Es war ein Brandanschlag. Im März 2024 fiel im östlichen Umland von Berlin in Tausenden Haushalten der Strom aus. Außerdem betroffen vom Blackout waren ein Edeka-Großlager – und das Tesla-Werk Grünheide bei Berlin. Letzterem hatte mutmaßlich der Anschlag gegolten. Die Ursache war schnell ausgemacht: Ein Strommast in der Nähe war in Brand gesetzt worden, wohl von Gegnern des US-Autobauers. CEO ist der schillernde Milliardär und Donald-Trump-Vertraute Elon Musk. Das Werk steht seit Jahren in der Kritik, nicht nur wegen seines polarisierenden Betreibers, sondern auch, weil für dessen Bau und Erweiterung große Waldflächen abgeholzt werden mussten und müssen. Außerdem werden für den Betrieb hohe Mengen an Trinkwasser verbraucht. Der Stromausfall im Edeka-Großlager und den Privathaushalten wurde von den Saboteuren offenbar als Kollateralschaden in Kauf genommen.
ANGRIFFE AUF KRITIS NEHMEN ZU
Dieses Ereignis zeigt, wie stark kritische Infrastrukturen in den Fokus von Saboteuren und Kriminellen gerückt sind. Die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline, Klimaaktivisten auf Flughafengelände, Drohnen, die Flugbahnen kreuzen oder in militärische Sicherheitsbereiche eindringen. Beschädigungen an Glasfaserkabeln zwischen Deutschland und skandinavischen Ländern, zerschnittene Kabel an Bahnschienen: Prominente Beispiele für Angriffe auf kritische Infrastrukturen, kurz KRITIS, muss man nicht lange suchen. Dabei finden die meisten Bedrohungen im Bereich der Cybersicherheit statt. Die Zahl der Angriffe steigt seit Jahren: Allein im Jahr 2024 wurden beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) 769 Cybersicherheitsvorfälle gemeldet – ein Anstieg von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen waren die Sektoren Transport, Gesundheit, Energie und Finanzen. Viele dieser Vorfälle waren auf gezielte Cyberattacken zurückzuführen, wobei nicht jeder gemeldete Vorfall tatsächlich ein Angriff war, da teilweise die Ursache unklar blieb.
Der Ausfall von Kritischen Infrastrukturen kann nicht nur einzelne Unternehmen lahmlegen, sondern die gesamte Gesellschaft. Die wichtigsten KRITIS-Sektoren in Deutschland sind Energie, Wasser, Telekommunikation, Verkehr, Gesundheit, staatliche Verwaltung, Medien und das Finanzwesen. Störungen in diesen Bereichen können weitreichende Folgen für das öffentliche Leben, die Wirtschaft und die Sicherheit haben. KRITIS-Betreiber sind in der Regel Organisationen und Einrichtungen, deren Funktionieren für das staatliche Gemeinwesen essenziell ist. Beeinträchtigungen hätten nachhaltige Versorgungsengpässe zur Folge, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere gravierende Folgen.
BETREIBER MÜSSEN IHRE ANLAGEN SELBST SCHÜTZEN
Wer Kritische Infrastruktur betreibt, trägt eine enorme Verantwortung, denn er oder sie ist für den Schutz der Anlage vor Angriffen selbst verantwortlich. KRITIS-Betreiber sind gesetzlich verpflichtet, umfassende Maßnahmen gegen Gefahren wie Naturkatastrophen, Terrorismus, Sabotage oder menschliches Versagen zu ergreifen. Staatliche Stellen wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) koordinieren, unterstützen und überwachen die Schutzmaßnahmen.