Herr Giller, welche Ziele verfolgt MaxSolar mit seiner Tochtergesellschaft Energy Partners?
Mehr als 70 Prozent der Energie, die in Deutschland verbraucht wird, entfällt auf die Industrie. Da diese Energie mehr und mehr aus erneuerbaren Quellen stammen soll und muss, ist es notwendig, den Strom für Industrie und Gewerbe umweltfreundlich und für die Abnehmer so günstig wie möglich dort zu erzeugen, wo er für die Produktion oder das Laden von E-Fahrzeugen verbraucht wird: direkt am Unternehmensstandort. Mit minimiertem Risiko und ohne technisches Know-how können Unternehmen, aber auch Kommunen auf nachhaltige Energieerzeugung umstellen. Und selbst wenn beispielsweise Logistiker jetzt noch nicht viel Strom benötigen, werden sie unter anderem durch den Ausbau der E-Mobilität bald enormen Bedarf haben – um diesen zu decken, lässt sich das Netz gar nicht schnell genug ausbauen.
Wie kann dieser Ansatz der Dezentralisierung realisiert werden?
Große PV-Anlagen mit mindestens 135 kWp auf den Dächern bereits bestehender Unternehmensgebäude oder auch auf Parkflächen gewerblicher Standorte stellen eine hervorragende Möglichkeit dar. Dafür haben wir unterschiedliche Geschäftsmodelle entwickelt. Eines basiert darauf, dass das Unternehmen keinerlei eigenes Risiko oder Investitionskosten hat, denn Energy Partners pachtet eine Dachfläche und übernimmt die gesamte Planung, Finanzierung und Umsetzung der PV-Anlage. Außerdem kümmern wir uns um die technische und kaufmännische Betriebsführung sowie Wartung und Monitoring. Den erzeugten Strom liefert Energy Partners den Firmen via Power Purchase Agreements zu einem Festpreis, der niedriger ist als das Entgelt bei Bezug aus dem öffentlichen Netz. Sie sparen also vom ersten Tag an Geld. Wir haben Kunden, die normalerweise 32 Cent pro kWh bezahlen müssten – wir hingegen berechnen nur 10 Cent. Ebenso attraktiv: Die Firma hält Vorgaben zu ESG und CO₂-Emissionen ein und hat in uns einen künftigen Energie-Integrator als Partner, der sich um auch um Energiespeicherung und E-Mobilitätslösungen kümmern kann. Dieses Rundum-Angebot bietet sonst niemand.
Welche Variante zum ersten Vertragsmodell gibt es?
Der Kunde kann selbst in die PV-Anlage investieren, wir errichten und betreiben sie und zahlen Pacht. Das kommt etwa Immobilienfonds zugute, die per Gesetz nur Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung erzielen und solch eine Anlage zwar besitzen, aber nicht betreiben dürfen. In einer Partnerschaft mit Energy Partners brauchen sie sich auch nicht mit Dienstbarkeiten oder Ähnlichem herumzuschlagen.
Qualifizierte Ingenieure für die Umsetzung der Projekte sind rar: Wie gehen Sie das Problem an?
Mit unserem B2B-Portal richten wir uns an Installateure, die eine Partnerschaft mit Energy Partners eingehen möchten. Wir wollen einen begrenzten Stamm an erfahrenen und bewährten Betrieben aufbauen, die gemeinsam mit uns die zu erwartende Masse an Projekten bewältigen. Der Vorteil für die Installateure ist die hohe Auftragswahrscheinlichkeit und Informationsdichte schon vor der Ausführung, denn wir versorgen sie mit allem Wissenswerten über den Kunden und erleichtern den Installateuren so die Arbeit.
Wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten von Energy Partners ein?
Bis jetzt haben wir Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund sieben Megawatt im eigenen Portfolio, 2026 wollen wir die Marke von 150 Megawatt knacken. Unser Umsatz entwickelt sich ähnlich gut, für 2024 rechnen wir mit 45 Millionen Euro, für 2026 mit über 120 Millionen.