Das Problem mit dem Dekubitus

Das Wundliegen betrifft vor allem ältere und behinderte Menschen. Es bedarf großer Aufmerksamkeit.
Illustrationen: Dieter Flüggen by Marsha Heyer Illustratoren
Illustrationen: Dieter Flüggen by Marsha Heyer Illustratoren
Olaf Strohm Redaktion

Das Problem wird häufig unterschätzt: Wird ein Mensch pflegebedürtig, ist gelähmt oder kann sich aus anderen Gründen schlecht oder gar nicht bewegen, droht das Wundliegen. Die Schädigung von Haut und Gewebe wird in der Fachsprache Dekubitus genannt. Ein Dekubitus entsteht, wenn zu lange Druck auf einer bestimmten Körperstelle lastet. Das Gewebe wird schlecht durchblutet mit der Folge, dass es langsam abstirbt. Es kann eine tiefe Wunde entstehen, die bis zum Knochen reichen kann. Bei pflegebedürftigen Menschen, die viel auf dem Rücken liegen, entsteht ein Dekubitus häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule.

 

Eigentlich kann einem Dekubitus mit einfachen Maßnahmen und modernen Hilfsmitteln wirksam vorgebeugt werden. Aber bei der Pflege zu Hause, in Pflegeheimen, aber auch in der klinischen Praxis kommt es vor, dass sich Patienten, etwa nach einer schweren OP, wundliegen. Wichtig ist es, erste Anzeichen früh zu erkennen und einem Fortschreiten vorzubeugen. Und, die Wunde fachgerecht zu versorgen.


Die Entstehung eines Dekubitus wird in vier Grade eingeteilt. Jeder Dekubitus beginnt mit einer Rötung. Mit dem Fingertest kann man herausfinden, ob es sich um einen Dekubitus handelt: Bildet sich nach dem Drücken auf die Stelle ein weißer Rand um die Rötung, liegt mit ziemlicher Sicherheit kein Dekubitus vor. Bleibt die Rötung aber nach dem Drücken, könnte ein Dekubitus ersten Grades vorliegen. Die Behandlung bei Grad 1 können pflegende Angehörige selbst vornehmen. Ab Dekubitus-Grad 2 gehört die Behandlung in die Verantwortung von Fachkräften, etwa eines ausgebildeten Pflegedienstes.


Vor der Behandlung führt der Arzt eine genaue Wundanamnese durch und passt die Therapie an. Sollte die Wunde infiziert sein, wird sie mit Antiseptika oder Kochsalz- beziehungsweise sogenannter Ringerlösung gespült, bis die Entzündung abgeklungen ist. Abgestorbenes Gewebe, auch Nekrose genannt, wird aufgrund des hohen Infektionsrisikos chirurgisch entfernt. Schmerzenden Wunden kann die Ärztin oder der Arzt medikamentös entgegenwirken.


Jede einzelne Phase der Wundheilung erfordert spezielle lokal-therapeutische Maßnahmen, mit deren Hilfe ein möglichst körperähnliches Milieu hergestellt wird: feucht, warm und keimarm. Heilt die Wunde schlecht, eignen sich beispielsweise Polyurethanwundauflagen, die Wundsekret und nekrotisches Material gut aufnehmen. Auch silberhaltige Verbände, die Keime abtöten können, oder die Vakuumtherapie, bei der die Wunde unter Luftausschluss heilen kann, kommen zum Einsatz.  


Wichtig ist vor allem die Dekubitus-Prophylaxe. Patienten sollten möglichst oft versuchen, ihre Position im Sitzen oder Liegen zu verändern. Auch kleine Bewegungen haben große Wirkung, zum Beispiel wenn die Patienten das Gesäß anheben oder die Arm- und Beinposition wechseln. Sind sie in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, sollten Pflegende dabei unterstützen.


Sich regelmäßig zu bewegen, ist eine der wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen. Ist die Beweglichkeit durch eine Behinderung, eine Erkrankung oder aufgrund des Alters eingeschränkt, hilft Krankengymnastik. Sie fördert die Durchblutung und kann die Beweglichkeit verbessern.

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