Mobilität wird digital

Viele europäische Unternehmen verpassen die Chancen externer Innovationen im Bereich New Mobility.
Dr. Oliver Spreitzer – Partner Strategy Engineers GmbH & Co. KG
Dr. Oliver Spreitzer – Partner Strategy Engineers GmbH & Co. KG
Strategy Engineers Beitrag

In Ihrer aktuellen Studie „Global New Mobility Market Insights“ untersuchen Sie Start-up Investitionen im Bereich New Mobility. Worum geht es in Ihrer Studie und was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Strategy Engineers ist eine auf die Auto- und Mobilitätsindustrie spezialisierte Unternehmensberatung. Für unsere Klienten beobachten wir kontinuierlich Trends und neue Geschäftsmodelle. Dazu nutzen wir eine Reihe von Big-Data-Quellen, um zu verstehen, in welche Unternehmen und Ansätze investiert wird und welche Veränderungen sich über die Zeit ergeben. In unserer Studie untersuchten wir die globalen Investitionen der vergangenen zehn Jahre in C.A.S.E. (Connectivity, Autonomous Driving, Smart Mobility, Electrification) Start-Ups. In Summe wurden $163 Mrd. investiert, der Großteil davon in den letzten fünf Jahren. Während Connectivity und Autonomes Fahren mit 13% eher weniger finanzielle Aufmerksamkeit erhalten haben, hat Smart Mobility, u.a. Ride Hailing, Car Sharing etc., mit 55% die Nase vorn. Elektrifizierung kommt auf 32%. Von 2013 - 2018 verbuchte Smart Mobility klar die höchsten Investitionen, seit 2018 holt Elektrifizierung massiv auf. Darüber hinaus sehen wir eine starke Konzentration der Investitionen: 10 Unternehmen konnten 60% aller Investitionen auf sich vereinen. Damit besitzen sie eine signifikante „firepower“, um Märkte in ihrem Sinn zu entwickeln.

 

Die Automobilindustrie hat eine große wirtschaftliche Bedeutung in Europa, vor allem in Deutschland. Diese Stellung ist durch die neuen Trends bedroht. Wie schlägt sich Europa diesbezüglich in Ihrer Analyse?

Leider spielt Europa bei externen Innovationen nur eine untergeordnete Rolle: Lediglich 13% der globalen Investitionen stammen aus Europa und nur 3% aller Investitionen gehen an europäische Start-Ups. Es ist höchst bedenklich, dass die wichtigsten Entscheidungen zur New Mobility in Nordamerika und Asien, aber nicht in Europa getroffen werden.

 

Was sind die Gründe für das schlechte Abschneiden? Was machen andere Schlüsselregionen besser?

Beim Blick auf die relevanten Investorengruppen, Corporate VCs, unabhängige VCs, Investmentbanken sowie Private-Equity-Fonds, kann Europa lediglich bei Corporate-Investitionen von Autounternehmen mithalten. In allen anderen Bereichen fällt Europa stark ab. Fairerweise muss ergänzt werden, dass die Corporate-Investitionen zu 90% durch VW getätigt wurden. In Summe spielen externe Innovationen für europäische Unternehmen eine zu kleine Rolle.

 

Was sollten europäische Unternehmen tun, um hier aufzuholen?

Europäische Unternehmen sollten das Potential externer Innovationen stärker nutzen. Dazu gehört die kontinuierliche Beobachtung neuer Märkte und die Bewertung, was Chance und was Risiko darstellt. Darüber hinaus sollten Unternehmen ein Innovationsökosystem entwickeln, das aus einer Kombination eigener Investitionstätigkeiten und Partnerschaften mit externen Investoren besteht.

 

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei, externe Innovationen besser für sich nutzen zu können?

Mit unserer kontinuierlichen Recherche innerhalb und außerhalb der Mobilitätsindustrie helfen wir unseren Kunden dabei, Trends zu erkennen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Wir stellen unser eigenes Investoren-Netzwerk zur Verfügung, um ein Innovationsökosystem aufzubauen und unterstützen unsere Kunden bei der Umsetzung externer Innovationen.

 

www.strategyengineers.com/insight-opinion

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