Herr Professor Hoos, Sie werben für eine mensch-zentrierte KI. Was steckt dahinter?
Hoos: KI sollte uns Menschen dabei unterstützen, Probleme zu lösen, die wir ohne KI nicht bewältigen können. Es geht mir um eine KI zum Wohle der Menschen. Dazu gehört auch, die KI selbst nachhaltiger zu machen.
Professorin van Wynsberghe, auch Sie fordern eine nachhaltigere KI…
Van Wynsberghe: Ja, denn wir müssen uns eingestehen, dass sich KI einer Infrastruktur bedient, die alles andere als nachhaltig ist. Stichworte sind Stromverbrauch, CO2-Emissionen oder der Abbau von Mineralien für die Halbleiterproduktion.
Wie ließe sich der Stromverbrauch von Datenzentren und damit der CO2-Ausstoß verringern?
Hoos: Beispielsweise indem wir maschinelles Lernen effizienter machen: Mit kleineren Mengen Daten, weniger Berechnungen und damit weniger CO2-Ausstoß ähnlich gute Resultate zu erzielen. Unser Ziel ist eine Einsparung von 50 bis 90 Prozent. Das würde auch weniger Hardware erfordern und so den Ressourcenverbrauch durch die Herstellung von Halbleitern verringern. Forschung im Bereich ressourcen effizienter KI sollte unbedingt sehr viel stärker gefördert werden.
Van Wynsberghe: Ja, denn es sind die wenig sichtbaren, die vulnerablen Bevölkerungsgruppen, vor allem in den Ländern des globalen Südens, die jetzt schon unter Umweltverschmutzung durch Elektroschrott leiden, die in den Minen arbeiten und Mineralien schürfen. Sie tragen die Lasten unseres KI-Einsatzes.
Wie wollen Sie das ändern?
Van Wynsberghe: Wir müssen die Perspektiven unterschiedlichster Gesellschaften einbeziehen. Vor allem aber brauchen wir Regularien. Die Politik muss von Unternehmen einfordern, dass sie die schädlichen Folgen für die Umwelt erfassen. Das wäre ein wichtiger Schritt, damit wir Nachhaltigkeitsstrategien im KI-Bereich implementieren können.
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