Es gab schon bessere Zeiten für den deutschen Mittelstand. Die Konjunktur im Land ist schwach und Kredite sind nach wie vor teuer. Zwar haben sich die Bedingungen mit dem Jahreswechsel wieder leicht verbessert. Dennoch zeigt die aktuelle KfW-ifo-Kredithürde, dass nach wie vor 26,3 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von schwierigen Kreditverhandlungen mit Banken berichten. Und auch die Nachfrage nach Krediten fiel im Mai mit 20,5 Prozent schwächer aus. Zwar stünden KMU Krediten wieder offener gegenüber als noch in der zweiten Jahreshälfte 2023, berichten die KfW-Experten, das Kreditinteresse sei jedoch nach wie vor unterdurchschnittlich.
Das ist insofern interessant, weil eine im August 2023 von den Beratungshäusern Ebner Stolz Management Consultants und Wolff & Häcker Finanzconsulting veröffentlichte Studie, für die rund 2.500 Mittelständler befragt wurden, zeigt, dass KMU weiterhin klassische Finanzierungsinstrumente bevorzugen, zu denen Bankkredite, aber auch Leasing und Factoring gehören. Finanz- oder strategische Investoren seine für die meisten KMU weniger interessant, attestieren die Studienmacher. Daran hätten auch die diversen Krisen der vergangenen Jahre nur wenig verändert.
Ob diese Skepsis gegenüber Private Equity und Co. auch in Zukunft Bestand haben wird, ist indes fraglich. Denn langfristig kann sich der Mittelstand den diversen Transformationsfelder kaum verwehren. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und der große Themenkomplex Nachhaltigkeit seien hier einmal exemplarisch als Schlagworte genannt, die allesamt Investitionen erfordern – letzterer wird sogar für die Kreditvergabe immer wichtiger. Denn mit dem Green Deal der EU wurden die ohnehin strengen Kriterien der Kreditvergabe im Sommer letzten Jahres um Nachhaltigkeitseinflussfaktoren ergänzt. Das heißt konkret: Benötigt ein Unternehmen einen Kredit, müssen bestimmte ESG-Standards erfüllt sein, also Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
Auch deshalb brauchen KMU mit Blick auf ihre Außenfinanzierung mehr Mut – oder zumindest Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsquellen. Und so zeigt auch der Global Private Equity Report 2024 der Beratungsgesellschaft Bain & Company bereits, dass die Bedeutung von Private Equity bei kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Vielleicht auch deshalb, weil PE im Mittelstand einen echten Wertbeitrag liefert, wie das Beratungshaus Munich Strategy in einer Studie zeigen konnte. Im direkten Vergleich mit inhabergeführten Unternehmen weisen Portfoliounternehmen von Investoren eine verbesserte Wachstums- und Ertragskraft sowie eine höhere Exportquote auf. Am deutlichsten ist der Leistungsunterschied beim Umsatzwachstum, das bei Portfoliounternehmen mit 5,7 Prozent höher ausfällt als bei Inhaberbetrieben, die auf 3,8 Prozent jährliches Wachstum kommen. Damit haben es KMU quasi schwarz auf weiß: Mut beim Finanzierungsmix wird mit wirtschaftlichem Erfolg belohnt. Und angesichts der Transformationsaufgaben, vor denen alle Branchen aktuell stehen, braucht es diesen Mut ohnehin.

Illustration: Sophie Mildner