Zukunft Energiewende

In Sachen Energieeffizienz steht die deutsche Industrie gut da, kann aber noch erhebliche Potenziale ausschöpfen.
Zukunft Energiewende
Illustration: Fiete Koch
Lars Klaaßen Redaktion

In Sachen Energieeffizienz steht die deutsche Industrie international an erster Stelle. Das ergab der Bericht „The 2014 International Energy Efficiency Scorecard“ des American Council for Energy-Efficient Economy (ACEEE). Dieses Engagement basiert nicht nur auf gesteigertem Umweltbewusstsein, sondern ist vor allem finanziellen Aspekten geschuldet: Unternehmen senken durch energieeffiziente Arbeitsweisen ihre Kosten. Um Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.000 Euro zu produzieren, wurden 2014 nach ersten vorläufigen Schätzungen der AG-Energiebilanzen in Deutschland nur noch 4,8 Gigajoule Primärenergie eingesetzt. Seit 1990 hat sich damit die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz um fast ein Drittel verbessert.
Damit verbessert sich auch die internationale Konkurrenzfähigkeit deutscher Industrieprodukte, denn weltweit wird der Energieeffizienz immer höheres Augenmerk geschenkt. Und neben der ökologischen wird ebenso die ökonomische Seite in den kommenden Jahren noch mehr Gewicht bekommen. „So ist bei den Ölpreisen in wenigen Jahren wieder mit deutlichen Preissteigerungen zu rechnen“, sagt Reinhard Albert. Der Mitarbeiter des Fachgebiets Energieeffizienz im Umweltbundesamt sieht aber keinen Grund, sich auf dem hierzulande Erreichten auszuruhen: „Eine Reihe wissenschaftlicher Studien zeigt, dass in der deutschen Industrie trotz der guten Bilanz noch erhebliche Potenziale ausgeschöpft werden können.“
Große Unternehmen mit hohem Energieverbrauch haben sich meist schon frühzeitig eine eigene Energieabteilung zugelegt, die sich unter anderem auch um Energieeinsparung kümmert. Kleine Unternehmen mit niedrigem Energieverbrauch hingegen haben häufig keinen Energiebeauftragten. „Sie waren daher in der Vergangenheit mangels Energie-Fachpersonal vielfach nicht im Stande, die Energieeffizienz des eigenen Betriebes zu beurteilen“, so Albert. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Ingenieurbüros, sich auf Energieeffizienzverbesserung und Energieeinsparung spezialisiert haben. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) können Informationen über Energieauditoren abgerufen werden. Vielfach bieten auch Energieversorgungsunternehmungen Energieberatungen an.
Auch in der Start-up-Szene tut sich eine Menge. Im Climate-KIC Accelerator, dem europäischen Startup-Förderprogramm für klima-innovative Geschäftsideen, ist etwa Enit Systems vertreten, eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Monitoring- und Steuerungssysteme für Betreiber dezentraler Energiesysteme. Das ermöglicht ihnen Energietransparenz für gezielte Effizienzmaßnahmen und eine intelligente Steuerung. Den Deutschen Rechenzentrumspreis, den eco Internet Award und den GreenIT Best Practice Award hat E3Computing aus Frankfurt am Main abgeräumt. Das Unternehmen baut energieeffiziente Wasserkühlungs-Technologie für Rechenzentren. Spezielle platzsparende „Wärmetauschertüren“ an der Rückseite der Racks werden vom Kühlwasser durchströmt und sorgen für die nötige Abkühlung. Möglich wird dies durch die 4.000fach höhere Kühlungsfähigkeit von Wasser gegenüber Luft.

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