Wachsende Risiken im Blick

Politische Unruhe und eine erlahmende Weltkonjunktur beunruhigen deutsche Unternehmen. Vor allem der Mittelstand muss sich mit einem cleveren Risikomanagement absichern.
Illustration: Jan Klöthe
Axel Novak Redaktion

Der Wachstumsmotor stottert, die politischen Risiken steigen – noch steht der Exportweltmeister Deutschland gut da. Doch die Prognosen werden düsterer: „Zum ersten Mal seit der Staatsschuldenkrise 2011/12 müssen Unternehmen in diesem Jahr zur gleichen Zeit zwei Fallstricke beachten: die konjunkturelle Abschwächung und die politischen Risiken“, sagt Julien Marcilly, Chief Economist bei Coface, ein weltweit führender Kreditversicherer. Doch Unternehmen müssen auch die Beeinträchtigung von ganzen Lieferketten fürchten, wenn ein Teil dieser Kette ausfällt – zum Beispiel durch die Insolvenz eines Geschäftspartners. Und das ist gar nicht so unwahrscheinlich.


So ist zwar die Anzahl der Insolvenzen in Deutschland 2018 um etwa vier Prozent gesunken. Doch die Schäden durch Insolvenzen steigen rasant. Seit 2015 haben sie sich sogar verdoppelt und erreichten 2017 rund 30 Milliarden Euro. Auch die durchschnittliche Schadenhöhe pro Unternehmen ist im gleichen Zeitraum gestiegen, von 700.000 Euro auf 1,5 Millionen  Euro an voraussichtlichen Forderungen, heißt es im Insolvenzradar 2018 der Kreditversicherer von Euler Hermes. Viele Lieferanten könnten sich also mit großen Schadenssummen konfrontiert sehen – kein gutes Phänomen bei einer abschwächenden Konjunktur.


Und das betrifft nicht nur deutsche Firmen, auch im nahen Ausland nehmen Insolvenzen zu, vor allem in der Slowakei, Dänemark, Polen, der Schweiz, Belgien und Schweden. Dabei gilt es bei statistischen Zahlen zu beachten, dass ein geregeltes Insolvenzverfahren beispielsweise in Südeuropa eher unüblich ist. Dort werden Unternehmen oft einfach geschlossen oder liquidiert.


Eine Besonderheit gibt es derzeit in China: Hier verschwinden derzeit viele der so genannten „Zombie-Unternehmen“ vom Markt, die lange Zeit künstlich am Leben gehalten wurden. Diese Marktbereinigung soll sich auch 2019 weiter fortsetzen, so Euler Hermes.


Weitere Risiken sind eine teilweise hohe Verschuldung von Unternehmen und steigende Kreditrisiken. „Gerade für mittelständische Exportunternehmen, die nicht mit eigenen Produktions- oder Vertriebsstützpunkten im europäischen Ausland vertreten sind, ist es entscheidend zu wissen, welche wirtschaftlichen Risiken bei ihren Geschäftspartnern jenseits der Grenze bestehen“, heißt es in der Untersuchung „Unternehmensinsolvenzen 2018/2019 in Europa“ von Creditreform.


Das Risikomanagement wird daher für kleine und mittelständische Unternehmen immer wichtiger. Um Risiken mit ihren Geschäftspartnern exakt kalkulieren können, stehen ihnen Dienstleister zur Verfügung, die Informationen liefern: In Deutschland zum Beispiel die Schufa, international Creditreform oder CRIF Bürgel. Finanzielle Schäden sichern dann Kreditversicherungen ab. Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland werden ergänzt durch private Kreditversicherungen wie Atradius, Coface, Euler Hermes, R&V oder Zurich. 

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