Kreislaufwirtschaft in der Baubranche
Eine in der Baubranche unter den Stichworten „Re-use“ und „Urban Mining“ diskutierte Praxis könnte dabei helfen, deren im Augenblick noch dramatisch schlechte Ökobilanz zu verbessern. Denn der Bausektor ist extrem ressourcenhungrig. Er verantwortet etwa 40 Prozent aller Treibhausgase und 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs. Rund 250 Millionen Tonnen Abfall und Schutt fallen jährlich allein in Deutschland an, das sind 60 Prozent des gesamten Abfallaufkommens. Das Berliner Start-up Concular hat sich auf die Erfassung digitaler Materiallager von Abriss-Objekten spezialisiert. Das funktioniert über eine Smartphone-App, die den Bestand digital erfasst. Auf einem Portal wird dann Angebot und Nachfrage zusammengeführt. Der große Vorteil: Schon weit vor dem Abriss ist klar, welche Materialien aus einem Gebäude wiederverwertet werden können und welcher potenzielle Kunde sich dafür interessiert. Dadurch können wiederverwertbare Materialien direkt zur Baustelle geliefert werden. Das spart Lager- und Transportkosten.
Kühlender Schaum
In einer 2019 veröffentlichten Studie simulierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ETH Zürich die Hitzeentwicklung von 520 Städten weltweit im Jahr 2050 und stellten fest: Selbst bei einem nur mäßigen Anstieg der weltweiten Temperaturen wird es in 77 Prozent der Städte so heiß, dass sie die Klimazone wechseln. Denkbar wären Weinhänge in Kopenhagen und Wüstenhitze in Rom. In Deutschlands Hauptstadt Berlin könnte es im Sommer so warm werden wie aktuell im australischen Canberra. Ein deutsch-chinesisches Forschungsprojekt hat ein auf Zellulose-Nanokristallen basierendes Schaummaterial entwickelt, das sich in einer dünnen Schicht auf Gebäude aufbringen ließe, um diese trotz intensiver Strahlung kühl zu halten. Das sogenannte CNC-Aerogel (cross-linked cellulose nanocrystal) besteht aus Zellulose Nanokristallen und weist eine ultraweiße Struktur auf, die 96 Prozent des Sonnenlichts reflektiert.
Wasserstoff aus Plastik
Grüner Wasserstoff ist per definitionem dann grün, wenn man ihn mithilfe von nachhaltig gewonnenem Strom aus Wasser gewinnt. Das ist in der Theorie schlüssig, aber nicht so leicht, wenn das Gas weit entfernt von seinem Verwendungsort produziert wird – zum Beispiel in der Nähe großer Solaranlagen in Nordafrika – und danach über tausende Kilometer etwa nach Deutschland transportiert werden muss. Dieses Problem geht das Start-up „Green Hydrogen Technology“ aus Augsburg an. Es hat eine Methode entwickelt, Wasserstoff aus Rohstoffen zu gewinnen, die überall und im Überfluss vorhanden sind: Plastik und Klärschlamm. Dabei entsteht zwar CO2, das aber aufgefangen und weiterverarbeitet wird. Auch anfallende Schwermetalle können recycelt werden. Der Markteintritt ist für Herbst 2023 geplant.