Mobilität der Zukunft

Vor allem für den urbanen Bereich werden Business-Carsharing-Konzepte immer attraktiver.
IllustrationenCompCars.
Illustration: Friederike Olsson
Klaus Lüber Redaktion

Michael Schweizer ist Manager South Germany der Deutschen Schifffahrts-Agentur GmbH (DSA), einem mittelständischen Unternehmen aus Vaihingen bei Stuttgart. Für Dienstfahrten steht ihm ein Sharan mit Dieselmotor zu Verfügung. Doch diesen nutzt er kaum noch, seit seine Firma ihren Fuhrpark um Elektroautos erweitert hat. Schweizer fährt nun viel lieber mit dem elektrisch betriebenen BMWi3 bei Geschäftsterminen vor.


Nun stellt sich die Frage: Wie kann ein kleines mittelständisches Unternehmen seinen Fuhrpark so einfach in eine grüne Flotte verwandeln? Schließlich gelten Elektrofahrzeuge für viele KMU noch als deutlich zu kostenintensiv. Bei den ohnehin vergleichsweise hohen Ausgaben für das Management der Mitarbeitermobilität hat in der Regel eher die Kostenreduktion Priorität und die Bereitschaft für zusätzliche Investitionen hält sich doch deutlich in Grenzen.


Im Falle der DSA liegt die Antwort in der besonderen Art und Weise, in der die E-Fahrzeuge genutzt werden. Michael Schweizer und seine Kolleginnen und Kollegen sind nämlich nicht die einzigen, die regelmäßig Dienstfahrten in den E-Mobilen absolvieren. Neben der DSA greifen noch rund ein Dutzend weiterer Unternehmen, allesamt Mieter in einem modernen Gewerbegebiet namens STEP Stuttgarter Engineering Park, auf die E-Flotte zu. Wer wann einen Wagen nutzen kann, wird über ein Software-System gemanagt. Die Reservierung und Buchung erfolgt online. Mittels einer Smartphone-App wird dann an Ort und Stelle das Fahrzeug aktiviert und die Fahrt kann beginnen.


Shared-E-Fleet nennt sich dieses System und läuft als Modellversuch des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO seit Juni 2014. Auch im Münchner Technologiezentrum MTZ hat man das System probeweise installiert und seit Februar 2015 ist auch die Stadt Magdeburg an einem Testlauf beteiligt. Für Thomas Renner, Projektleiter vom Fraunhofer IAO, sind Business-Carsharing Konzepte wie Shared-E-Fleet auch deshalb so leistungsfähig, weil sie sich wesentlich besser an die speziellen Erfordernisse einer gewerblichen Nutzung anpassen können. „Die meisten bestehenden Lösungen zum Carsharing sind so genannte Free-Floating-Systeme. Die Fahrzeuge werden an verschiedenen oder beliebigen Standorten abgestellt und sind häufig nur kurzfristig buchbar.“ Systeme wie Shared-E-Fleet dagegen ermöglichten langfristige Buchbarkeit und eine zuverlässige Verfügbarkeit. „Wer einen wichtigen Termin hat, kann nicht kurz vorher buchen und hoffen, dass ein verfügbares Fahrzeug in der Nähe ist.“


Dabei machen es moderne IT-Systeme nicht nur möglich, ganze Fahrzeugflotten gemeinschaftlich zu nutzen, sondern auch die Fahrten selbst dynamisch an die individuellen Bedürfnisse des Reisenden anzupassen. Eventuell ist es gar nicht sinnvoll, den ganzen Weg im Pkw zurückzulegen, wenn man mit einer Bahnfahrt und einer anschließenden Mietwagenbuchung erheblich schneller und stressfreier ans Ziel kommt. Intermodalität wird dieser aus der Logistik stammende intelligente Wechsel von Verkehrsträgern genannt. Damit das Konzept auch für den Personenverkehr funktioniert und ein reibungsloser Switch zwischen Bahn, Mietwagen und öffentlichem Nahverkehr möglich wird, vernetzen Cloud-basierte Systeme die intelligente Technik in E-Autos (Smart Cars) mit Energieversorgungs- (Smart Grid) und Verkehrssteuerungssystemen (Smart traffic).

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