Herr Dammann-Tamke, ein zentrales Anliegen des DJV ist der Erhalt der Biodiversität. Was steckt zum Beispiel hinter dem Projekt „Bunte Biomasse“?
Wir haben es mit einem starken Artenrückgang in der intensiv genutzten Agrarkulturlandschaft zu tun – das betrifft etwa die Populationen von Feldlerchen oder Rebhühnern. Zugleich ist es für Landwirte attraktiv, Mais anzubauen, um ihn als Biomasse für die Energiegewinnung zu nutzen. Mais ist aber für die Nahrungsversorgung von Jungvögeln – um nur einen Aspekt zu nennen – denkbar ungeeignet. Das Projekt „Bunte Biomasse“, getragen von der Veolia Stiftung, dem Deutschen Jagdverband und der Deutschen Wildtier Stiftung, setzt sich dafür ein, dass auf landwirtschaftlichen Flächen statt Mais mehrjährige Wildpflanzen angebaut werden. Bis sie zu Biomasse verarbeitet werden, dienen sie nicht nur als Brutflächen, sondern auch als idealer Lebensraum für Insekten, mit denen Jungvögel gefüttert werden. Wildpflanzen sind im Anbau günstiger, weil weniger arbeitsintensiv als etwa Mais, sie brauchen nahezu keine Pestizide und binden Stickstoff im Boden. Ab 2024 gibt es vom Projekt zudem 500 Euro Zuschuss pro Hektar für die Landwirte, die obendrein kostenlos beraten werden.
Wie tragen Sie sonst noch zum Erhalt der Artenvielfalt bei?
Grundsätzlich geht es darum, den Lebensraum von bedrohten Arten auf den Flächen unserer auch von Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft zu schützen. Wir unterstützen zum Beispiel die Einrichtung von Blühstreifen und Hecken zwischen großen Äckern, Stichwort Vernetzungsstrukturen, oder den Erhalt von Wasserflächen. Das muss aber kombiniert werden mit der Eindämmung von Fressfeinden – sprich, der Bejagung. Der Fuchs zum Beispiel breitet sich völlig ungestört in Deutschland aus. Die natürliche Dezimierung durch Tollwut? Gibt es nicht mehr, da der Mensch das Virus zum Selbstschutz ausgerottet hat. Deshalb muss der Fuchs bejagt werden, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Kontrovers diskutiert wird der Umgang mit Wolfspopulationen in Deutschland. Wie ist hier der Standpunkt des DJV?
Der Wolf hat den höchsten Schutzstatus, den unser Naturschutzrecht kennt. Aber im Gegensatz zu den erwähnten Rebhühnern oder Feldlerchen brauchen wir seinen Lebensraum nicht zu verbessern, damit er hierzulande überlebt. Ähnlich wie den Füchsen geht es ihm in unserer Kulturlandschaft hervorragend: Wildschweine und Rehe findet er nicht nur im Wald, sondern eben auch in den Mais- und Weizenmonokulturen. Doch spätestens zu Beginn des Herbstes, wenn hier das Nahrungsangebot knapper wird, muss der schnell wachsende Nachwuchs weiterhin versorgt werden – und deshalb werden wir im Spätsommer wie jedes Jahr einen deutlichen Anstieg der Risse von Weidetieren sehen. Wir fordern deshalb – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – eine Anpassung des Jagdrechts, das ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglicht, sprich, eine Bejagung. Aussterben wird der Wolf dadurch nicht, wie die baltischen Staaten seit Jahrzehnten beweisen.