Vorwärts mit Strom. Die Batterien von Elektroautos werden leistungsfähiger, die Reichweite der E- und Hybridfahrzeuge steigt, und das Aufladen der Batterien wird einfacher. Mehr als 47.000 öffentlich zugängliche Normalladepunkte und über 8.000 Schnellladepunkte waren im Februar 2022 bei der Bundesnetzagentur registriert. Hinzu kommen viele private Ladestationen in Garagen, sogenannte Wallboxes, die schon für einige Hundert Euro erhältlich sind, allerdings von einem fachlich versierten Elektroinstallateur eingebaut werden sollten. Dann ist man allerdings schnell mit mehr als 2.000 Euro Gesamtkosten dabei; die Förderung dieses Engagements ist leider schon 2021 ausgelaufen.
Trotzdem ist das Betriebsmittel Strom meist noch günstiger als Benzin und Diesel. Dies beweist auch eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Dr. Harald Proff, Partner und Leiter Automobilindustrie bei Deloitte Deutschland und Global, erklärt: „Niedrigere Treibstoffkosten sind eines der zentralen Argumente für den Kauf eines Elektroautos.“ Dies gilt vor allem dann, wenn man statt einer Wallbox, die den Ladevorgang in wenigen Stunden abwickelt, das Elektroauto über Nacht an die heimische Steckdose hängt. Das kostet, je nach Stromlieferant, für 100 gefahrene Kilometer rund fünf bis sechs Euro – ein Betrag, der in Zeiten explodierender Benzinpreise kaum zu unterbieten ist.
Allerdings gibt es beim Laden an der Steckdose zwei Probleme: Erstens dauert das, je nach Kapazität der Batterie, teilweise deutlich über zehn Stunden. Zweitens wird eine normale Haushaltssteckdose durch das Laden über Stunden hinweg stark belastet und es kann sich enorme Hitze entwickeln mit gefährlichen Folgen, unter Umständen sogar einem Brand. Daher ist die Wallbox trotz der hohen Investition die bessere Variante.
Beim Tanken an öffentlichen Ladestationen lohnt sich der Preisvergleich. Es gibt Dutzende verschiedene Anbieter, darunter Autohersteller und Energieversorger, mit den unterschiedlichsten Preis- und Abrechnungsmodellen. Hier ist Vorsicht geboten. Vor allem Schnellladepunkte sind meist deutlich teurer als herkömmlicher Kraftstoff. Da schlagen 100 Kilometer Fahrleistung schnell mit mehr als 20 Euro zu Buche. Es gibt jedoch zwei Lichtblicke im Preisdschungel: So bieten zum Beispiel manche Discounter und Behörden kostenloses Stromtanken an (siehe auch Info-Kasten). Private und geschäftliche Halter von Elektroautos können zudem dank der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) sparen. Strom gilt als umweltfreundlicherer Antrieb als Benzin oder Diesel, denn mit ihm werden CO2-Emissionen gemindert. Diese Einsparungen, die sogenannte THG-Quote, können E-Auto-Halter an Unternehmen verkaufen, die die Umwelt mit fossilen Kraftstoffen belasten. Da die Abwicklung des Verkaufs für den einzelnen Halter zu aufwendig wäre, übernehmen Zwischenhändler diese und zahlen auch die Prämie aus, die laut Angaben der Dienstleister bei 250 bis 350 Euro im Jahr liegen kann.
Die gebündelten Vorteile der Elektromobilität überzeugen immer mehr Autofahrer. Schon 2021 wurden rund 350.000 Elektroautos zugelassen, Tendenz stark steigend, während die Nachfrage nach konventionellen Fahrzeugen zurückging. Allerdings profitieren nicht alle Hersteller gleichermaßen. Aktuell am beliebtesten ist der Tesla Model 3, der allein im Februar 2022 mehr als 3.600 mal in Deutschland zugelassen wurde. Auf dem zweiten Platz landete der knuffige kleine Fiat 500 mit mehr als 2.600 Neuzulassungen.
Noch beliebter als reine Stromer sind Hybridfahrzeuge. Die Deloitte-Studie 2022 hat ergeben, dass rund 40 Prozent der Befragten bei ihrem nächsten Autokauf ein Hybridfahrzeug wählen würden (2021 waren es noch 26 Prozent). Der Anteil derjenigen, die ein reines Elektrofahrzeug bevorzugen würden, stieg von 6 Prozent 2021 auf 15 Prozent im laufenden Jahr. Damit liegen die Deutschen bezüglich der Akzeptanz von reinen Stromern im Vergleich zu anderen wichtigen Märkten im vorderen Feld. Doch noch ist es keine heiße Liebe, die zu einer Entscheidung pro Elektro führt. Rund 41 Prozent der potenziellen Käufer würden ihre Entscheidung für ein Elektrofahrzeug zumindest überdenken, wenn der Preis fürs Laden ähnlich hoch läge wie jener für fossile Brennstoffe.
Auch gibt es eine Menge Argumente gegen Elektromobilität. Die Produktion und Entsorgung der Batterien gilt als umweltbelastend. Und die meisten E-Autos fahren nicht mit grünem, sondern konventionell erzeugtem Strom. Doch Alternativen, etwa der Antrieb mit Wasserstoff, sind noch wenig verbreitet. Der Antrieb ist teuer und es gibt bisher nur rund 100 Wasserstofftankstellen in Deutschland. Einfach tanken geht nicht – erforderlich sind eine Registrierung, eine sogenannte Mobility Card sowie das Absolvieren einer Videoschulung, bevor die Karte ausgestellt wird.
So finden Sie durch den Lade-Dschungel
Während klassische Tankstellen meist Tag und Nacht weit sichtbar mit ihrem Angebot werben, verstecken sich öffentliche Ladestationen für Elektroautos oft an wenig einsehbaren Stellen. Bei der Suche können Apps fürs Handy und Websites helfen. So bietet diese Website einen Überblick über Gratis-Ladestationen:
www.goingelectric.de/stromtankstellen/kostenlos
Einen aktuellen Überblick über sämtliche öffentlichen Ladepunkte und weitere wichtige Details zum Thema, auch zu Kosten, gibt es von der Bundesnetzagentur:
www.bundesnetzagentur.de (dort unter Fachthemen/Elektrizität und Gas).
Einen Direktlink zur Karte mit Ladepunkten gibt es zum Beispiel unter de.chargemap.com oder www.e-stations.de.
Als empfehlenswerte Apps, welche die Suche erleichtern, gelten Chargemap, Next Plug, NextCharge und die EnBW mobility+App. Da die Bedürfnisse von Elektrofahrern verschieden sind und die Apps über unterschiedliche Funktionen verfügen, hilft das Ausprobieren verschiedener Apps.