wird. Bei einem Stromverbrauch von 3.000 kWh pro Jahr beispielsweise kann schon eine Anlage mit einer Höchstleistung von 5 kWp genügen – kommt aber irgendwann vielleicht ein Elektroauto hinzu oder vergrößert sich der Haushalt, sollte ein Puffer eingeplant werden. Die Kosten für eine PV-Anlage liegen je nach Leistung zwischen 9.000 und 30.000 Euro, zusätzliche Komponenten machen sie um einiges teurer. Vor allem Stromspeicher, die überschüssige Energie aufnehmen, kosten je nach Leistung zwischen 9.000 und 20.000 Euro, eine Wallbox zum Laden eines Elektrofahrzeugs schlägt mit mindestens 500 bis 2.000 Euro zu Buche. Je mehr Strom selbst verbraucht wird, desto lohnenswerter ist eine PV-Anlage, denn die elektrische Energie ist deutlich günstiger als Strom aus dem öffentlichen Netz. Das Entgelt für das Einspeisen überschüssiger Energie ins Netz ist relativ gering und liegt derzeit bei rund acht Cent pro kWh. 

Wenn die Entscheidung für eine PV-Anlage bereits getroffen ist, bleibt das Wichtigste immer noch die Beratung durch den Anbieter, der die Zusammenstellung und Installation übernehmen soll: Nur Unternehmen, die eine persönliche Inaugenscheinnahme der örtlichen Gegebenheiten, ausführliche Gespräche und detaillierte Informationen über Vor- und Nachteile verschiedener Lösungen anbieten, sollten überhaupt in Betracht kommen, ebenso spielt die Laufzeit und Sicherheit von Garantien eine große Rolle – gerade bei anfälligen Bauteilen wie dem Wechselrichter, der den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom umwandelt, muss sichergestellt sein, dass sie problemlos ersetzt werden. 

Wer wissen möchte, ob und wann sich eine PV-Anlage rentiert, findet unter anderem bei co2online, einem unabhängigen Portal zu erneuerbaren Energien, ein Berechnungstool: www.co2online.de/service/energiesparchecks/solardachcheck/
Fazit: Der Beratungsbedarf ist hoch, ebenso groß aber entsprechende Angebote, und wer gut plant, wird lange von seinem „erneuerbaren“ Eigenheim profitieren.
 

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