Herr Prof. Drevs, was ist integrative Onkologie?
Gemeint ist das Zusammenwachsen von Schulmedizin und alternativen Behandlungen zu neuen, innovativen, wirkungsvolleren Krebstherapien. Lange wurde nur vermutet, dass sich beide Seiten sinnvoll ergänzen, es wurde nur nie ausreichend bewiesen. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan.
Ein Beispiel?
Die Immuntherapie war lange Zeit Außenseiter, bis vor etwa vier Jahren Studien für ihren Einzug als innovative Therapie in die Krebsbehandlungen sorgten. Ähnlich könnte sich in naher Zukunft auch Cannabis als Therapeutikum durchsetzen.
Inwiefern?
Seit den 50er Jahren wird vermutet, dass Cannabis nicht nur schmerzlindern wirkt, sondern auch Krebszellen zerstören kann. In den USA gibt es bereits vielversprechende Studien bei Hirntumoren. Mittlerweile wird der Wirkstoff auch synthetisch ohne Halluzinogene hergestellt. In Deutschland haben wir gerade an vier Krebszentren mit einer Studie zur Wirkung von Cannabis bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs begonnen – zwei schwer zu behandelnde Krebserkrankungen.
Ist integrative Onkologie noch mehr?
Absolut, auch die gesunde Ernährung, Bewegung und mentale Stärke sind wichtige Bereiche. Insbesondere zu den Themen Ernährung und Bewegung gibt es mittlerweile zahlreiche Studien, die zeigen, dass die Förderung der Gesundheit für eine langfristig erfolgreiche Behandlung mindestens genauso wichtig ist, wie die Krebstherapie selbst.
Und mentale Stärke?
Die positive Wirkung von mentaler Stärke wissenschaftlich zu belegen, ist deutlich schwieriger, da sie sehr individuell und schwer messbar ist. Doch auch sie spielt eine äußerst wichtige Rolle für die Prognose, Krebs zu besiegen und zu überleben. Auch hier setzen wir bereits heute gezielt an und in den nächsten zehn Jahren werden sicherlich belastbare Daten auf Basis neuer Studien folgen.
Prof. Dr. Joachim Drevs; ärztlicher Direktor Unifontis Praxis für integrative Onkologie