Neue Waffe gegen Krebs: CAR-T-Zellen

Ein Beitrag von Universitätsklinikum Tübingen

Prof. Dr. med. Claudia Lengerke, Ärztliche Direktorin Innere Medizin 2, Hämatologie, Onkologie, klinische Immunologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Tübingen
Prof. Dr. med. Claudia Lengerke, Ärztliche Direktorin Innere Medizin 2, Hämatologie, Onkologie, klinische Immunologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Tübingen
Universitätsklinikum Tübingen Beitrag

Immuntherapien haben sich als neue Säule der Krebstherapie entwickelt. Eine neue, hochwirksame Form dieser Therapie sind CAR-T-Zellen (Chimaeric Antigen Receptor T-Zellen). Hier werden T-Zellen als potente körpereigene Immunwaffe durch genetische Veränderung geschult, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Selbst ausgesprochen widerstandsfähige Krebszellen, die sonstige Therapien überlebt haben, können so eliminiert werden.

Eine CAR-T-Zelltherapie wird individuell hergestellt. Die körpereigenen T-Zellen der Patient:innen werden durch eine Prozedur, die einer Blutwäsche ähnelt, innerhalb weniger Stunden entnommen. Sie werden dann in einem speziell ausgerüsteten Labor genetisch verändert, sodass sie auf ihrer Oberfläche sogenannte „Chimäre Antigen-Rezeptoren“ tragen, die bestimmte Zielstrukturen auf Krebszellen erkennen können.

Nach einer kurzen Chemotherapie werden der Patientin oder dem Patienten die veränderten CAR-T-Zellen wie in einer Bluttransfusion zurückgegeben. Sie breiten sich im Körper aus und bekämpfen die Krebszellen. Da zum Teil schwere Nebenwirkungen ausgelöst werden können, sind die Patient:innen mehrere Tage im Krankenhaus in der Betreuung spezialisierter Teams. CAR-T-Zellen können als „lebende Waffe“ langfristig im Körper bleiben, aber je nach Zielmolekül auch Veränderungen im Immunsystem hervorrufen, die eine langfristige ambulante Nachsorge notwendig machen.

Die Abteilungen für Innere Medizin 2 und Kinderklinik 1 am Universitätsklinikum Tübingen sind auf Behandlungen mit CAR-T-Zellen bei Erwachsenen und Kindern spezialisiert. Indikationsstellung, Zellentnahme, Zellherstellung sowie Patientenbehandlung werden aufeinander abgestimmt, um Patient:innen Zugang zu dieser innovativen Therapieform zu ermöglichen. Die Zellherstellung im eigenen akademischen Labor bietet die Möglichkeit, CAR-T-Zellen frisch zu verabreichen und die Zeit zur Therapie zu verkürzen. CAR-T-Zellen sind derzeit vor allem bei Blutkrebs einsetzbar. Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, CAR-T-Zellen weiter zu optimieren und auch bei anderen Erkrankungen als zuverlässige Option in der Krebstherapie zu entwickeln.

 

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Medizin
Dezember 2023
Illustration: Stephanie Hofmann
Redaktion

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