Mit Bioenergie CO₂ aktiv aus der Atmosphäre ziehen

Beitrag von Landwärme
Zoltan Elek, Geschäftsführer Landwärme GmbH
Landwärme Beitrag

 

Um den Klimawandel aufzuhalten, brauchen wir so schnell wie möglich negative Emissionen. So kommen wir um Technologien wie CCS nicht herum – aber nur mit Bioenergie. So wird der Atmosphäre CO2 entzogen.

Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaneutralität reichen nicht aus, um den Klimawandel abzuwenden. Zudem werden wir nicht alle Emissionen hundertprozentig vermeiden können, das hat der Weltklimarat unterstrichen und kürzlich erst auch die Deutsche Energie-Agentur in ihrer neuen Leitstudie. Deshalb muss die neue Bundesregierung neben natürlichen auch technische Kohlenstoffsenken fördern. Wälder und Moore auf der einen Seite, vor allem aber Technologien, die aktiv CO2 aus der Luft ziehen: Direct Air Capture (DAC) oder Carbon Capture und Storage (CCS) in Verbindung mit Bioenergie.

Bei CCS wird CO2 aus Abgasen abgeschieden. Häufig wird es noch assoziiert mit Emissionsminderungs- und Greenwashing-Maßnahme fossiler Kraftwerke. Dabei sollten CCS-Technologien und -Kapazitäten reserviert werden für DAC und Bioenergieanlagen, um jene Emissionen umzukehren, die trotz einer klimaneutralen Energieversorgung nicht vermieden werden können – um also sogenannte Negativemissionen zu erzielen.

Und das ist keine Zukunftsmusik, sondern schon heute möglich. Bei der Erzeugung des erneuerbaren Gases Biomethan ist die Abscheidung von CO2 zum Beispiel ohnehin schon Teil des Herstellungsprozesses.

Biomethan ermöglicht dringend nötige Negativemissionen

 

Biomethan ist das erneuerbare Pendant zu fossilem Erdgas und kann es 1:1 ersetzen. Gewonnen wird es durch die Vergärung von organischem Material wie Gülle, Rest- und Abfallstoffen oder nachwachsenden Pflanzen –insektenfördernde Blühwiesen zum Beispiel–, die während ihres Wachstums durch Photosynthese bereits CO2 gebunden haben. Das ist reale Kreislaufwirtschaft. Bei der Reinigung des Gases wird dieses CO2 abgeschieden.

Das eingefangene CO2 kann entweder weiterverwendet (Carbon Capture and Usage, CCU) oder eben geologisch eingelagert werden. Verwendung findet es u.a. in der Industrie, zum Beispiel der Getränkeherstellung. Zur Lagerung eignen sich bspw. ausgeförderte Erdgas- oder Erdölfelder und unterirdische Gesteinsformationen.

Unsere Berechnungen zeigen: Negativemissionen in Höhe von 150 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr in der EU sind mit Biomethan möglich. Dafür muss langfristig eine CCS-Wirtschaft etabliert werden, die sich vor allem auf Negativemissionen mit Bioenergie oder CO2-Abscheidung direkt aus der Luft (DAC) fokussiert und nicht auf Emissionsreduzierung der konventionellen Energiewirtschaft.

Mit gerade einmal 10.000 Biomethananlagen in Europa könnten in Verbindung mit CCS und unter Berücksichtigung der Vermeidung der aktuellen Methanemission rund 15 % der europäischen Gesamtemissionen vermieden werden. Erste europäische CCS-Projekte laufen bereits an.

Übrigens hilft Biomethan durch den Einsatz von Gülle zusätzlich bei der Lösung des Methanemissionsproblems. Würde das Methan aus der Gülle auf dem Feld freigesetzt, wäre es mind. 25-mal klimaschädlicher als CO2. Die Weiterverarbeitung zu Biomethan verhindert das.

Biomethan muss als dritte Säule der Energiewende berücksichtigt werden

 

Biomethan mit CO2-Abscheidung ist ein Energieträger, der schon heute seinen Beitrag zur Energiewende leistet und mit CCS noch viel mehr kann. Neben den Hoffnungsträgern erneuerbarer Strom und grüner Wasserstoff ergänzt es in einem Dreiklang der Energiewende die Schwächen der anderen beiden Säulen. Biomethan findet zum Beispiel seit Jahren u.a. als Erdgasersatz im Pkw- oder Lkw-Bereich als Bio-CNG und in flüssiger Form als Bio-LNG Einsatz. So kann es den Verkehr in den Bereichen dekarbonisieren, für die Wasserstoff noch nicht vorhanden oder nicht wirtschaftlich ist oder die Elektromobilität nicht zum Einsatz kommen kann. Gleichzeitig vermeidet es klimaschädliche Methanemissionen und kann in Verbindung mit CCS die dringend benötigten Negativemissionen erzielen. Dafür muss die neue Bundesregierung die Weichen stellen und Biomethan neben Wasserstoff und Strom stets mitdenken.

www.biomethan2050.de

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